Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Zweites Capitel. zu ihrer Confession treten würden, sichern Frieden zugestehn. 1Mit treuherziger Befangenheit überreichten sie diese Antwort dem Kaiser am 13ten Juni. Dem war das doch gleichsam zu viel. Schon waren Dieß ungewohnte Bezeigen kaiserlicher Majestät war im 1 Kurzer Bericht aller ergangenen Handlung auf dem Reichs- tag zu Regensburg bei Hortleder II, iii, 2 241; jedoch so summa- risch daß man die Sache nicht einsieht; ausführlicher in den Frank- furter Acten. 2 Nach einem Tagebuch im Br. A. waren diese Commissionen am 8 Juni gegeben worden. 3 Schreiben des Churfürsten an seine Räthe 21 Juni: "das
ks. M., als J. Mt von den Ständen dieses Teils berürte Antwort überreicht worden, sich mit Lachen wider S. Mt erzeigt, das hatt bei uns ein Nachdenken." Achtes Buch. Zweites Capitel. zu ihrer Confeſſion treten würden, ſichern Frieden zugeſtehn. 1Mit treuherziger Befangenheit überreichten ſie dieſe Antwort dem Kaiſer am 13ten Juni. Dem war das doch gleichſam zu viel. Schon waren Dieß ungewohnte Bezeigen kaiſerlicher Majeſtät war im 1 Kurzer Bericht aller ergangenen Handlung auf dem Reichs- tag zu Regensburg bei Hortleder II, iii, 2 241; jedoch ſo ſumma- riſch daß man die Sache nicht einſieht; ausfuͤhrlicher in den Frank- furter Acten. 2 Nach einem Tagebuch im Br. A. waren dieſe Commiſſionen am 8 Juni gegeben worden. 3 Schreiben des Churfuͤrſten an ſeine Raͤthe 21 Juni: „das
kſ. M., als J. Mt von den Staͤnden dieſes Teils beruͤrte Antwort uͤberreicht worden, ſich mit Lachen wider S. Mt erzeigt, das hatt bei uns ein Nachdenken.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0424" n="412"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> zu ihrer Confeſſion treten würden, ſichern Frieden zugeſtehn. <note place="foot" n="1">Kurzer Bericht aller ergangenen Handlung auf dem Reichs-<lb/> tag zu <placeName>Regensburg</placeName> bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117011312">Hortleder</persName> <hi rendition="#aq">II, <hi rendition="#k">iii</hi>, 2 241;</hi> jedoch ſo ſumma-<lb/> riſch daß man die Sache nicht einſieht; ausfuͤhrlicher in den Frank-<lb/> furter Acten.</note><lb/> Mit treuherziger Befangenheit überreichten ſie dieſe Antwort<lb/> dem Kaiſer am 13ten Juni.</p><lb/> <p>Dem war das doch gleichſam zu viel. Schon waren<lb/> die Oberſten die ihm den Krieg ausführen ſollten, in Pflicht<lb/> genommen; den Landsknechten die man warb, wurden die<lb/> verſchiedenen Muſterplätze bezeichnet, zu denen ſie ſich ſam-<lb/> meln ſollten; <placeName>Italien</placeName> war von <placeName>Neapel</placeName> bis an die <placeName>Tyroler<lb/> Alpen</placeName> mit Rüſtungen erfüllt; ein drittes Heer war der Graf<lb/><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117751588">von Büren</persName> in den <placeName>Niederlanden</placeName> zuſammenzubringen beauf-<lb/> tragt. <note place="foot" n="2">Nach einem Tagebuch im Br. A. waren dieſe Commiſſionen<lb/> am 8 Juni gegeben worden.</note> Es war ihm gegenwärtig, wie er überdieß die Pro-<lb/> teſtanten von allem iſolirt, was ihnen jemals zu Statten ge-<lb/> kommen, ja ſie ſchon in ſich ſelbſt entzweit hatte. Dennoch<lb/> kamen ſie ihm mit den Anmuthungen wieder, die einſt nur<lb/> unter den größten Gefahren bewilligt worden. Als er ihre<lb/> Antwort vernahm, verlor er einen Augenblick das Gleichge-<lb/> wicht der Stimmung und die vornehme Ruhe die er ſonſt<lb/> immer behauptete: er lachte.</p><lb/> <p>Dieß ungewohnte Bezeigen kaiſerlicher Majeſtät war im<lb/> Grunde das Erſte, was den Churfürſten von <placeName>Sachſen</placeName> auf<lb/> die Gefahr aufmerkſam machte, in der er ſich befand. <note place="foot" n="3">Schreiben des Churfuͤrſten an ſeine Raͤthe 21 Juni: „das<lb/> kſ. M., als J. Mt von den Staͤnden dieſes Teils beruͤrte Antwort<lb/> uͤberreicht worden, ſich mit Lachen wider S. Mt erzeigt, das hatt<lb/> bei uns ein Nachdenken.“</note></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [412/0424]
Achtes Buch. Zweites Capitel.
zu ihrer Confeſſion treten würden, ſichern Frieden zugeſtehn. 1
Mit treuherziger Befangenheit überreichten ſie dieſe Antwort
dem Kaiſer am 13ten Juni.
Dem war das doch gleichſam zu viel. Schon waren
die Oberſten die ihm den Krieg ausführen ſollten, in Pflicht
genommen; den Landsknechten die man warb, wurden die
verſchiedenen Muſterplätze bezeichnet, zu denen ſie ſich ſam-
meln ſollten; Italien war von Neapel bis an die Tyroler
Alpen mit Rüſtungen erfüllt; ein drittes Heer war der Graf
von Büren in den Niederlanden zuſammenzubringen beauf-
tragt. 2 Es war ihm gegenwärtig, wie er überdieß die Pro-
teſtanten von allem iſolirt, was ihnen jemals zu Statten ge-
kommen, ja ſie ſchon in ſich ſelbſt entzweit hatte. Dennoch
kamen ſie ihm mit den Anmuthungen wieder, die einſt nur
unter den größten Gefahren bewilligt worden. Als er ihre
Antwort vernahm, verlor er einen Augenblick das Gleichge-
wicht der Stimmung und die vornehme Ruhe die er ſonſt
immer behauptete: er lachte.
Dieß ungewohnte Bezeigen kaiſerlicher Majeſtät war im
Grunde das Erſte, was den Churfürſten von Sachſen auf
die Gefahr aufmerkſam machte, in der er ſich befand. 3
1 Kurzer Bericht aller ergangenen Handlung auf dem Reichs-
tag zu Regensburg bei Hortleder II, iii, 2 241; jedoch ſo ſumma-
riſch daß man die Sache nicht einſieht; ausfuͤhrlicher in den Frank-
furter Acten.
2 Nach einem Tagebuch im Br. A. waren dieſe Commiſſionen
am 8 Juni gegeben worden.
3 Schreiben des Churfuͤrſten an ſeine Raͤthe 21 Juni: „das
kſ. M., als J. Mt von den Staͤnden dieſes Teils beruͤrte Antwort
uͤberreicht worden, ſich mit Lachen wider S. Mt erzeigt, das hatt
bei uns ein Nachdenken.“
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