Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.Achtes Buch. Fünftes Capitel. ten sonst in jenen Gegenden in volle Verwirrung gerathen,will ich morgen aufbrechen." Seinem Bruder meldet er, er werde ihm zuziehen mit allen Truppen die er bei sich habe, und zwar so bald als möglich, in so langen Tag- märschen als nur immer ausführbar. So eben gelang ihm auch Straßburg zur Unterwerfung zu bringen, so daß er in seinem Rücken nichts zu fürchten brauchte. 1 Am 24sten März traf er in Nürnberg ein, um das seine Armee sich bereits gesammelt hatte. Noch einmal ward hier ein Vermittelungsversuch ge- Allein wie wäre hier an ein Abkommen zu denken ge- 1 Correspondenz des Kaisers mit seinem Bruder und seiner
Schwester, zum Theil bei Bucholtz, zum Theil im Arch. zu Brüssel. Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel. ten ſonſt in jenen Gegenden in volle Verwirrung gerathen,will ich morgen aufbrechen.“ Seinem Bruder meldet er, er werde ihm zuziehen mit allen Truppen die er bei ſich habe, und zwar ſo bald als möglich, in ſo langen Tag- märſchen als nur immer ausführbar. So eben gelang ihm auch Straßburg zur Unterwerfung zu bringen, ſo daß er in ſeinem Rücken nichts zu fürchten brauchte. 1 Am 24ſten März traf er in Nürnberg ein, um das ſeine Armee ſich bereits geſammelt hatte. Noch einmal ward hier ein Vermittelungsverſuch ge- Allein wie wäre hier an ein Abkommen zu denken ge- 1 Correſpondenz des Kaiſers mit ſeinem Bruder und ſeiner
Schweſter, zum Theil bei Bucholtz, zum Theil im Arch. zu Bruͤſſel. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0518" n="506"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> ten ſonſt in jenen Gegenden in volle Verwirrung gerathen,<lb/> will ich morgen aufbrechen.“ Seinem Bruder meldet er,<lb/> er werde ihm zuziehen mit allen Truppen die er bei ſich<lb/> habe, und zwar ſo bald als möglich, in ſo langen Tag-<lb/> märſchen als nur immer ausführbar. So eben gelang ihm<lb/> auch <placeName>Straßburg</placeName> zur Unterwerfung zu bringen, ſo daß er<lb/> in ſeinem Rücken nichts zu fürchten brauchte. <note place="foot" n="1">Correſpondenz des Kaiſers mit ſeinem Bruder und ſeiner<lb/> Schweſter, zum Theil bei <persName ref="http://d-nb.info/gnd/124177204">Bucholtz</persName>, zum Theil im Arch. zu <placeName>Bruͤſſel</placeName>.</note> Am 24ſten<lb/> März traf er in <placeName>Nürnberg</placeName> ein, um das ſeine Armee ſich<lb/> bereits geſammelt hatte.</p><lb/> <p>Noch einmal ward hier ein Vermittelungsverſuch ge-<lb/> macht. Der Herzog von <placeName>Cleve</placeName> hoffte, es werde ihm gelin-<lb/> gen, ſeinen Schwager noch in dieſem letzten Moment mit<lb/> dem Kaiſer zu verſöhnen. Daran knüpfte ſich in <choice><sic>Cinem</sic><corr>Einem</corr></choice><lb/> und dem Andern die Meinung, daß dann die ganze Bewe-<lb/> gung ſich gegen <placeName>Italien</placeName> und den Papſt entladen werde.</p><lb/> <p>Allein wie wäre hier an ein Abkommen zu denken ge-<lb/> weſen? Hätte man jemals erwarten dürfen, daß ſich <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann<lb/> Friedrich</persName> Bedingungen unterwerfen ſollte wie ſie Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Mo-<lb/> ritz</persName> angenommen: die zwar nicht eine volle Unterwerfung<lb/> in ſich ſchloſſen, aber doch auch die religiöſe Sicherheit bei<lb/> weitem nicht gewährten welche ſein Gewiſſen hätte befrie-<lb/> digen können. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118712373">Johann Friedrich</persName> verſprach wohl, die Rechts-<lb/> pflege anzuerkennen, welche der Kaiſer einrichten werde, aber<lb/> mit einem Vorbehalt, der noch immer auf die Beſchlüſſe des<lb/> Reichstags von <placeName>Speier</placeName> hindeutete. Und eben ſo wenig konnte<lb/> man von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118560093">Carl <hi rendition="#aq">V</hi></persName> erwarten, nachdem er einmal Herzog <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118584138">Mo-<lb/> ritz</persName> als Churfürſten anerkannt, daß er dieß wieder zurück-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [506/0518]
Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel.
ten ſonſt in jenen Gegenden in volle Verwirrung gerathen,
will ich morgen aufbrechen.“ Seinem Bruder meldet er,
er werde ihm zuziehen mit allen Truppen die er bei ſich
habe, und zwar ſo bald als möglich, in ſo langen Tag-
märſchen als nur immer ausführbar. So eben gelang ihm
auch Straßburg zur Unterwerfung zu bringen, ſo daß er
in ſeinem Rücken nichts zu fürchten brauchte. 1 Am 24ſten
März traf er in Nürnberg ein, um das ſeine Armee ſich
bereits geſammelt hatte.
Noch einmal ward hier ein Vermittelungsverſuch ge-
macht. Der Herzog von Cleve hoffte, es werde ihm gelin-
gen, ſeinen Schwager noch in dieſem letzten Moment mit
dem Kaiſer zu verſöhnen. Daran knüpfte ſich in Einem
und dem Andern die Meinung, daß dann die ganze Bewe-
gung ſich gegen Italien und den Papſt entladen werde.
Allein wie wäre hier an ein Abkommen zu denken ge-
weſen? Hätte man jemals erwarten dürfen, daß ſich Johann
Friedrich Bedingungen unterwerfen ſollte wie ſie Herzog Mo-
ritz angenommen: die zwar nicht eine volle Unterwerfung
in ſich ſchloſſen, aber doch auch die religiöſe Sicherheit bei
weitem nicht gewährten welche ſein Gewiſſen hätte befrie-
digen können. Johann Friedrich verſprach wohl, die Rechts-
pflege anzuerkennen, welche der Kaiſer einrichten werde, aber
mit einem Vorbehalt, der noch immer auf die Beſchlüſſe des
Reichstags von Speier hindeutete. Und eben ſo wenig konnte
man von Carl V erwarten, nachdem er einmal Herzog Mo-
ritz als Churfürſten anerkannt, daß er dieß wieder zurück-
1 Correſpondenz des Kaiſers mit ſeinem Bruder und ſeiner
Schweſter, zum Theil bei Bucholtz, zum Theil im Arch. zu Bruͤſſel.
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