Man sieht wohl, die Abkunft war dem Churfürsten sehr günstig. Nun habe derselbe doch, sagt Melchior von Osse, einen Fuß ins Land Meißen gesetzt; wären nur die Veran- lasser dieser Unlust um eine Spanne kürzer gemacht worden: da sie wohl dafür gesorgt daß das nicht geschehen, so werde noch mancher Widerwille im Hause Sachsen erfolgen.
Fürs Erste war jedoch die Beilegung dieser Händel, zumal da die Unterhandlungen dazu beigetragen hatten, das Vertrauen zwischen Johann Friedrich und Philipp wieder herzustellen, ein großes Glück.
Während es sich anließ, als würden zwei der mächtig- sten evangelischen Fürsten unter einander handgemein wer- den, kamen auf der andern Seite die alten Feindseligkeiten der reichsständischen Mehrheit, die so lange gedroht, wenig- stens an Einem Puncte wirklich zum Ausbruch.
Durch den Widerspruch der immer stärker wurde, war das Kammergericht nur um so heftiger gereizt worden. Die Beisitzer desselben, die mit den Priestern in Speier zusam- men lebten, mit ihnen aßen und tranken und eben so viel Anstoß gaben wie sie, waren zwar nicht etwa sehr eifrige Gläubige; sie meinten: glauben möge jeder was er wolle, allein auf den Rechtspunct komme es an in der Welt; aber nur um so mehr schalten sie auf die protestantischen Fürsten, auf das was sie deren Kirchenraub nannten, sie gedachten ihrer nie ohne Schmähungen. 1 Wir erinnern uns der Klagen
1Pro reformatione camerae imperialis 1542, eine Beschwerde- schrift über die Mängel des Gerichtes, im Berliner Archiv. Sie sa-
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Braunſchweiger Irrung.
Man ſieht wohl, die Abkunft war dem Churfürſten ſehr günſtig. Nun habe derſelbe doch, ſagt Melchior von Oſſe, einen Fuß ins Land Meißen geſetzt; wären nur die Veran- laſſer dieſer Unluſt um eine Spanne kürzer gemacht worden: da ſie wohl dafür geſorgt daß das nicht geſchehen, ſo werde noch mancher Widerwille im Hauſe Sachſen erfolgen.
Fürs Erſte war jedoch die Beilegung dieſer Händel, zumal da die Unterhandlungen dazu beigetragen hatten, das Vertrauen zwiſchen Johann Friedrich und Philipp wieder herzuſtellen, ein großes Glück.
Während es ſich anließ, als würden zwei der mächtig- ſten evangeliſchen Fürſten unter einander handgemein wer- den, kamen auf der andern Seite die alten Feindſeligkeiten der reichsſtändiſchen Mehrheit, die ſo lange gedroht, wenig- ſtens an Einem Puncte wirklich zum Ausbruch.
Durch den Widerſpruch der immer ſtärker wurde, war das Kammergericht nur um ſo heftiger gereizt worden. Die Beiſitzer deſſelben, die mit den Prieſtern in Speier zuſam- men lebten, mit ihnen aßen und tranken und eben ſo viel Anſtoß gaben wie ſie, waren zwar nicht etwa ſehr eifrige Gläubige; ſie meinten: glauben möge jeder was er wolle, allein auf den Rechtspunct komme es an in der Welt; aber nur um ſo mehr ſchalten ſie auf die proteſtantiſchen Fürſten, auf das was ſie deren Kirchenraub nannten, ſie gedachten ihrer nie ohne Schmähungen. 1 Wir erinnern uns der Klagen
1Pro reformatione camerae imperialis 1542, eine Beſchwerde- ſchrift uͤber die Maͤngel des Gerichtes, im Berliner Archiv. Sie ſa-
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Braunſchweiger Irrung.
Man ſieht wohl, die Abkunft war dem Churfürſten ſehr
günſtig. Nun habe derſelbe doch, ſagt Melchior von Oſſe,
einen Fuß ins Land Meißen geſetzt; wären nur die Veran-
laſſer dieſer Unluſt um eine Spanne kürzer gemacht worden:
da ſie wohl dafür geſorgt daß das nicht geſchehen, ſo werde
noch mancher Widerwille im Hauſe Sachſen erfolgen.
Fürs Erſte war jedoch die Beilegung dieſer Händel,
zumal da die Unterhandlungen dazu beigetragen hatten, das
Vertrauen zwiſchen Johann Friedrich und Philipp wieder
herzuſtellen, ein großes Glück.
Während es ſich anließ, als würden zwei der mächtig-
ſten evangeliſchen Fürſten unter einander handgemein wer-
den, kamen auf der andern Seite die alten Feindſeligkeiten
der reichsſtändiſchen Mehrheit, die ſo lange gedroht, wenig-
ſtens an Einem Puncte wirklich zum Ausbruch.
Durch den Widerſpruch der immer ſtärker wurde, war
das Kammergericht nur um ſo heftiger gereizt worden. Die
Beiſitzer deſſelben, die mit den Prieſtern in Speier zuſam-
men lebten, mit ihnen aßen und tranken und eben ſo viel
Anſtoß gaben wie ſie, waren zwar nicht etwa ſehr eifrige
Gläubige; ſie meinten: glauben möge jeder was er wolle,
allein auf den Rechtspunct komme es an in der Welt; aber
nur um ſo mehr ſchalten ſie auf die proteſtantiſchen Fürſten,
auf das was ſie deren Kirchenraub nannten, ſie gedachten ihrer
nie ohne Schmähungen. 1 Wir erinnern uns der Klagen
1 Pro reformatione camerae imperialis 1542, eine Beſchwerde-
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/287>, abgerufen am 27.11.2024.
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