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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Feldzug in Ungarn.
Anfälle der vereinigten türkischen Heere zurück: drei große
Stürme bestand es siegreich.

Und indeß langte Churfürst Moritz mit 5000 M. z. F.,
6000 z. Pf. bei Raab an. Es scheint als habe ihm Fer-
dinand doch nicht ganz getraut und wenigstens sein Vor-
rücken nicht gewünscht. 1 Aber schon die Nähe einer fri-
schen Heeresmacht, unter einem Fürsten der als ein glück-
licher Kriegsmann bekannt war, machte einen gewissen Ein-
druck bei den Osmanen. 2 Seine Anwesenheit, die Tapfer-
keit der Besatzung und die ersten Zeichen des herannahen-
den Winters wirkten zusammen, um die Osmanen zur Auf-
hebung der Belagerung von Erlau zu vermögen.

Die erlittenen Verluste herbeizubringen, war seine Macht
überhaupt nicht fähig; dazu aber, daß den türkischen Fort-
schritten Einhalt geschah und die Grenzen befestigt wurden,
hat er allerdings beigetragen.

War es aber nicht auch am meisten eben seine Schuld,
daß diese Verluste überhaupt erlitten worden sind?

Ich bin weit entfernt ihn rechtfertigen zu wollen, aber
ich denke doch, dieß war bei weitem nicht so entschieden der
Fall wie man meint. Eben so viel Schuld wie Moritz und
im Grunde noch größere hatte der Kaiser, der von seinen
conciliaren Absichten ganz erfüllt und hingenommen den aus-

1 Moritz klagt 15 October, daß der König nicht im Rath finde
noch zulasse daß er dem Feind entgegenziehe. Langenn I, 552.
2 Camerarius versichert: jactatas quasdam vaticinationes in
turcica gente de quodam acerrimo et quasi fatali oppugnatore po-
tentiae suae cujus nomen ad sonum nominis Mauriciani allude-
ret, significans facie torvum atque nigrum. Oratio in Maur. VII.

Nach Isthuanffy verbreitete sich die Meinung unter ihnen, Moritz
werde von der einen, Castaldo von der andern Seite sie angreifen.

Feldzug in Ungarn.
Anfälle der vereinigten türkiſchen Heere zurück: drei große
Stürme beſtand es ſiegreich.

Und indeß langte Churfürſt Moritz mit 5000 M. z. F.,
6000 z. Pf. bei Raab an. Es ſcheint als habe ihm Fer-
dinand doch nicht ganz getraut und wenigſtens ſein Vor-
rücken nicht gewünſcht. 1 Aber ſchon die Nähe einer fri-
ſchen Heeresmacht, unter einem Fürſten der als ein glück-
licher Kriegsmann bekannt war, machte einen gewiſſen Ein-
druck bei den Osmanen. 2 Seine Anweſenheit, die Tapfer-
keit der Beſatzung und die erſten Zeichen des herannahen-
den Winters wirkten zuſammen, um die Osmanen zur Auf-
hebung der Belagerung von Erlau zu vermögen.

Die erlittenen Verluſte herbeizubringen, war ſeine Macht
überhaupt nicht fähig; dazu aber, daß den türkiſchen Fort-
ſchritten Einhalt geſchah und die Grenzen befeſtigt wurden,
hat er allerdings beigetragen.

War es aber nicht auch am meiſten eben ſeine Schuld,
daß dieſe Verluſte überhaupt erlitten worden ſind?

Ich bin weit entfernt ihn rechtfertigen zu wollen, aber
ich denke doch, dieß war bei weitem nicht ſo entſchieden der
Fall wie man meint. Eben ſo viel Schuld wie Moritz und
im Grunde noch größere hatte der Kaiſer, der von ſeinen
conciliaren Abſichten ganz erfüllt und hingenommen den aus-

1 Moritz klagt 15 October, daß der Koͤnig nicht im Rath finde
noch zulaſſe daß er dem Feind entgegenziehe. Langenn I, 552.
2 Camerarius verſichert: jactatas quasdam vaticinationes in
turcica gente de quodam acerrimo et quasi fatali oppugnatore po-
tentiae suae cujus nomen ad sonum nominis Mauriciani allude-
ret, significans facie torvum atque nigrum. Oratio in Maur. VII.

Nach Iſthuanffy verbreitete ſich die Meinung unter ihnen, Moritz
werde von der einen, Caſtaldo von der andern Seite ſie angreifen.
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[293/0305] Feldzug in Ungarn. Anfälle der vereinigten türkiſchen Heere zurück: drei große Stürme beſtand es ſiegreich. Und indeß langte Churfürſt Moritz mit 5000 M. z. F., 6000 z. Pf. bei Raab an. Es ſcheint als habe ihm Fer- dinand doch nicht ganz getraut und wenigſtens ſein Vor- rücken nicht gewünſcht. 1 Aber ſchon die Nähe einer fri- ſchen Heeresmacht, unter einem Fürſten der als ein glück- licher Kriegsmann bekannt war, machte einen gewiſſen Ein- druck bei den Osmanen. 2 Seine Anweſenheit, die Tapfer- keit der Beſatzung und die erſten Zeichen des herannahen- den Winters wirkten zuſammen, um die Osmanen zur Auf- hebung der Belagerung von Erlau zu vermögen. Die erlittenen Verluſte herbeizubringen, war ſeine Macht überhaupt nicht fähig; dazu aber, daß den türkiſchen Fort- ſchritten Einhalt geſchah und die Grenzen befeſtigt wurden, hat er allerdings beigetragen. War es aber nicht auch am meiſten eben ſeine Schuld, daß dieſe Verluſte überhaupt erlitten worden ſind? Ich bin weit entfernt ihn rechtfertigen zu wollen, aber ich denke doch, dieß war bei weitem nicht ſo entſchieden der Fall wie man meint. Eben ſo viel Schuld wie Moritz und im Grunde noch größere hatte der Kaiſer, der von ſeinen conciliaren Abſichten ganz erfüllt und hingenommen den aus- 1 Moritz klagt 15 October, daß der Koͤnig nicht im Rath finde noch zulaſſe daß er dem Feind entgegenziehe. Langenn I, 552. 2 Camerarius verſichert: jactatas quasdam vaticinationes in turcica gente de quodam acerrimo et quasi fatali oppugnatore po- tentiae suae cujus nomen ad sonum nominis Mauriciani allude- ret, significans facie torvum atque nigrum. Oratio in Maur. VII. Nach Iſthuanffy verbreitete ſich die Meinung unter ihnen, Moritz werde von der einen, Caſtaldo von der andern Seite ſie angreifen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/305>, abgerufen am 22.11.2024.