Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Reichstag zu Speier 1544. An und für sich hatte sich der König von Frankreich Auch griff der Kaiser die Sache nicht von dieser Seite Es war doch einen Augenblick die Frage ob er damit Der päpstliche Legat Farnese war im Reich, und machte 1 Der König legte an diesem Reichstag seine besondere Pro- position vor, über die Nothwendigkeit der beharrlichen Türkenhülfe: beide in den Frankf. u. Weim. AA. 2 Herzog Ludwig von Baiern wollte den Gesandten dahin in-
struirt wissen, daß sie gesonnen seyen sich an die Kirche zu halten, daß ihnen die Zögerung des Kaisers mit Frankreich Friede zu machen sehr zuwider sey. Herzog Wilhelm war nicht ganz dieser Meinung. Stumpf 258. Naves sagt dem sächsischen Gesandten, "solche des Papsts List und Practica gienge dem Kaiser sehr zu Gemüthe." Reichstag zu Speier 1544. An und für ſich hatte ſich der König von Frankreich Auch griff der Kaiſer die Sache nicht von dieſer Seite Es war doch einen Augenblick die Frage ob er damit Der päpſtliche Legat Farneſe war im Reich, und machte 1 Der Koͤnig legte an dieſem Reichstag ſeine beſondere Pro- poſition vor, uͤber die Nothwendigkeit der beharrlichen Tuͤrkenhuͤlfe: beide in den Frankf. u. Weim. AA. 2 Herzog Ludwig von Baiern wollte den Geſandten dahin in-
ſtruirt wiſſen, daß ſie geſonnen ſeyen ſich an die Kirche zu halten, daß ihnen die Zoͤgerung des Kaiſers mit Frankreich Friede zu machen ſehr zuwider ſey. Herzog Wilhelm war nicht ganz dieſer Meinung. Stumpf 258. Naves ſagt dem ſaͤchſiſchen Geſandten, „ſolche des Papſts Liſt und Practica gienge dem Kaiſer ſehr zu Gemuͤthe.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0311" n="299"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reichstag zu <placeName>Speier</placeName></hi> 1544.</fw><lb/> <p>An und für ſich hatte ſich der König von <placeName>Frankreich</placeName><lb/> noch nicht als Reichsfeind gezeigt. Der Krieg, in dem er<lb/> mit dem Kaiſer begriffen war, beruhte auf den alten Strei-<lb/> tigkeiten ſeines Hauſes mit dem burgundiſchen, in dem beide<lb/> ſchon ſo oft die Entſcheidung durch die Waffen verſucht hatten.</p><lb/> <p>Auch griff der Kaiſer die Sache nicht von dieſer Seite<lb/> an. In der Propoſition mit der er den neuen Reichstag<lb/> zu <placeName>Speier</placeName> (20 Febr. 1544) eröffnete, forderte er zunächſt<lb/> eine beharrliche Hülfe wider die Osmanen; <note place="foot" n="1">Der Koͤnig legte an dieſem Reichstag ſeine beſondere Pro-<lb/> poſition vor, uͤber die Nothwendigkeit der beharrlichen Tuͤrkenhuͤlfe:<lb/> beide in den Frankf. u. Weim. AA.</note> aber indem er<lb/> nun vorſtellte, wie ſeine Abſicht, den Erbfeind perſönlich an-<lb/> zugreifen, bisher alle Zeit durch die Verbindung gehindert<lb/> worden, in welcher <persName ref=" http://d-nb.info/gnd/118534947">Franz <hi rendition="#aq">I</hi></persName> mit demſelben geſtanden, kam<lb/> er auf ſeinen zweiten Antrag, auf den er den größten Nach-<lb/> druck legte, daß ihm das Reich gegen dieſen König unter-<lb/> terſtützen, demſelben den Krieg ankündigen möge.</p><lb/> <p>Es war doch einen Augenblick die Frage ob er damit<lb/> durchdringen würde.</p><lb/> <p>Der päpſtliche Legat <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118686151">Farneſe</persName> war im Reich, und machte<lb/> vielmehr den Vorſchlag daß von Seiten der Stände eine<lb/> Vermittelung zwiſchen Kaiſer und König verſucht werden<lb/> möge: bei einigen eifrig-katholiſchen Ständen fand er da-<lb/> mit Eingang. <note place="foot" n="2">Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/11872939X">Ludwig von Baiern</persName> wollte den Geſandten dahin in-<lb/> ſtruirt wiſſen, daß ſie geſonnen ſeyen ſich an die Kirche zu halten,<lb/> daß ihnen die Zoͤgerung des Kaiſers mit <placeName>Frankreich</placeName> Friede zu machen<lb/> ſehr zuwider ſey. Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118632868">Wilhelm</persName> war nicht ganz dieſer Meinung.<lb/> Stumpf 258. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/137999100">Naves</persName> ſagt dem ſaͤchſiſchen Geſandten, „ſolche des<lb/> Papſts Liſt und Practica gienge dem Kaiſer ſehr zu Gemuͤthe.“</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [299/0311]
Reichstag zu Speier 1544.
An und für ſich hatte ſich der König von Frankreich
noch nicht als Reichsfeind gezeigt. Der Krieg, in dem er
mit dem Kaiſer begriffen war, beruhte auf den alten Strei-
tigkeiten ſeines Hauſes mit dem burgundiſchen, in dem beide
ſchon ſo oft die Entſcheidung durch die Waffen verſucht hatten.
Auch griff der Kaiſer die Sache nicht von dieſer Seite
an. In der Propoſition mit der er den neuen Reichstag
zu Speier (20 Febr. 1544) eröffnete, forderte er zunächſt
eine beharrliche Hülfe wider die Osmanen; 1 aber indem er
nun vorſtellte, wie ſeine Abſicht, den Erbfeind perſönlich an-
zugreifen, bisher alle Zeit durch die Verbindung gehindert
worden, in welcher Franz I mit demſelben geſtanden, kam
er auf ſeinen zweiten Antrag, auf den er den größten Nach-
druck legte, daß ihm das Reich gegen dieſen König unter-
terſtützen, demſelben den Krieg ankündigen möge.
Es war doch einen Augenblick die Frage ob er damit
durchdringen würde.
Der päpſtliche Legat Farneſe war im Reich, und machte
vielmehr den Vorſchlag daß von Seiten der Stände eine
Vermittelung zwiſchen Kaiſer und König verſucht werden
möge: bei einigen eifrig-katholiſchen Ständen fand er da-
mit Eingang. 2
1 Der Koͤnig legte an dieſem Reichstag ſeine beſondere Pro-
poſition vor, uͤber die Nothwendigkeit der beharrlichen Tuͤrkenhuͤlfe:
beide in den Frankf. u. Weim. AA.
2 Herzog Ludwig von Baiern wollte den Geſandten dahin in-
ſtruirt wiſſen, daß ſie geſonnen ſeyen ſich an die Kirche zu halten,
daß ihnen die Zoͤgerung des Kaiſers mit Frankreich Friede zu machen
ſehr zuwider ſey. Herzog Wilhelm war nicht ganz dieſer Meinung.
Stumpf 258. Naves ſagt dem ſaͤchſiſchen Geſandten, „ſolche des
Papſts Liſt und Practica gienge dem Kaiſer ſehr zu Gemuͤthe.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |