Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Reichstag in Speier 1542. so viel Beschäftigung, daß die Theilnahme an den diesseitigenAngelegenheiten, die er versprochen und die er auch noch im- mer hoffen ließ, schwerlich mehr erwartet werden durfte. Zunächst war Ferdinand ganz auf die deutschen Stände Die Nachrichten aus Ungarn hatten dieß Mal den größ- Jedoch dürfte man nicht glauben, daß mit dem Beschluß Die vorläufige Bedingung, ohne die überhaupt nicht 1 Schon im October 1541 ward eine Versammlung der erb-
verbrüderten Fürsten von Sachsen, Hessen und Brandenburg gehal- ten, um über die Hülfe zu berathen, die einer dem andern leisten wolle wenn etwa auch Böhmen in die Hände des Sultans falle und dieser Deutschland unmittelbar angreife. (Urk. im Berl. Arch.) Reichstag in Speier 1542. ſo viel Beſchäftigung, daß die Theilnahme an den dieſſeitigenAngelegenheiten, die er verſprochen und die er auch noch im- mer hoffen ließ, ſchwerlich mehr erwartet werden durfte. Zunächſt war Ferdinand ganz auf die deutſchen Stände Die Nachrichten aus Ungarn hatten dieß Mal den größ- Jedoch dürfte man nicht glauben, daß mit dem Beſchluß Die vorläufige Bedingung, ohne die überhaupt nicht 1 Schon im October 1541 ward eine Verſammlung der erb-
verbruͤderten Fuͤrſten von Sachſen, Heſſen und Brandenburg gehal- ten, um uͤber die Huͤlfe zu berathen, die einer dem andern leiſten wolle wenn etwa auch Boͤhmen in die Haͤnde des Sultans falle und dieſer Deutſchland unmittelbar angreife. (Urk. im Berl. Arch.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0249" n="237"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag in <placeName>Speier</placeName> 1542</hi>.</fw><lb/> ſo viel Beſchäftigung, daß die Theilnahme an den dieſſeitigen<lb/> Angelegenheiten, die er verſprochen und die er auch noch im-<lb/> mer hoffen ließ, ſchwerlich mehr erwartet werden durfte.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Zunächſt war <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118532502">Ferdinand</persName> ganz auf die deutſchen Stände<lb/> angewieſen, die ſich im Anfang des Jahres 1542 in <placeName>Speier</placeName><lb/> verſammelten.</p><lb/> <p>Die Nachrichten aus <placeName>Ungarn</placeName> hatten dieß Mal den größ-<lb/> ten Eindruck gemacht, da ſie wohl geeignet waren, jedem<lb/> Einzelnen ſeine eigene Gefahr in Erinnerung zu bringen. <note place="foot" n="1">Schon im October 1541 ward eine Verſammlung der erb-<lb/> verbruͤderten Fuͤrſten von <placeName>Sachſen</placeName>, <placeName>Heſſen</placeName> und <placeName>Brandenburg</placeName> gehal-<lb/> ten, um uͤber die Huͤlfe zu berathen, die einer dem andern leiſten<lb/> wolle wenn etwa auch <placeName>Boͤhmen</placeName> in die Haͤnde des Sultans falle und<lb/> dieſer <placeName>Deutſchland</placeName> unmittelbar angreife. (Urk. im Berl. Arch.)</note><lb/> Auch zeigte man ſich auf dem Reichstag zu <placeName>Speier</placeName> — der<lb/> venezianiſche Geſandte iſt davon ganz überraſcht — endlich<lb/> einmal wieder eifrig und entſchloſſen. Ohne Bedenken ward<lb/> die ſehr anſehnliche Hülfe von 40000 M. z. F., 8000 M.<lb/> z. Pf. verwilligt, mit der man unverzüglich einen Verſuch<lb/> machen wollte, die vorgedrungenen Barbaren wieder zurück-<lb/> zujagen. Churfürſt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557556">Joachim <hi rendition="#aq">II</hi> von Brandenburg</persName> ſollte die<lb/> Anführung übernehmen.</p><lb/> <p>Jedoch dürfte man nicht glauben, daß mit dem Beſchluß<lb/> nun auch ſchon die Ausführung deſſelben geſichert geweſen wäre.</p><lb/> <p>Die vorläufige Bedingung, ohne die überhaupt nicht<lb/> daran zu denken geweſen wäre, ein allgemeiner Stillſtand, bis<lb/> fünf Jahre nach Ausgang des Krieges, genügte doch noch<lb/> nicht ganz, um alles zu beruhigen. Die Proteſtanten ver-<lb/> nahmen, der Kaiſer habe bei ſeiner Zuſammenkunft mit dem<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [237/0249]
Reichstag in Speier 1542.
ſo viel Beſchäftigung, daß die Theilnahme an den dieſſeitigen
Angelegenheiten, die er verſprochen und die er auch noch im-
mer hoffen ließ, ſchwerlich mehr erwartet werden durfte.
Zunächſt war Ferdinand ganz auf die deutſchen Stände
angewieſen, die ſich im Anfang des Jahres 1542 in Speier
verſammelten.
Die Nachrichten aus Ungarn hatten dieß Mal den größ-
ten Eindruck gemacht, da ſie wohl geeignet waren, jedem
Einzelnen ſeine eigene Gefahr in Erinnerung zu bringen. 1
Auch zeigte man ſich auf dem Reichstag zu Speier — der
venezianiſche Geſandte iſt davon ganz überraſcht — endlich
einmal wieder eifrig und entſchloſſen. Ohne Bedenken ward
die ſehr anſehnliche Hülfe von 40000 M. z. F., 8000 M.
z. Pf. verwilligt, mit der man unverzüglich einen Verſuch
machen wollte, die vorgedrungenen Barbaren wieder zurück-
zujagen. Churfürſt Joachim II von Brandenburg ſollte die
Anführung übernehmen.
Jedoch dürfte man nicht glauben, daß mit dem Beſchluß
nun auch ſchon die Ausführung deſſelben geſichert geweſen wäre.
Die vorläufige Bedingung, ohne die überhaupt nicht
daran zu denken geweſen wäre, ein allgemeiner Stillſtand, bis
fünf Jahre nach Ausgang des Krieges, genügte doch noch
nicht ganz, um alles zu beruhigen. Die Proteſtanten ver-
nahmen, der Kaiſer habe bei ſeiner Zuſammenkunft mit dem
1 Schon im October 1541 ward eine Verſammlung der erb-
verbruͤderten Fuͤrſten von Sachſen, Heſſen und Brandenburg gehal-
ten, um uͤber die Huͤlfe zu berathen, die einer dem andern leiſten
wolle wenn etwa auch Boͤhmen in die Haͤnde des Sultans falle und
dieſer Deutſchland unmittelbar angreife. (Urk. im Berl. Arch.)
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