bringen und vielleicht zu einem Frieden wie der von Crespy nöthigen könne. Der stolze Kaiser aber konnte vor allem nicht ertragen, daß eine Reichsstadt von den Franzosen bei seiner Regierung sollte in Besitz genommen seyn. Auch meinte er wohl durch die Eroberung derselben die Sicherheit der Nieder- lande zu vermehren. Der Herzog von Alba, der in diesen An- gelegenheiten das große Wort führte, versicherte, daß es trotz der vorgerückten Jahreszeit noch möglich seyn werde. Am 19ten October erschienen die kaiserlichen Truppen vor Metz.
Sehr beschwerlich hätte ihm Markgraf Albrecht werden können, der sich an der Spitze von 10000 M. nach Loth- ringen geworfen hatte; ohne viel Zeitverlust aber gelang es dem Kaiser, -- wir werden von den Bedingungen unter denen es geschah und den Ereignissen die sich daran knüpf- ten bald ausführlicher zu handeln haben, -- den Markgra- fen auf seine Seite zu ziehen.
Und so konnte er seine verstärkte Macht unzerstreut auf die Belagerung wenden, von der man fühlte daß sie noch über mehr, als über die Zukunft dieser Reichsstadt ent- scheide. Der florentinische Gesandte spricht die Überzeugung aus, wenn es dem Kaiser gelinge, so werde er auch alle an- dern Feindseligkeiten seiner Gegner überwinden und auf kein Hinderniß stoßen, wohin er sich auch wende.
Nur langsam jedoch schritt die Belagerung vorwärts. "Schon liegen sie mehrere Wochen vor Metz," schreibt der König von Frankreich am 28sten Nov. an seinen Verbün- deten, den Sultan, "doch haben sie noch nichts Ernstliches unternommen. Sollten sie es noch thun, so haben wir darin unsern Vetter, den Herzog von Guise, mit mehr als
Belagerung von Metz.
bringen und vielleicht zu einem Frieden wie der von Creſpy nöthigen könne. Der ſtolze Kaiſer aber konnte vor allem nicht ertragen, daß eine Reichsſtadt von den Franzoſen bei ſeiner Regierung ſollte in Beſitz genommen ſeyn. Auch meinte er wohl durch die Eroberung derſelben die Sicherheit der Nieder- lande zu vermehren. Der Herzog von Alba, der in dieſen An- gelegenheiten das große Wort führte, verſicherte, daß es trotz der vorgerückten Jahreszeit noch möglich ſeyn werde. Am 19ten October erſchienen die kaiſerlichen Truppen vor Metz.
Sehr beſchwerlich hätte ihm Markgraf Albrecht werden können, der ſich an der Spitze von 10000 M. nach Loth- ringen geworfen hatte; ohne viel Zeitverluſt aber gelang es dem Kaiſer, — wir werden von den Bedingungen unter denen es geſchah und den Ereigniſſen die ſich daran knüpf- ten bald ausführlicher zu handeln haben, — den Markgra- fen auf ſeine Seite zu ziehen.
Und ſo konnte er ſeine verſtärkte Macht unzerſtreut auf die Belagerung wenden, von der man fühlte daß ſie noch über mehr, als über die Zukunft dieſer Reichsſtadt ent- ſcheide. Der florentiniſche Geſandte ſpricht die Überzeugung aus, wenn es dem Kaiſer gelinge, ſo werde er auch alle an- dern Feindſeligkeiten ſeiner Gegner überwinden und auf kein Hinderniß ſtoßen, wohin er ſich auch wende.
Nur langſam jedoch ſchritt die Belagerung vorwärts. „Schon liegen ſie mehrere Wochen vor Metz,“ ſchreibt der König von Frankreich am 28ſten Nov. an ſeinen Verbün- deten, den Sultan, „doch haben ſie noch nichts Ernſtliches unternommen. Sollten ſie es noch thun, ſo haben wir darin unſern Vetter, den Herzog von Guiſe, mit mehr als
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Belagerung von Metz.
bringen und vielleicht zu einem Frieden wie der von Creſpy
nöthigen könne. Der ſtolze Kaiſer aber konnte vor allem nicht
ertragen, daß eine Reichsſtadt von den Franzoſen bei ſeiner
Regierung ſollte in Beſitz genommen ſeyn. Auch meinte er
wohl durch die Eroberung derſelben die Sicherheit der Nieder-
lande zu vermehren. Der Herzog von Alba, der in dieſen An-
gelegenheiten das große Wort führte, verſicherte, daß es trotz
der vorgerückten Jahreszeit noch möglich ſeyn werde. Am
19ten October erſchienen die kaiſerlichen Truppen vor Metz.
Sehr beſchwerlich hätte ihm Markgraf Albrecht werden
können, der ſich an der Spitze von 10000 M. nach Loth-
ringen geworfen hatte; ohne viel Zeitverluſt aber gelang es
dem Kaiſer, — wir werden von den Bedingungen unter
denen es geſchah und den Ereigniſſen die ſich daran knüpf-
ten bald ausführlicher zu handeln haben, — den Markgra-
fen auf ſeine Seite zu ziehen.
Und ſo konnte er ſeine verſtärkte Macht unzerſtreut auf
die Belagerung wenden, von der man fühlte daß ſie noch
über mehr, als über die Zukunft dieſer Reichsſtadt ent-
ſcheide. Der florentiniſche Geſandte ſpricht die Überzeugung
aus, wenn es dem Kaiſer gelinge, ſo werde er auch alle an-
dern Feindſeligkeiten ſeiner Gegner überwinden und auf kein
Hinderniß ſtoßen, wohin er ſich auch wende.
Nur langſam jedoch ſchritt die Belagerung vorwärts.
„Schon liegen ſie mehrere Wochen vor Metz,“ ſchreibt der
König von Frankreich am 28ſten Nov. an ſeinen Verbün-
deten, den Sultan, „doch haben ſie noch nichts Ernſtliches
unternommen. Sollten ſie es noch thun, ſo haben wir
darin unſern Vetter, den Herzog von Guiſe, mit mehr als
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/299>, abgerufen am 16.06.2024.
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