Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Neuntes Buch. Fünftes Capitel. nung hervortrat. Noch viel weniger aber hätte der geheim-nißvolle Moritz geredet. Endlich erwähnte Hans den Ver- denschen Zug, durch welchen ihm Moritz ein gutes Vorha- ben zu Grunde gerichtet habe. "Und doch weiß ich," redete er Moritz an, "daß auch du so gut nicht hinkommst. Was würdest du sagen, wenn dir Jemand 4000 Pferde zuführte, um damit gegen Jeden zu dienen, der die Religion und die deutsche Freiheit beschweren wollte?" "Weißt du nicht," sagte Moritz, "daß ich im Dienste des Mannes bin? Mit 4000 Pferden wäre ihm noch nicht viel abzubrechen, doch auch ich, in der Religion bin ich kein Mameluk." Zögernd eröffneten sie sich einander. So wie einer den andern aber einmal verstanden, waren sie der Sache bald einig. Moritz versprach, die Religion laut der Augsburger Confession zu be- kennen, und zur Erhaltung derselben, so wie der deutschen Freiheit, Land und Leute zu wagen. Markgraf Hans machte sich anheischig, ihm mit dritthalbtausend Pferden zu Hülfe zu kommen. Am 20sten Februar 1551 ist hierüber eine förmliche Obligation aufgenommen worden. Der Markgraf sah ein, daß vor allem eine Versöhnung der beiden säch- sischen Linien nothwendig sey, und säumte nicht, alles mög- liche dafür zu thun. 1 So erhoben sich endlich auch in Deutschland die zer Wunderbarer Anblick, den nun die Lage der großen In Insbruck wo der Kaiser sich aufhält, am Conci- 1 Protocoll im Dresdener Archiv, abgedruckt bei Langenn.
Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel. nung hervortrat. Noch viel weniger aber hätte der geheim-nißvolle Moritz geredet. Endlich erwähnte Hans den Ver- denſchen Zug, durch welchen ihm Moritz ein gutes Vorha- ben zu Grunde gerichtet habe. „Und doch weiß ich,“ redete er Moritz an, „daß auch du ſo gut nicht hinkommſt. Was würdeſt du ſagen, wenn dir Jemand 4000 Pferde zuführte, um damit gegen Jeden zu dienen, der die Religion und die deutſche Freiheit beſchweren wollte?“ „Weißt du nicht,“ ſagte Moritz, „daß ich im Dienſte des Mannes bin? Mit 4000 Pferden wäre ihm noch nicht viel abzubrechen, doch auch ich, in der Religion bin ich kein Mameluk.“ Zögernd eröffneten ſie ſich einander. So wie einer den andern aber einmal verſtanden, waren ſie der Sache bald einig. Moritz verſprach, die Religion laut der Augsburger Confeſſion zu be- kennen, und zur Erhaltung derſelben, ſo wie der deutſchen Freiheit, Land und Leute zu wagen. Markgraf Hans machte ſich anheiſchig, ihm mit dritthalbtauſend Pferden zu Hülfe zu kommen. Am 20ſten Februar 1551 iſt hierüber eine förmliche Obligation aufgenommen worden. Der Markgraf ſah ein, daß vor allem eine Verſöhnung der beiden ſäch- ſiſchen Linien nothwendig ſey, und ſäumte nicht, alles mög- liche dafür zu thun. 1 So erhoben ſich endlich auch in Deutſchland die zer Wunderbarer Anblick, den nun die Lage der großen In Insbruck wo der Kaiſer ſich aufhält, am Conci- 1 Protocoll im Dresdener Archiv, abgedruckt bei Langenn.
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Neuntes Buch. Fuͤnftes Capitel.
nung hervortrat. Noch viel weniger aber hätte der geheim-
nißvolle Moritz geredet. Endlich erwähnte Hans den Ver-
denſchen Zug, durch welchen ihm Moritz ein gutes Vorha-
ben zu Grunde gerichtet habe. „Und doch weiß ich,“ redete
er Moritz an, „daß auch du ſo gut nicht hinkommſt. Was
würdeſt du ſagen, wenn dir Jemand 4000 Pferde zuführte,
um damit gegen Jeden zu dienen, der die Religion und
die deutſche Freiheit beſchweren wollte?“ „Weißt du nicht,“
ſagte Moritz, „daß ich im Dienſte des Mannes bin? Mit
4000 Pferden wäre ihm noch nicht viel abzubrechen, doch
auch ich, in der Religion bin ich kein Mameluk.“ Zögernd
eröffneten ſie ſich einander. So wie einer den andern aber
einmal verſtanden, waren ſie der Sache bald einig. Moritz
verſprach, die Religion laut der Augsburger Confeſſion zu be-
kennen, und zur Erhaltung derſelben, ſo wie der deutſchen
Freiheit, Land und Leute zu wagen. Markgraf Hans machte
ſich anheiſchig, ihm mit dritthalbtauſend Pferden zu Hülfe
zu kommen. Am 20ſten Februar 1551 iſt hierüber eine
förmliche Obligation aufgenommen worden. Der Markgraf
ſah ein, daß vor allem eine Verſöhnung der beiden ſäch-
ſiſchen Linien nothwendig ſey, und ſäumte nicht, alles mög-
liche dafür zu thun. 1
So erhoben ſich endlich auch in Deutſchland die zer
ſtreuten Regungen der Oppoſition zu einer feſten Geſtalt,
einer bewußten Tendenz.
Wunderbarer Anblick, den nun die Lage der großen
Angelegenheiten darbietet.
In Insbruck wo der Kaiſer ſich aufhält, am Conci-
1 Protocoll im Dresdener Archiv, abgedruckt bei Langenn.
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