Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Zehntes Buch. Zweites Capitel. wo der Kaiser selbst das Meiste gethan und von allen Sei-ten guter Rath ertheilt worden, habe Alba leicht ein großer Mann seyn können: hier aber, wo guter Rath von Anfang an verachtet worden und der Kaiser persönlich weniger ein- gegriffen, habe er bewiesen, daß es ihm an wahrem Ta- lente gebreche. Und nun erst wurde Metz recht französisch. Gegen 1 Neue Zeitung aus Metz, Ostern 1553. Auf die Forderung
des Bischofs antworteten die Dreizehn: "Sie gestanden ime als irem Bischof die Obrigkeit in spiritualibus, dazu das er auch etliche Ge- rechtigkeit in temporalibus habe, aber nitt das er merum et mix- tum imperium bei inen habe; sondern begeren sie das er dasselbe dem lasse, dem es zugehöre, und dem es die Stende des Reiches als zugehorig erkhennen (haben Keys. Mt nit nennen dürfen), bitten auch solchs der Zeith nit zu disputiren, - - aber es ist der Cardinal die- ser irer Antwurt nit zufrieden gewesen, sundern gesagt, er gedenk sich der Gelegenheit jetziger Zeit zu widereroberung seines Stifts alte Ge- rechtigkeit zu bedienen, hat darauf der Gemeine bevolen, wie man aus jeder pfarkirchen, deren 19 sein sollen, zu erwellen und jme zu benennen, uß denen er das Regiment besetzen möge." Zehntes Buch. Zweites Capitel. wo der Kaiſer ſelbſt das Meiſte gethan und von allen Sei-ten guter Rath ertheilt worden, habe Alba leicht ein großer Mann ſeyn können: hier aber, wo guter Rath von Anfang an verachtet worden und der Kaiſer perſönlich weniger ein- gegriffen, habe er bewieſen, daß es ihm an wahrem Ta- lente gebreche. Und nun erſt wurde Metz recht franzöſiſch. Gegen 1 Neue Zeitung aus Metz, Oſtern 1553. Auf die Forderung
des Biſchofs antworteten die Dreizehn: „Sie geſtanden ime als irem Biſchof die Obrigkeit in spiritualibus, dazu das er auch etliche Ge- rechtigkeit in temporalibus habe, aber nitt das er merum et mix- tum imperium bei inen habe; ſondern begeren ſie das er dasſelbe dem laſſe, dem es zugehoͤre, und dem es die Stende des Reiches als zugehorig erkhennen (haben Keyſ. Mt nit nennen duͤrfen), bitten auch ſolchs der Zeith nit zu disputiren, ‒ ‒ aber es iſt der Cardinal die- ſer irer Antwurt nit zufrieden geweſen, ſundern geſagt, er gedenk ſich der Gelegenheit jetziger Zeit zu widereroberung ſeines Stifts alte Ge- rechtigkeit zu bedienen, hat darauf der Gemeine bevolen, wie man aus jeder pfarkirchen, deren 19 ſein ſollen, zu erwellen und jme zu benennen, uß denen er das Regiment beſetzen moͤge.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0302" n="290"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zehntes Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> wo der Kaiſer ſelbſt das Meiſte gethan und von allen Sei-<lb/> ten guter Rath ertheilt worden, habe Alba leicht ein großer<lb/> Mann ſeyn können: hier aber, wo guter Rath von Anfang<lb/> an verachtet worden und der Kaiſer perſönlich weniger ein-<lb/> gegriffen, habe er bewieſen, daß es ihm an wahrem Ta-<lb/> lente gebreche.