Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Capitel.
Allgemeine politische Verhältnisse. 1534 -- 36.


Unternehmung Carls V auf Tunis.

Im Sommer 1534 war Carl V entschlossen, die deut-
schen Fürsten die seinem Hause Würtenberg entrissen, und den
König von Frankreich der dieselben hiebei unterstützt hatte,
dafür zu züchtigen. Seine Gesandten suchten die Sache in
Deutschland vorzubereiten; in seinem Staatsrath ward in
Überlegung gezogen ob es nicht rathsam sey Marseille zu
überraschen, um den König von Frankreich bei sich selbst zu
beschäftigen.

In diesem Augenblick aber trat ein Ereigniß ein, das
seiner Thätigkeit und vielleicht seinen Ideen fürs Erste eine
andere Richtung gab.

Einem glücklichen Corsaren, Chaireddin, genannt Bar-
barossa
, der im Dienste der alten einheimischen Dynastien
des westlichen Africa emporgekommen, war es schon früher
gelungen sich in Algier festzusetzen; -- mit Freibeutern, die ihr
Glück zu machen suchten wie er es gemacht, südeuropäischen
Renegaten, und hauptsächlich spanischen Morisken, die er selbst
herübergeholt, -- siebenmal, sagen die osmanischen Geschicht-
schreiber, gieng und kam die Carawane, -- hatte er einen

Erſtes Capitel.
Allgemeine politiſche Verhältniſſe. 1534 — 36.


Unternehmung Carls V auf Tunis.

Im Sommer 1534 war Carl V entſchloſſen, die deut-
ſchen Fürſten die ſeinem Hauſe Würtenberg entriſſen, und den
König von Frankreich der dieſelben hiebei unterſtützt hatte,
dafür zu züchtigen. Seine Geſandten ſuchten die Sache in
Deutſchland vorzubereiten; in ſeinem Staatsrath ward in
Überlegung gezogen ob es nicht rathſam ſey Marſeille zu
überraſchen, um den König von Frankreich bei ſich ſelbſt zu
beſchäftigen.

In dieſem Augenblick aber trat ein Ereigniß ein, das
ſeiner Thätigkeit und vielleicht ſeinen Ideen fürs Erſte eine
andere Richtung gab.

Einem glücklichen Corſaren, Chaireddin, genannt Bar-
baroſſa
, der im Dienſte der alten einheimiſchen Dynaſtien
des weſtlichen Africa emporgekommen, war es ſchon früher
gelungen ſich in Algier feſtzuſetzen; — mit Freibeutern, die ihr
Glück zu machen ſuchten wie er es gemacht, ſüdeuropäiſchen
Renegaten, und hauptſächlich ſpaniſchen Morisken, die er ſelbſt
herübergeholt, — ſiebenmal, ſagen die osmaniſchen Geſchicht-
ſchreiber, gieng und kam die Carawane, — hatte er einen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0022" n="[10]"/>
        <div n="2">
          <head xml:id="nav-22"><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Capitel</hi>.<lb/>
Allgemeine politi&#x017F;che Verhältni&#x017F;&#x017F;e. 1534 &#x2014; 36.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>Unternehmung <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118560093 ">Carls <hi rendition="#aq">V</hi></persName> auf <placeName>Tunis</placeName>.</head><lb/>
            <p>Im Sommer 1534 war <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118560093 ">Carl <hi rendition="#aq">V</hi></persName> ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, die deut-<lb/>
&#x017F;chen Für&#x017F;ten die               &#x017F;einem Hau&#x017F;e <placeName>Würtenberg</placeName> entri&#x017F;&#x017F;en, und den<lb/>
König von                 <placeName>Frankreich</placeName> der die&#x017F;elben hiebei unter&#x017F;tützt hatte,<lb/>
dafür               zu züchtigen. Seine Ge&#x017F;andten &#x017F;uchten die Sache                 in<lb/><placeName>Deut&#x017F;chland</placeName> vorzubereiten; in &#x017F;einem Staatsrath ward               in<lb/>
Überlegung gezogen ob es nicht rath&#x017F;am &#x017F;ey <placeName>Mar&#x017F;eille</placeName>               zu<lb/>
überra&#x017F;chen, um den König von <placeName>Frankreich</placeName> bei &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t               zu<lb/>
be&#x017F;chäftigen.</p><lb/>
            <p>In die&#x017F;em Augenblick aber trat ein Ereigniß ein, das<lb/>
&#x017F;einer Thätigkeit und vielleicht &#x017F;einen Ideen fürs Er&#x017F;te eine<lb/>
andere Richtung gab.</p><lb/>
            <p>Einem glücklichen Cor&#x017F;aren, <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118675435">Chaireddin</persName>, genannt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118675435">Bar-<lb/>
baro&#x017F;&#x017F;a</persName>, der im Dien&#x017F;te               der alten einheimi&#x017F;chen Dyna&#x017F;tien<lb/>
des we&#x017F;tlichen <placeName>Africa</placeName>               emporgekommen, war es &#x017F;chon früher<lb/>
gelungen &#x017F;ich in <placeName>Algier</placeName>               fe&#x017F;tzu&#x017F;etzen; &#x2014; mit Freibeutern, die ihr<lb/>
Glück zu machen &#x017F;uchten wie er es               gemacht, &#x017F;üdeuropäi&#x017F;chen<lb/>
Renegaten, und haupt&#x017F;ächlich &#x017F;pani&#x017F;chen Morisken, die er               &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
herübergeholt, &#x2014; &#x017F;iebenmal, &#x017F;agen die osmani&#x017F;chen Ge&#x017F;chicht-<lb/>
&#x017F;chreiber,               gieng und kam die Carawane, &#x2014; hatte er einen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[10]/0022] Erſtes Capitel. Allgemeine politiſche Verhältniſſe. 1534 — 36. Unternehmung Carls V auf Tunis. Im Sommer 1534 war Carl V entſchloſſen, die deut- ſchen Fürſten die ſeinem Hauſe Würtenberg entriſſen, und den König von Frankreich der dieſelben hiebei unterſtützt hatte, dafür zu züchtigen. Seine Geſandten ſuchten die Sache in Deutſchland vorzubereiten; in ſeinem Staatsrath ward in Überlegung gezogen ob es nicht rathſam ſey Marſeille zu überraſchen, um den König von Frankreich bei ſich ſelbſt zu beſchäftigen. In dieſem Augenblick aber trat ein Ereigniß ein, das ſeiner Thätigkeit und vielleicht ſeinen Ideen fürs Erſte eine andere Richtung gab. Einem glücklichen Corſaren, Chaireddin, genannt Bar- baroſſa, der im Dienſte der alten einheimiſchen Dynaſtien des weſtlichen Africa emporgekommen, war es ſchon früher gelungen ſich in Algier feſtzuſetzen; — mit Freibeutern, die ihr Glück zu machen ſuchten wie er es gemacht, ſüdeuropäiſchen Renegaten, und hauptſächlich ſpaniſchen Morisken, die er ſelbſt herübergeholt, — ſiebenmal, ſagen die osmaniſchen Geſchicht- ſchreiber, gieng und kam die Carawane, — hatte er einen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/22
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/22>, abgerufen am 21.11.2024.