besonders in den letzten Jahren nicht geringe Mängel her- ausgestellt.
Vor allem fehlte viel, daß er sämmtliche evangelische Stände vereinigt hätte: Churfürst Joachim z. B. hatte die Bestätigung seiner Kirchenordnung mit dem Versprechen er- worben, den Bund zu vermeiden. Andere wollten die Ver- pflichtungen desselben nicht auf sich nehmen: wie Herzog Mo- ritz alle die Jahre daher. Der König von Dänemark hielt sich entfernt, weil man ihm im J. 1544 nicht die Hülfe geleistet, auf die er Anspruch machte. Markgraf Hans von Cüstrin sonderte sich aus Rücksicht auf seinen Schwieger- vater von Braunschweig ab. Unter den Städten hielt Nürn- berg von Anfang an immer seine eigenthümliche politische Stellung fest; das Nemliche war mit Regensburg, Rothen- burg, Schweinfurt, Dünkelspiel, Nördlingen der Fall.
Aber auch unter Denen, die dem Bunde beigetreten, zeigte sich mancherlei Mißverständniß. Die oberländischen Stände waren mißvergnügt, daß ihnen die braunschweigische Sache, die sie wenig angehe, doch so viel gekostet; die niedersäch- sischen beklagten sich, daß man alle Versammlungen im Ober- land ansetze, und drohten wohl, in Zukunft bei solchen nicht zu erscheinen. Die Fürsten mit ihren mancherlei Rechtsan- sprüchen empfanden es als einen Übelstand, daß ein Bund, der alle ihre Kräfte in Anspruch nahm, sie doch gerade in Fragen verließ, an denen ihrer Politik das Meiste lag: z. B. den Landgrafen in der nassauischen Sache. Aber auch Jo- hann Friedrich beschwerte sich, daß man die Einrichtungen die er mit dem Bisthum Naumburg vorgenommen, nicht auch von Bundes wegen als eine Religionssache anerkennen
Achtes Buch. Zweites Capitel.
beſonders in den letzten Jahren nicht geringe Mängel her- ausgeſtellt.
Vor allem fehlte viel, daß er ſämmtliche evangeliſche Stände vereinigt hätte: Churfürſt Joachim z. B. hatte die Beſtätigung ſeiner Kirchenordnung mit dem Verſprechen er- worben, den Bund zu vermeiden. Andere wollten die Ver- pflichtungen deſſelben nicht auf ſich nehmen: wie Herzog Mo- ritz alle die Jahre daher. Der König von Dänemark hielt ſich entfernt, weil man ihm im J. 1544 nicht die Hülfe geleiſtet, auf die er Anſpruch machte. Markgraf Hans von Cüſtrin ſonderte ſich aus Rückſicht auf ſeinen Schwieger- vater von Braunſchweig ab. Unter den Städten hielt Nürn- berg von Anfang an immer ſeine eigenthümliche politiſche Stellung feſt; das Nemliche war mit Regensburg, Rothen- burg, Schweinfurt, Dünkelſpiel, Nördlingen der Fall.
Aber auch unter Denen, die dem Bunde beigetreten, zeigte ſich mancherlei Mißverſtändniß. Die oberländiſchen Stände waren mißvergnügt, daß ihnen die braunſchweigiſche Sache, die ſie wenig angehe, doch ſo viel gekoſtet; die niederſäch- ſiſchen beklagten ſich, daß man alle Verſammlungen im Ober- land anſetze, und drohten wohl, in Zukunft bei ſolchen nicht zu erſcheinen. Die Fürſten mit ihren mancherlei Rechtsan- ſprüchen empfanden es als einen Übelſtand, daß ein Bund, der alle ihre Kräfte in Anſpruch nahm, ſie doch gerade in Fragen verließ, an denen ihrer Politik das Meiſte lag: z. B. den Landgrafen in der naſſauiſchen Sache. Aber auch Jo- hann Friedrich beſchwerte ſich, daß man die Einrichtungen die er mit dem Bisthum Naumburg vorgenommen, nicht auch von Bundes wegen als eine Religionsſache anerkennen
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Achtes Buch. Zweites Capitel.
beſonders in den letzten Jahren nicht geringe Mängel her-
ausgeſtellt.
Vor allem fehlte viel, daß er ſämmtliche evangeliſche
Stände vereinigt hätte: Churfürſt Joachim z. B. hatte die
Beſtätigung ſeiner Kirchenordnung mit dem Verſprechen er-
worben, den Bund zu vermeiden. Andere wollten die Ver-
pflichtungen deſſelben nicht auf ſich nehmen: wie Herzog Mo-
ritz alle die Jahre daher. Der König von Dänemark hielt
ſich entfernt, weil man ihm im J. 1544 nicht die Hülfe
geleiſtet, auf die er Anſpruch machte. Markgraf Hans von
Cüſtrin ſonderte ſich aus Rückſicht auf ſeinen Schwieger-
vater von Braunſchweig ab. Unter den Städten hielt Nürn-
berg von Anfang an immer ſeine eigenthümliche politiſche
Stellung feſt; das Nemliche war mit Regensburg, Rothen-
burg, Schweinfurt, Dünkelſpiel, Nördlingen der Fall.
Aber auch unter Denen, die dem Bunde beigetreten, zeigte
ſich mancherlei Mißverſtändniß. Die oberländiſchen Stände
waren mißvergnügt, daß ihnen die braunſchweigiſche Sache,
die ſie wenig angehe, doch ſo viel gekoſtet; die niederſäch-
ſiſchen beklagten ſich, daß man alle Verſammlungen im Ober-
land anſetze, und drohten wohl, in Zukunft bei ſolchen nicht
zu erſcheinen. Die Fürſten mit ihren mancherlei Rechtsan-
ſprüchen empfanden es als einen Übelſtand, daß ein Bund,
der alle ihre Kräfte in Anſpruch nahm, ſie doch gerade in
Fragen verließ, an denen ihrer Politik das Meiſte lag: z. B.
den Landgrafen in der naſſauiſchen Sache. Aber auch Jo-
hann Friedrich beſchwerte ſich, daß man die Einrichtungen
die er mit dem Bisthum Naumburg vorgenommen, nicht
auch von Bundes wegen als eine Religionsſache anerkennen
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/426>, abgerufen am 22.11.2024.
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