</p><lb/> <p>Und nun erſt wurde Metz recht franzöſiſch. Gegen<lb/> Oſtern 1553 forderte der Biſchof-Cardinal die Macht in<lb/> weltlichen ſo wie geiſtlichen Dingen. Die Dreizehn antworte-<lb/> ten, in geiſtlichen Dingen ſey er allerdings ihre Obrigkeit,<lb/> auch ſtehe ihm einige Befugniß in weltlichen zu, jedoch mit<lb/> Vorbehalt der höchſten Gewalt, die Dem gehöre, welchem ſie<lb/> von den Ständen des römiſchen Reiches deutſcher Nation zu-<lb/> erkannt werde: ſie wagten den Kaiſer nicht zu nennen. Der<lb/> Cardinal antwortete, er wolle nichts weiter als die alte Gerech-<lb/> tigkeit ſeines Stiftes erneuern, und ließ die Gemeinden der<lb/> verſchiedenen Pfarren zuſammenberufen, um ihm eine An-<lb/> zahl Namen zu bezeichnen, aus denen er das Regiment der<lb/> Stadt ernennen könne. <note place="foot" n="1">Neue Zeitung aus Metz, Oſtern 1553. Auf die Forderung<lb/> des Biſchofs antworteten die Dreizehn: „Sie geſtanden ime als irem<lb/> Biſchof die Obrigkeit in <hi rendition="#aq">spiritualibus,</hi> dazu das er auch etliche Ge-<lb/> rechtigkeit in <hi rendition="#aq">temporalibus</hi> habe, aber nitt das er <hi rendition="#aq">merum et mix-<lb/> tum imperium</hi> bei inen habe; ſondern begeren ſie das er dasſelbe<lb/> dem laſſe, dem es zugehoͤre, und dem es die Stende des Reiches als<lb/> zugehorig erkhennen (haben Keyſ. Mt nit nennen duͤrfen), bitten auch<lb/> ſolchs der Zeith nit zu disputiren, ‒ ‒ aber es iſt der Cardinal die-<lb/> ſer irer Antwurt nit zufrieden geweſen, ſundern geſagt, er gedenk ſich<lb/> der Gelegenheit jetziger Zeit zu widereroberung ſeines Stifts alte Ge-<lb/> rechtigkeit zu bedienen, hat darauf der Gemeine bevolen, wie man<lb/> aus jeder pfarkirchen, deren 19 ſein ſollen, zu erwellen und jme zu<lb/> benennen, uß denen er das Regiment beſetzen moͤge.“</note> An jenen Gegenſatz des Rathes<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0302]
Zehntes Buch. Zweites Capitel.
wo der Kaiſer ſelbſt das Meiſte gethan und von allen Sei-
ten guter Rath ertheilt worden, habe Alba leicht ein großer
Mann ſeyn können: hier aber, wo guter Rath von Anfang
an verachtet worden und der Kaiſer perſönlich weniger ein-
gegriffen, habe er bewieſen, daß es ihm an wahrem Ta-
lente gebreche.
Und nun erſt wurde Metz recht franzöſiſch. Gegen
Oſtern 1553 forderte der Biſchof-Cardinal die Macht in
weltlichen ſo wie geiſtlichen Dingen. Die Dreizehn antworte-
ten, in geiſtlichen Dingen ſey er allerdings ihre Obrigkeit,
auch ſtehe ihm einige Befugniß in weltlichen zu, jedoch mit
Vorbehalt der höchſten Gewalt, die Dem gehöre, welchem ſie
von den Ständen des römiſchen Reiches deutſcher Nation zu-
erkannt werde: ſie wagten den Kaiſer nicht zu nennen. Der
Cardinal antwortete, er wolle nichts weiter als die alte Gerech-
tigkeit ſeines Stiftes erneuern, und ließ die Gemeinden der
verſchiedenen Pfarren zuſammenberufen, um ihm eine An-
zahl Namen zu bezeichnen, aus denen er das Regiment der
Stadt ernennen könne. 1 An jenen Gegenſatz des Rathes
1 Neue Zeitung aus Metz, Oſtern 1553. Auf die Forderung
des Biſchofs antworteten die Dreizehn: „Sie geſtanden ime als irem
Biſchof die Obrigkeit in spiritualibus, dazu das er auch etliche Ge-
rechtigkeit in temporalibus habe, aber nitt das er merum et mix-
tum imperium bei inen habe; ſondern begeren ſie das er dasſelbe
dem laſſe, dem es zugehoͤre, und dem es die Stende des Reiches als
zugehorig erkhennen (haben Keyſ. Mt nit nennen duͤrfen), bitten auch
ſolchs der Zeith nit zu disputiren, ‒ ‒ aber es iſt der Cardinal die-
ſer irer Antwurt nit zufrieden geweſen, ſundern geſagt, er gedenk ſich
der Gelegenheit jetziger Zeit zu widereroberung ſeines Stifts alte Ge-
rechtigkeit zu bedienen, hat darauf der Gemeine bevolen, wie man
aus jeder pfarkirchen, deren 19 ſein ſollen, zu erwellen und jme zu
benennen, uß denen er das Regiment beſetzen moͤge.“
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