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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Reformation im Erzstift Cölln.
Reichstages zu seinem Vorhaben im Allgemeinen autorisirt
gefühlt, so sah er sich nun durch die Beistimmung seiner
Stände in der besondern Art der Ausführung desselben, zu
der er geschritten war, bestärkt.

Jetzt, im Mai 1543, erschien auch Melanchthon, der
sich bisher noch gesträubt hatte, bei ihm in Bonn, und man
schritt nun ernstlich an die Ausfertigung des Reformations-
entwurfes. Man legte dabei die nürnbergisch-fränkische Kir-
chenordnung zu Grunde. Einen Theil derselben bearbeitete
Butzer mit alle der Ausführlichkeit die ihm eigen war und
worin er wenigstens Luthern oft zu viel that. Einen an-
dern, namentlich die Artikel über die Rechtfertigung und die
Kirchen, faßte Melanchthon ab. Besonders über den Bilder-
dienst der hier noch im Schwange gieng, und der an den
crassesten Aberglauben gestreift haben muß, zeigt sich Melanch-
thon
erstaunt. 1 Kein Wunder wenn die Reformationsschrift
diesen Mißbrauch mit besonderm Eifer angreift. Als sie fer-
tig war, wurde sie von dem Erzbischof selbst, in Gegenwart
einiger seiner Räthe, des Grafen von Stolberg, des Dr Len-
nep
, des Coadjutor und Melanchthons geprüft. Hermann
hatte die letzte Ausgabe der lutherischen Bibelübersetzung vor

1 Melanchthon an Cruciger 9 Mai: Tota religio populi est
in adorandis statuis.
An Camerarius: Non posses sine lacrymis
videre harum ecclesiarum labes, in quibus adhuc frequens popu-
lus quotidie concurrit ad statuas. Et in hoc ritu summa est re-
ligionis indoctae multitudinis. Iudicat igitur senex princeps, ne-
cessariam esse emendationem ecclesiarum.
Damit heben sich die
Einwendungen welche unter andern Deckers in seiner Schrift Her-
mann von Wied
p. 111 gegen den Reformationsentwurf macht. Wenn
der Katholicismus heut zu Tage reinere Grundsätze bekennt, so war
der Mißbrauch doch damals unleugbar.
Ranke D. Gesch. IV. 22

Reformation im Erzſtift Coͤlln.
Reichstages zu ſeinem Vorhaben im Allgemeinen autoriſirt
gefühlt, ſo ſah er ſich nun durch die Beiſtimmung ſeiner
Stände in der beſondern Art der Ausführung deſſelben, zu
der er geſchritten war, beſtärkt.

Jetzt, im Mai 1543, erſchien auch Melanchthon, der
ſich bisher noch geſträubt hatte, bei ihm in Bonn, und man
ſchritt nun ernſtlich an die Ausfertigung des Reformations-
entwurfes. Man legte dabei die nürnbergiſch-fränkiſche Kir-
chenordnung zu Grunde. Einen Theil derſelben bearbeitete
Butzer mit alle der Ausführlichkeit die ihm eigen war und
worin er wenigſtens Luthern oft zu viel that. Einen an-
dern, namentlich die Artikel über die Rechtfertigung und die
Kirchen, faßte Melanchthon ab. Beſonders über den Bilder-
dienſt der hier noch im Schwange gieng, und der an den
craſſeſten Aberglauben geſtreift haben muß, zeigt ſich Melanch-
thon
erſtaunt. 1 Kein Wunder wenn die Reformationsſchrift
dieſen Mißbrauch mit beſonderm Eifer angreift. Als ſie fer-
tig war, wurde ſie von dem Erzbiſchof ſelbſt, in Gegenwart
einiger ſeiner Räthe, des Grafen von Stolberg, des Dr Len-
nep
, des Coadjutor und Melanchthons geprüft. Hermann
hatte die letzte Ausgabe der lutheriſchen Bibelüberſetzung vor

1 Melanchthon an Cruciger 9 Mai: Tota religio populi est
in adorandis statuis.
An Camerarius: Non posses sine lacrymis
videre harum ecclesiarum labes, in quibus adhuc frequens popu-
lus quotidie concurrit ad statuas. Et in hoc ritu summa est re-
ligionis indoctae multitudinis. Iudicat igitur senex princeps, ne-
cessariam esse emendationem ecclesiarum.
Damit heben ſich die
Einwendungen welche unter andern Deckers in ſeiner Schrift Her-
mann von Wied
p. 111 gegen den Reformationsentwurf macht. Wenn
der Katholicismus heut zu Tage reinere Grundſaͤtze bekennt, ſo war
der Mißbrauch doch damals unleugbar.
Ranke D. Geſch. IV. 22
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[337/0349] Reformation im Erzſtift Coͤlln. Reichstages zu ſeinem Vorhaben im Allgemeinen autoriſirt gefühlt, ſo ſah er ſich nun durch die Beiſtimmung ſeiner Stände in der beſondern Art der Ausführung deſſelben, zu der er geſchritten war, beſtärkt. Jetzt, im Mai 1543, erſchien auch Melanchthon, der ſich bisher noch geſträubt hatte, bei ihm in Bonn, und man ſchritt nun ernſtlich an die Ausfertigung des Reformations- entwurfes. Man legte dabei die nürnbergiſch-fränkiſche Kir- chenordnung zu Grunde. Einen Theil derſelben bearbeitete Butzer mit alle der Ausführlichkeit die ihm eigen war und worin er wenigſtens Luthern oft zu viel that. Einen an- dern, namentlich die Artikel über die Rechtfertigung und die Kirchen, faßte Melanchthon ab. Beſonders über den Bilder- dienſt der hier noch im Schwange gieng, und der an den craſſeſten Aberglauben geſtreift haben muß, zeigt ſich Melanch- thon erſtaunt. 1 Kein Wunder wenn die Reformationsſchrift dieſen Mißbrauch mit beſonderm Eifer angreift. Als ſie fer- tig war, wurde ſie von dem Erzbiſchof ſelbſt, in Gegenwart einiger ſeiner Räthe, des Grafen von Stolberg, des Dr Len- nep, des Coadjutor und Melanchthons geprüft. Hermann hatte die letzte Ausgabe der lutheriſchen Bibelüberſetzung vor 1 Melanchthon an Cruciger 9 Mai: Tota religio populi est in adorandis statuis. An Camerarius: Non posses sine lacrymis videre harum ecclesiarum labes, in quibus adhuc frequens popu- lus quotidie concurrit ad statuas. Et in hoc ritu summa est re- ligionis indoctae multitudinis. Iudicat igitur senex princeps, ne- cessariam esse emendationem ecclesiarum. Damit heben ſich die Einwendungen welche unter andern Deckers in ſeiner Schrift Her- mann von Wied p. 111 gegen den Reformationsentwurf macht. Wenn der Katholicismus heut zu Tage reinere Grundſaͤtze bekennt, ſo war der Mißbrauch doch damals unleugbar. Ranke D. Geſch. IV. 22

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/349>, abgerufen am 25.11.2024.