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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Erstes Capitel.
Protestanten schlechtweg von der Hand gewiesen. Schon fieng
man an, die Gesetzlichkeit der gegen Cölln vorgekehrten Maaß-
regeln, als auf falscher Voraussetzung beruhend, zu bezwei-
feln; es leuchtete ein, daß so nicht weiter fortzukommen war.

Am 21sten Mai langte der Cardinal von Trient mit sei-
nem Bruder Hildebrand von Madrucci, dem Grafen Felix
von Arco
und vielen andern Edeln aus jener Verwandtschaft,
die einst so vieles zum Ausbruch des Krieges in der Schweiz
beigetragen, zu Regensburg an. Der Cardinal, der früher
wider die Unternehmung gewesen, erklärte sich jetzt mit Eifer
dafür. Der Kaiser sagte, er finde ihn nicht von Eis, wie
man gesagt, sondern von Feuer.

In demselben Moment liefen Briefe von Spanien ein
(vom 8 Mai), in welchen der Prinz, später König Phi-
lipp II
, und der Staatsrath von Spanien den Kaiser er-
mahnten, keinen weiteren Verzug eintreten zu lassen, eine so
heilige und zugleich für die Behauptung seiner eigenen Würde
und Macht so nothwendige Unternehmung zu beginnen; von
Spanien könne er außer den in solchen Fällen gewöhnlichen
Bewilligungen auch noch auf andre große Geldsummen rech-
nen. Der Beichtvater versicherte, daß nichts einen größern
Eindruck auf den Kaiser gemacht habe.

So hatte einst, in ganz andrer Lage der Welt, das
Schreiben eines spanischen Königs, Ferdinand von Aragon,
den Kaiser Siegmund bestimmt, von dem sichern Geleit ab-
zustehn, das er dem Johann Huß bewilligt.

"Ich habe darüber gedacht und wieder gedacht," schreibt
Carl an seine Schwester, "wohlgesinnte und kundige Leute
befragt, und über ihr Gutachten Berathung gepflogen, und

Achtes Buch. Erſtes Capitel.
Proteſtanten ſchlechtweg von der Hand gewieſen. Schon fieng
man an, die Geſetzlichkeit der gegen Cölln vorgekehrten Maaß-
regeln, als auf falſcher Vorausſetzung beruhend, zu bezwei-
feln; es leuchtete ein, daß ſo nicht weiter fortzukommen war.

Am 21ſten Mai langte der Cardinal von Trient mit ſei-
nem Bruder Hildebrand von Madrucci, dem Grafen Felix
von Arco
und vielen andern Edeln aus jener Verwandtſchaft,
die einſt ſo vieles zum Ausbruch des Krieges in der Schweiz
beigetragen, zu Regensburg an. Der Cardinal, der früher
wider die Unternehmung geweſen, erklärte ſich jetzt mit Eifer
dafür. Der Kaiſer ſagte, er finde ihn nicht von Eis, wie
man geſagt, ſondern von Feuer.

In demſelben Moment liefen Briefe von Spanien ein
(vom 8 Mai), in welchen der Prinz, ſpäter König Phi-
lipp II
, und der Staatsrath von Spanien den Kaiſer er-
mahnten, keinen weiteren Verzug eintreten zu laſſen, eine ſo
heilige und zugleich für die Behauptung ſeiner eigenen Würde
und Macht ſo nothwendige Unternehmung zu beginnen; von
Spanien könne er außer den in ſolchen Fällen gewöhnlichen
Bewilligungen auch noch auf andre große Geldſummen rech-
nen. Der Beichtvater verſicherte, daß nichts einen größern
Eindruck auf den Kaiſer gemacht habe.

So hatte einſt, in ganz andrer Lage der Welt, das
Schreiben eines ſpaniſchen Königs, Ferdinand von Aragon,
den Kaiſer Siegmund beſtimmt, von dem ſichern Geleit ab-
zuſtehn, das er dem Johann Huß bewilligt.

„Ich habe darüber gedacht und wieder gedacht,“ ſchreibt
Carl an ſeine Schweſter, „wohlgeſinnte und kundige Leute
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[404/0416] Achtes Buch. Erſtes Capitel. Proteſtanten ſchlechtweg von der Hand gewieſen. Schon fieng man an, die Geſetzlichkeit der gegen Cölln vorgekehrten Maaß- regeln, als auf falſcher Vorausſetzung beruhend, zu bezwei- feln; es leuchtete ein, daß ſo nicht weiter fortzukommen war. Am 21ſten Mai langte der Cardinal von Trient mit ſei- nem Bruder Hildebrand von Madrucci, dem Grafen Felix von Arco und vielen andern Edeln aus jener Verwandtſchaft, die einſt ſo vieles zum Ausbruch des Krieges in der Schweiz beigetragen, zu Regensburg an. Der Cardinal, der früher wider die Unternehmung geweſen, erklärte ſich jetzt mit Eifer dafür. Der Kaiſer ſagte, er finde ihn nicht von Eis, wie man geſagt, ſondern von Feuer. In demſelben Moment liefen Briefe von Spanien ein (vom 8 Mai), in welchen der Prinz, ſpäter König Phi- lipp II, und der Staatsrath von Spanien den Kaiſer er- mahnten, keinen weiteren Verzug eintreten zu laſſen, eine ſo heilige und zugleich für die Behauptung ſeiner eigenen Würde und Macht ſo nothwendige Unternehmung zu beginnen; von Spanien könne er außer den in ſolchen Fällen gewöhnlichen Bewilligungen auch noch auf andre große Geldſummen rech- nen. Der Beichtvater verſicherte, daß nichts einen größern Eindruck auf den Kaiſer gemacht habe. So hatte einſt, in ganz andrer Lage der Welt, das Schreiben eines ſpaniſchen Königs, Ferdinand von Aragon, den Kaiſer Siegmund beſtimmt, von dem ſichern Geleit ab- zuſtehn, das er dem Johann Huß bewilligt. „Ich habe darüber gedacht und wieder gedacht,“ ſchreibt Carl an ſeine Schweſter, „wohlgeſinnte und kundige Leute befragt, und über ihr Gutachten Berathung gepflogen, und

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/416>, abgerufen am 22.11.2024.