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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Viertes Capitel.
pen kamen herbei, und mehrere von diesen Schlössern wur-
den wiedererobert, selbst das einst noch von Georg von
Brandenburg befestigte Lippa; allein einmal fehlte viel daß
man den Türken alle ihre Eroberungen wieder entrissen hätte,
sodann entspann sich eben aus diesem zweifelhaften Erfolg
eine Verstimmung zwischen Martinuzzi und dem ihm zur
Seite stehenden östreichischen Befehlshaber, die sofort zu ei-
ner gräßlichen Katastrophe führte.

Martinuzzi ließ sich wohl vernehmen, er hätte geglaubt
die Deutschen würden stärker seyn als er sie gefunden: und
obwohl aus den vorliegenden Actenstücken kein Beweis da-
für hervorgeht, so ist es doch nicht ohne Wahrscheinlichkeit,
daß er daran gedacht hat, wie er sich auch ohne Ferdinand
in Siebenbürgen behaupten könne. 1

Dagegen schöpften die königlichen Befehlshaber den
Verdacht, als unterstütze er sie absichtlich nur schlecht und
denke auf ihr Verderben, um sich dann unter türkischem
Schutz zum Alleinherrn Siebenbürgens zu machen.

Bei Ferdinand trafen ihre Meldungen mit beinahe gleich-
lautenden Nachrichten aus Constantinopel zusammen. So
wichtig schien ihm der Besitz von Siebenbürgen, so drin-
gend die Gefahr das kaum Gewonnene zu verlieren, und
von so gewaltsamen Entschlüssen und Handlungen erfüllt
waren noch die Zeiten, daß er es über sich gewann, der

1 Die beiden Schreiben des Mohammed Sokolli, abgedruckt
bei Hammer III, 723, beweisen doch nichts als daß Br. Georg über
die Herausgabe der noch nicht wiedereroberten siebenbürgischen Schlös-
ser mit Mehemet in Unterhandlung stand. Br. Georg hatte sie selbst
eingeschickt.

Neuntes Buch. Viertes Capitel.
pen kamen herbei, und mehrere von dieſen Schlöſſern wur-
den wiedererobert, ſelbſt das einſt noch von Georg von
Brandenburg befeſtigte Lippa; allein einmal fehlte viel daß
man den Türken alle ihre Eroberungen wieder entriſſen hätte,
ſodann entſpann ſich eben aus dieſem zweifelhaften Erfolg
eine Verſtimmung zwiſchen Martinuzzi und dem ihm zur
Seite ſtehenden öſtreichiſchen Befehlshaber, die ſofort zu ei-
ner gräßlichen Kataſtrophe führte.

Martinuzzi ließ ſich wohl vernehmen, er hätte geglaubt
die Deutſchen würden ſtärker ſeyn als er ſie gefunden: und
obwohl aus den vorliegenden Actenſtücken kein Beweis da-
für hervorgeht, ſo iſt es doch nicht ohne Wahrſcheinlichkeit,
daß er daran gedacht hat, wie er ſich auch ohne Ferdinand
in Siebenbürgen behaupten könne. 1

Dagegen ſchöpften die königlichen Befehlshaber den
Verdacht, als unterſtütze er ſie abſichtlich nur ſchlecht und
denke auf ihr Verderben, um ſich dann unter türkiſchem
Schutz zum Alleinherrn Siebenbürgens zu machen.

Bei Ferdinand trafen ihre Meldungen mit beinahe gleich-
lautenden Nachrichten aus Conſtantinopel zuſammen. So
wichtig ſchien ihm der Beſitz von Siebenbürgen, ſo drin-
gend die Gefahr das kaum Gewonnene zu verlieren, und
von ſo gewaltſamen Entſchlüſſen und Handlungen erfüllt
waren noch die Zeiten, daß er es über ſich gewann, der

1 Die beiden Schreiben des Mohammed Sokolli, abgedruckt
bei Hammer III, 723, beweiſen doch nichts als daß Br. Georg uͤber
die Herausgabe der noch nicht wiedereroberten ſiebenbuͤrgiſchen Schloͤſ-
ſer mit Mehemet in Unterhandlung ſtand. Br. Georg hatte ſie ſelbſt
eingeſchickt.
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[156/0168] Neuntes Buch. Viertes Capitel. pen kamen herbei, und mehrere von dieſen Schlöſſern wur- den wiedererobert, ſelbſt das einſt noch von Georg von Brandenburg befeſtigte Lippa; allein einmal fehlte viel daß man den Türken alle ihre Eroberungen wieder entriſſen hätte, ſodann entſpann ſich eben aus dieſem zweifelhaften Erfolg eine Verſtimmung zwiſchen Martinuzzi und dem ihm zur Seite ſtehenden öſtreichiſchen Befehlshaber, die ſofort zu ei- ner gräßlichen Kataſtrophe führte. Martinuzzi ließ ſich wohl vernehmen, er hätte geglaubt die Deutſchen würden ſtärker ſeyn als er ſie gefunden: und obwohl aus den vorliegenden Actenſtücken kein Beweis da- für hervorgeht, ſo iſt es doch nicht ohne Wahrſcheinlichkeit, daß er daran gedacht hat, wie er ſich auch ohne Ferdinand in Siebenbürgen behaupten könne. 1 Dagegen ſchöpften die königlichen Befehlshaber den Verdacht, als unterſtütze er ſie abſichtlich nur ſchlecht und denke auf ihr Verderben, um ſich dann unter türkiſchem Schutz zum Alleinherrn Siebenbürgens zu machen. Bei Ferdinand trafen ihre Meldungen mit beinahe gleich- lautenden Nachrichten aus Conſtantinopel zuſammen. So wichtig ſchien ihm der Beſitz von Siebenbürgen, ſo drin- gend die Gefahr das kaum Gewonnene zu verlieren, und von ſo gewaltſamen Entſchlüſſen und Handlungen erfüllt waren noch die Zeiten, daß er es über ſich gewann, der 1 Die beiden Schreiben des Mohammed Sokolli, abgedruckt bei Hammer III, 723, beweiſen doch nichts als daß Br. Georg uͤber die Herausgabe der noch nicht wiedereroberten ſiebenbuͤrgiſchen Schloͤſ- ſer mit Mehemet in Unterhandlung ſtand. Br. Georg hatte ſie ſelbſt eingeſchickt.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/168>, abgerufen am 24.11.2024.