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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Berathung der Reichsstände in Regensburg.
ser es wünsche: sie wiederholten, was Brandenburg gesagt,
daß dieß zur Beruhigung der aufgebrachten Gemüther treff-
lich dienen werde.

In dem Rathe der Protestanten hatten zwar die Theo-
logen mancherlei einzuwenden, da sie doch in den vergliche-
nen Artikeln nicht ihre volle Ansicht wiederfanden. Martin
Luther
, an den eine eigne Gesandtschaft abgeordnet worden,
an deren Spitze ein Paar Fürsten des Reiches, seine Nach-
barn, Georg und Johann von Anhalt, standen, hatte sich
von der Meinung, daß hinter allen diesen Anschlägen Trug
und Verrath laure, nicht los machen können. Eine im er-
sten Augenblick nicht ungünstige Ansicht der Sache -- denn
auch er sah wohl daß die Annahme und Predigt der ver-
glichenen Artikel viele andre Meinungen seiner Gegner zu
Schanden machen werde -- ward ihm später, da er den
Dingen und Personen zu ferne stand, wieder verdunkelt. 1
Das hinderte aber die Gesandten und Räthe der protestan-
tischen Stände nicht, in einer amtlichen Eingabe am 14ten
Juli die Annahme der verglichenen Artikel zu empfehlen, wie
sie sich ausdrücken, "zu einem guten, christlichen Anfang der
Concordia": möchte man nur dagegen den augsburgischen
Abschied aufheben, der zur Eintracht nicht tauge. 2


1 Vergl. Luthers Briefe vom 6ten, 12ten, 22sten Juni (da
schreibt er Melanchthon, daß der Churfürst und Brück an jener Ant-
wort Antheil gehabt: "meam responsionem paucis verbis additis
more suo formaverunt,"
und freut sich daß der mainzische Rath miß-
lungen), 29sten Juni, 4ten August. D. W. V.
2 "Dieweil sie (die protestantischen Stände) denn ihnen die
verglichenen Artikel in rechtem christlichen Verstand, Inhalts dersel-
ben ihrer übergebnen Antwort und Schriften, haben gefallen lassen:
so beruhen sie noch darauf, und bitten unterthänigst, ihre Kais. M.

Berathung der Reichsſtaͤnde in Regensburg.
ſer es wünſche: ſie wiederholten, was Brandenburg geſagt,
daß dieß zur Beruhigung der aufgebrachten Gemüther treff-
lich dienen werde.

In dem Rathe der Proteſtanten hatten zwar die Theo-
logen mancherlei einzuwenden, da ſie doch in den vergliche-
nen Artikeln nicht ihre volle Anſicht wiederfanden. Martin
Luther
, an den eine eigne Geſandtſchaft abgeordnet worden,
an deren Spitze ein Paar Fürſten des Reiches, ſeine Nach-
barn, Georg und Johann von Anhalt, ſtanden, hatte ſich
von der Meinung, daß hinter allen dieſen Anſchlägen Trug
und Verrath laure, nicht los machen können. Eine im er-
ſten Augenblick nicht ungünſtige Anſicht der Sache — denn
auch er ſah wohl daß die Annahme und Predigt der ver-
glichenen Artikel viele andre Meinungen ſeiner Gegner zu
Schanden machen werde — ward ihm ſpäter, da er den
Dingen und Perſonen zu ferne ſtand, wieder verdunkelt. 1
Das hinderte aber die Geſandten und Räthe der proteſtan-
tiſchen Stände nicht, in einer amtlichen Eingabe am 14ten
Juli die Annahme der verglichenen Artikel zu empfehlen, wie
ſie ſich ausdrücken, „zu einem guten, chriſtlichen Anfang der
Concordia“: möchte man nur dagegen den augsburgiſchen
Abſchied aufheben, der zur Eintracht nicht tauge. 2


1 Vergl. Luthers Briefe vom 6ten, 12ten, 22ſten Juni (da
ſchreibt er Melanchthon, daß der Churfuͤrſt und Bruͤck an jener Ant-
wort Antheil gehabt: „meam responsionem paucis verbis additis
more suo formaverunt,“
und freut ſich daß der mainziſche Rath miß-
lungen), 29ſten Juni, 4ten Auguſt. D. W. V.
2 „Dieweil ſie (die proteſtantiſchen Staͤnde) denn ihnen die
verglichenen Artikel in rechtem chriſtlichen Verſtand, Inhalts derſel-
ben ihrer uͤbergebnen Antwort und Schriften, haben gefallen laſſen:
ſo beruhen ſie noch darauf, und bitten unterthaͤnigſt, ihre Kaiſ. M.
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[217/0229] Berathung der Reichsſtaͤnde in Regensburg. ſer es wünſche: ſie wiederholten, was Brandenburg geſagt, daß dieß zur Beruhigung der aufgebrachten Gemüther treff- lich dienen werde. In dem Rathe der Proteſtanten hatten zwar die Theo- logen mancherlei einzuwenden, da ſie doch in den vergliche- nen Artikeln nicht ihre volle Anſicht wiederfanden. Martin Luther, an den eine eigne Geſandtſchaft abgeordnet worden, an deren Spitze ein Paar Fürſten des Reiches, ſeine Nach- barn, Georg und Johann von Anhalt, ſtanden, hatte ſich von der Meinung, daß hinter allen dieſen Anſchlägen Trug und Verrath laure, nicht los machen können. Eine im er- ſten Augenblick nicht ungünſtige Anſicht der Sache — denn auch er ſah wohl daß die Annahme und Predigt der ver- glichenen Artikel viele andre Meinungen ſeiner Gegner zu Schanden machen werde — ward ihm ſpäter, da er den Dingen und Perſonen zu ferne ſtand, wieder verdunkelt. 1 Das hinderte aber die Geſandten und Räthe der proteſtan- tiſchen Stände nicht, in einer amtlichen Eingabe am 14ten Juli die Annahme der verglichenen Artikel zu empfehlen, wie ſie ſich ausdrücken, „zu einem guten, chriſtlichen Anfang der Concordia“: möchte man nur dagegen den augsburgiſchen Abſchied aufheben, der zur Eintracht nicht tauge. 2 1 Vergl. Luthers Briefe vom 6ten, 12ten, 22ſten Juni (da ſchreibt er Melanchthon, daß der Churfuͤrſt und Bruͤck an jener Ant- wort Antheil gehabt: „meam responsionem paucis verbis additis more suo formaverunt,“ und freut ſich daß der mainziſche Rath miß- lungen), 29ſten Juni, 4ten Auguſt. D. W. V. 2 „Dieweil ſie (die proteſtantiſchen Staͤnde) denn ihnen die verglichenen Artikel in rechtem chriſtlichen Verſtand, Inhalts derſel- ben ihrer uͤbergebnen Antwort und Schriften, haben gefallen laſſen: ſo beruhen ſie noch darauf, und bitten unterthaͤnigſt, ihre Kaiſ. M.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/229>, abgerufen am 27.11.2024.