War Albrecht mit dem Kaiser, so war Moritz noch im- mer mit Frankreich verbündet.
Schon Anfang September des Jahres 1552, unmit- telbar vor der Rückkehr des Landgrafen Philipp, noch im Einverständniß mit dessen Sohn Wilhelm, welcher die Mei- nung hegte, ihre Sachen seyen noch nicht aufs Trockene ge- bracht, hatte sich Moritz aufs neue an Heinrich II gewen- det und diesem, wie er sich ausdrückt, "eine andre gründli- chere Verständniß" angetragen. 1 Bald darauf erschien ein französischer Abgeordneter, Cajus de Virail, hauptsächlich in der Absicht, die Hülfleistungen welche der Kaiser damals noch vor Metz erwartete, rückgängig zu machen. Moritz er- griff diese Gelegenheit, um jenen Antrag, jedoch für sich al- lein, 2 nur noch förmlicher zu wiederholen. Er versprach nicht nur, so viel an ihm, keine Hülfe von Reichswegen wider den König zu leisten, vielmehr dafür zu sorgen, daß diesem selbst so viel deutsches Kriegsvolk zuziehe als er brauche; er wieder- holte auch die in dem Vertrag von 1551 gemachte Zusage, daß der König den Titel eines Reichsvicarius haben, und bei der nächsten Wahl, wenn er es wünsche, selber zur Würde eines Hauptes im Reich erhoben werden solle: wogegen er sich die Beschützung seiner Land und Leute und die Zahlung eines nahmhaften Jahrgeldes ausbedang. Und sehr geneigt erklärte er sich hiebei persönlich mitzuwirken. Obgleich er den Bund den er schließen will, als Defensivbund bezeichnet, so erbietet er sich doch, wenn dem König auf das nächste Früh-
1 Memorial für Johann Gametz Freiherrn v. d. Marck. (Dr. A.)
2 Es ist sehr hypothetisch, wenn es bei den Versprechungen heißt: "mit denen Füsten so sich mit in Bund geben möchten."
Ranke D. Gesch. V. 21
Moritz in neuem Bunde mit Frankreich.
War Albrecht mit dem Kaiſer, ſo war Moritz noch im- mer mit Frankreich verbündet.
Schon Anfang September des Jahres 1552, unmit- telbar vor der Rückkehr des Landgrafen Philipp, noch im Einverſtändniß mit deſſen Sohn Wilhelm, welcher die Mei- nung hegte, ihre Sachen ſeyen noch nicht aufs Trockene ge- bracht, hatte ſich Moritz aufs neue an Heinrich II gewen- det und dieſem, wie er ſich ausdrückt, „eine andre gründli- chere Verſtändniß“ angetragen. 1 Bald darauf erſchien ein franzöſiſcher Abgeordneter, Cajus de Virail, hauptſächlich in der Abſicht, die Hülfleiſtungen welche der Kaiſer damals noch vor Metz erwartete, rückgängig zu machen. Moritz er- griff dieſe Gelegenheit, um jenen Antrag, jedoch für ſich al- lein, 2 nur noch förmlicher zu wiederholen. Er verſprach nicht nur, ſo viel an ihm, keine Hülfe von Reichswegen wider den König zu leiſten, vielmehr dafür zu ſorgen, daß dieſem ſelbſt ſo viel deutſches Kriegsvolk zuziehe als er brauche; er wieder- holte auch die in dem Vertrag von 1551 gemachte Zuſage, daß der König den Titel eines Reichsvicarius haben, und bei der nächſten Wahl, wenn er es wünſche, ſelber zur Würde eines Hauptes im Reich erhoben werden ſolle: wogegen er ſich die Beſchützung ſeiner Land und Leute und die Zahlung eines nahmhaften Jahrgeldes ausbedang. Und ſehr geneigt erklärte er ſich hiebei perſönlich mitzuwirken. Obgleich er den Bund den er ſchließen will, als Defenſivbund bezeichnet, ſo erbietet er ſich doch, wenn dem König auf das nächſte Früh-
1 Memorial fuͤr Johann Gametz Freiherrn v. d. Marck. (Dr. A.)
2 Es iſt ſehr hypothetiſch, wenn es bei den Verſprechungen heißt: „mit denen Fuͤſten ſo ſich mit in Bund geben moͤchten.“
Ranke D. Geſch. V. 21
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Moritz in neuem Bunde mit Frankreich.
War Albrecht mit dem Kaiſer, ſo war Moritz noch im-
mer mit Frankreich verbündet.
Schon Anfang September des Jahres 1552, unmit-
telbar vor der Rückkehr des Landgrafen Philipp, noch im
Einverſtändniß mit deſſen Sohn Wilhelm, welcher die Mei-
nung hegte, ihre Sachen ſeyen noch nicht aufs Trockene ge-
bracht, hatte ſich Moritz aufs neue an Heinrich II gewen-
det und dieſem, wie er ſich ausdrückt, „eine andre gründli-
chere Verſtändniß“ angetragen. 1 Bald darauf erſchien ein
franzöſiſcher Abgeordneter, Cajus de Virail, hauptſächlich in
der Abſicht, die Hülfleiſtungen welche der Kaiſer damals
noch vor Metz erwartete, rückgängig zu machen. Moritz er-
griff dieſe Gelegenheit, um jenen Antrag, jedoch für ſich al-
lein, 2 nur noch förmlicher zu wiederholen. Er verſprach nicht
nur, ſo viel an ihm, keine Hülfe von Reichswegen wider den
König zu leiſten, vielmehr dafür zu ſorgen, daß dieſem ſelbſt
ſo viel deutſches Kriegsvolk zuziehe als er brauche; er wieder-
holte auch die in dem Vertrag von 1551 gemachte Zuſage,
daß der König den Titel eines Reichsvicarius haben, und bei
der nächſten Wahl, wenn er es wünſche, ſelber zur Würde
eines Hauptes im Reich erhoben werden ſolle: wogegen er
ſich die Beſchützung ſeiner Land und Leute und die Zahlung
eines nahmhaften Jahrgeldes ausbedang. Und ſehr geneigt
erklärte er ſich hiebei perſönlich mitzuwirken. Obgleich er den
Bund den er ſchließen will, als Defenſivbund bezeichnet, ſo
erbietet er ſich doch, wenn dem König auf das nächſte Früh-
1 Memorial fuͤr Johann Gametz Freiherrn v. d. Marck. (Dr. A.)
2 Es iſt ſehr hypothetiſch, wenn es bei den Verſprechungen
heißt: „mit denen Fuͤſten ſo ſich mit in Bund geben moͤchten.“
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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/333>, abgerufen am 22.11.2024.
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