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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Der schmalkaldische Krieg. Flugschriften.
Gottes Ordnung. Das italienische Kriegsvolk das ihm zu-
gezogen, verglichen sie wohl mit dem Heere des Quinctilius
Varus
; eben so aber werde es ihm gehn, wie es dem ge-
gangen durch den sächsischen Fürsten Arminius. 1 Nicht als
hätten sie sich die Überlegenheit ihres Feindes verborgen.
Die Gebete die man in den Kirchen hielt, athmen das Ge-
fühl der Gefahr "vor der Feinde Rath und Macht, vor den
fremden mörderischen Nationen, die ihre Unzucht ausüben
und ihre Abgötterei bestätigen wollen." Aber eben darum
hofft man auch auf den Gott der sein Volk im rothen Meer
erhalten hat: er wird die Seinen auch gegen diesen neuen
Antiochus vertheidigen. Hie und da werden alle Tage um
zwölf die großen Glocken angezogen, dann treten die Haus-
väter mit Weib und Kind und ihrem Gesinde zusammen,
um die Erhaltung nicht allein des reinen Wortes, sondern
auch der deutschen Zucht und Ehrbarkeit zu beten; der Ar-
beiter der auf offenem Platz an seiner Arbeit ist, tritt davon
zurück und fällt einen Augenblick auf die Knie. Denn der
Grund des Krieges ist, wie die magdeburgischen Prediger
sagen, zuletzt nur des Teufels unabläßiges Wüthen wider
Christum und seine Kirche. "Dort zu Rom auf seinem
Stuhl sitzt das Kind des Verderbens, der Mensch der Sünde,
und hat seine Freude daran, daß die Deutschen (um sei-
netwillen) gegen einander in Waffen sind und ihr eigenes
Blut vergießen."

Die Sache wäre wohl entschieden gewesen, wenn der
Tiefe und Macht dieser Antriebe auch die Kriegführung und
allgemeine Haltung der Protestanten entsprochen hätte.


1 Glossirte Zeitung aus Welschland bei Hortleder II, iii, 13.

Der ſchmalkaldiſche Krieg. Flugſchriften.
Gottes Ordnung. Das italieniſche Kriegsvolk das ihm zu-
gezogen, verglichen ſie wohl mit dem Heere des Quinctilius
Varus
; eben ſo aber werde es ihm gehn, wie es dem ge-
gangen durch den ſächſiſchen Fürſten Arminius. 1 Nicht als
hätten ſie ſich die Überlegenheit ihres Feindes verborgen.
Die Gebete die man in den Kirchen hielt, athmen das Ge-
fühl der Gefahr „vor der Feinde Rath und Macht, vor den
fremden mörderiſchen Nationen, die ihre Unzucht ausüben
und ihre Abgötterei beſtätigen wollen.“ Aber eben darum
hofft man auch auf den Gott der ſein Volk im rothen Meer
erhalten hat: er wird die Seinen auch gegen dieſen neuen
Antiochus vertheidigen. Hie und da werden alle Tage um
zwölf die großen Glocken angezogen, dann treten die Haus-
väter mit Weib und Kind und ihrem Geſinde zuſammen,
um die Erhaltung nicht allein des reinen Wortes, ſondern
auch der deutſchen Zucht und Ehrbarkeit zu beten; der Ar-
beiter der auf offenem Platz an ſeiner Arbeit iſt, tritt davon
zurück und fällt einen Augenblick auf die Knie. Denn der
Grund des Krieges iſt, wie die magdeburgiſchen Prediger
ſagen, zuletzt nur des Teufels unabläßiges Wüthen wider
Chriſtum und ſeine Kirche. „Dort zu Rom auf ſeinem
Stuhl ſitzt das Kind des Verderbens, der Menſch der Sünde,
und hat ſeine Freude daran, daß die Deutſchen (um ſei-
netwillen) gegen einander in Waffen ſind und ihr eigenes
Blut vergießen.“

Die Sache wäre wohl entſchieden geweſen, wenn der
Tiefe und Macht dieſer Antriebe auch die Kriegführung und
allgemeine Haltung der Proteſtanten entſprochen hätte.


1 Gloſſirte Zeitung aus Welſchland bei Hortleder II, iii, 13.
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[427/0439] Der ſchmalkaldiſche Krieg. Flugſchriften. Gottes Ordnung. Das italieniſche Kriegsvolk das ihm zu- gezogen, verglichen ſie wohl mit dem Heere des Quinctilius Varus; eben ſo aber werde es ihm gehn, wie es dem ge- gangen durch den ſächſiſchen Fürſten Arminius. 1 Nicht als hätten ſie ſich die Überlegenheit ihres Feindes verborgen. Die Gebete die man in den Kirchen hielt, athmen das Ge- fühl der Gefahr „vor der Feinde Rath und Macht, vor den fremden mörderiſchen Nationen, die ihre Unzucht ausüben und ihre Abgötterei beſtätigen wollen.“ Aber eben darum hofft man auch auf den Gott der ſein Volk im rothen Meer erhalten hat: er wird die Seinen auch gegen dieſen neuen Antiochus vertheidigen. Hie und da werden alle Tage um zwölf die großen Glocken angezogen, dann treten die Haus- väter mit Weib und Kind und ihrem Geſinde zuſammen, um die Erhaltung nicht allein des reinen Wortes, ſondern auch der deutſchen Zucht und Ehrbarkeit zu beten; der Ar- beiter der auf offenem Platz an ſeiner Arbeit iſt, tritt davon zurück und fällt einen Augenblick auf die Knie. Denn der Grund des Krieges iſt, wie die magdeburgiſchen Prediger ſagen, zuletzt nur des Teufels unabläßiges Wüthen wider Chriſtum und ſeine Kirche. „Dort zu Rom auf ſeinem Stuhl ſitzt das Kind des Verderbens, der Menſch der Sünde, und hat ſeine Freude daran, daß die Deutſchen (um ſei- netwillen) gegen einander in Waffen ſind und ihr eigenes Blut vergießen.“ Die Sache wäre wohl entſchieden geweſen, wenn der Tiefe und Macht dieſer Antriebe auch die Kriegführung und allgemeine Haltung der Proteſtanten entſprochen hätte. 1 Gloſſirte Zeitung aus Welſchland bei Hortleder II, iii, 13.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/439>, abgerufen am 22.11.2024.