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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Achtes Buch. Fünftes Capitel.

Es war am 24sten April, eines Sonntags, Nachmittag
um vier Uhr, daß die kaiserlichen Reitergeschwader der Vor-
hut, ungefähr 2200 M. stark, unter dem Feldgeschrei Hispa-
nia
und das Reich, das sie in verschiedenen Sprachen rie-
fen, auf die Schlachtordnung losgiengen, die Johann Fried-
rich
umgab.

Das Feuern der churfürstlichen Truppen wirkte wenig:
indessen würden sie wohl Stand gehalten haben, wäre nicht
in diesem Augenblicke in der Ferne der Gewalthaufen des
Kaisers sichtbar geworden. Nun erst sahen sie, mit wem sie
zu thun hatten: daß sie, wenn sie auch jetzt sich hielten, doch
gegen die Nachkommenden verloren waren. Die neuere Kriegs-
geschichte zeigt in verschiedenen Beispielen, wie gefährlich es
ist sich an eine Örtlichkeit zu lehnen die man nicht beherrscht.
Ohne Schwierigkeit drangen die Husaren in das Gehölz vor,
das der Aufstellung zum Rückhalt hatte dienen sollen. Zuerst
gerieth die Reiterei in Verwirrung: -- vergebens war alles
Zurufen Johann Friedrichs -- sie sprengte in wilder Flucht
aus einander. 1 Da warfen auch die Fußvölker ihre Ge-
wehre weg und suchten ihr Heil in der Flucht. Es war
keine Schlacht, sondern ein Ansprengen auf der einen, ein
Auseinanderstäuben auf der andern Seite: in einem Augen-
blick war alles vollendet. 2 Johann Friedrich, ganz allein

1 Ein Schreiben Johann Friedrichs an seine Söhne aus Augs-
burg
(Donnerstag nach Decollationis 1547) giebt der Reiterei alle
Schuld.
2 Man muß freilich dabei Avila nicht glauben, der die Gele-
genheit ergreift, taktische Regeln beizubringen, noch seinen Nachfol-
gern. Ich habe auch hier nur die ältesten und einfachsten Berichte,
von denen zwei aus der kaiserlichen Canzlei selbst stammen, vor Au-
gen gehabt. (S. d. Anh.)
Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel.

Es war am 24ſten April, eines Sonntags, Nachmittag
um vier Uhr, daß die kaiſerlichen Reitergeſchwader der Vor-
hut, ungefähr 2200 M. ſtark, unter dem Feldgeſchrei Hiſpa-
nia
und das Reich, das ſie in verſchiedenen Sprachen rie-
fen, auf die Schlachtordnung losgiengen, die Johann Fried-
rich
umgab.

Das Feuern der churfürſtlichen Truppen wirkte wenig:
indeſſen würden ſie wohl Stand gehalten haben, wäre nicht
in dieſem Augenblicke in der Ferne der Gewalthaufen des
Kaiſers ſichtbar geworden. Nun erſt ſahen ſie, mit wem ſie
zu thun hatten: daß ſie, wenn ſie auch jetzt ſich hielten, doch
gegen die Nachkommenden verloren waren. Die neuere Kriegs-
geſchichte zeigt in verſchiedenen Beiſpielen, wie gefährlich es
iſt ſich an eine Örtlichkeit zu lehnen die man nicht beherrſcht.
Ohne Schwierigkeit drangen die Huſaren in das Gehölz vor,
das der Aufſtellung zum Rückhalt hatte dienen ſollen. Zuerſt
gerieth die Reiterei in Verwirrung: — vergebens war alles
Zurufen Johann Friedrichs — ſie ſprengte in wilder Flucht
aus einander. 1 Da warfen auch die Fußvölker ihre Ge-
wehre weg und ſuchten ihr Heil in der Flucht. Es war
keine Schlacht, ſondern ein Anſprengen auf der einen, ein
Auseinanderſtäuben auf der andern Seite: in einem Augen-
blick war alles vollendet. 2 Johann Friedrich, ganz allein

1 Ein Schreiben Johann Friedrichs an ſeine Soͤhne aus Augs-
burg
(Donnerſtag nach Decollationis 1547) giebt der Reiterei alle
Schuld.
2 Man muß freilich dabei Avila nicht glauben, der die Gele-
genheit ergreift, taktiſche Regeln beizubringen, noch ſeinen Nachfol-
gern. Ich habe auch hier nur die aͤlteſten und einfachſten Berichte,
von denen zwei aus der kaiſerlichen Canzlei ſelbſt ſtammen, vor Au-
gen gehabt. (S. d. Anh.)
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[516/0528] Achtes Buch. Fuͤnftes Capitel. Es war am 24ſten April, eines Sonntags, Nachmittag um vier Uhr, daß die kaiſerlichen Reitergeſchwader der Vor- hut, ungefähr 2200 M. ſtark, unter dem Feldgeſchrei Hiſpa- nia und das Reich, das ſie in verſchiedenen Sprachen rie- fen, auf die Schlachtordnung losgiengen, die Johann Fried- rich umgab. Das Feuern der churfürſtlichen Truppen wirkte wenig: indeſſen würden ſie wohl Stand gehalten haben, wäre nicht in dieſem Augenblicke in der Ferne der Gewalthaufen des Kaiſers ſichtbar geworden. Nun erſt ſahen ſie, mit wem ſie zu thun hatten: daß ſie, wenn ſie auch jetzt ſich hielten, doch gegen die Nachkommenden verloren waren. Die neuere Kriegs- geſchichte zeigt in verſchiedenen Beiſpielen, wie gefährlich es iſt ſich an eine Örtlichkeit zu lehnen die man nicht beherrſcht. Ohne Schwierigkeit drangen die Huſaren in das Gehölz vor, das der Aufſtellung zum Rückhalt hatte dienen ſollen. Zuerſt gerieth die Reiterei in Verwirrung: — vergebens war alles Zurufen Johann Friedrichs — ſie ſprengte in wilder Flucht aus einander. 1 Da warfen auch die Fußvölker ihre Ge- wehre weg und ſuchten ihr Heil in der Flucht. Es war keine Schlacht, ſondern ein Anſprengen auf der einen, ein Auseinanderſtäuben auf der andern Seite: in einem Augen- blick war alles vollendet. 2 Johann Friedrich, ganz allein 1 Ein Schreiben Johann Friedrichs an ſeine Soͤhne aus Augs- burg (Donnerſtag nach Decollationis 1547) giebt der Reiterei alle Schuld. 2 Man muß freilich dabei Avila nicht glauben, der die Gele- genheit ergreift, taktiſche Regeln beizubringen, noch ſeinen Nachfol- gern. Ich habe auch hier nur die aͤlteſten und einfachſten Berichte, von denen zwei aus der kaiſerlichen Canzlei ſelbſt ſtammen, vor Au- gen gehabt. (S. d. Anh.)

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/528>, abgerufen am 24.11.2024.