Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite
Fehde in Franken.

Wie erschraken die Plauenschen Söldner, die ihrer Er-
oberung sicher, sich vor den Thoren von Hof gütlich thaten,
schmausten und zechten, als der Markgraf, den sie weit ent-
fernt wähnten, plötzlich mit der niederdeutschen Reiterschaar,
die den eilenden Ritt mit ihm gemacht, erschien und sie aus-
einandersprengte. Seine Wuth gegen diesen Plauen, "einen
Deutschböhmen, der sein von beiden Theilen zusammenge-
raubtes Fürstenthum nur immer weiter ausbreiten wolle,"
kannte keine Grenzen; dagegen bewies er den Bürgern, die
sich ziemlich gut vertheidigt hatten, alle Anerkennung, die sie
verdienten. Er hoffte es noch dahin zu bringen, daß er
ihnen alle ihre Verluste erstatten könne. Er hatte noch
Baireuth, Culmbach, die Plassenburg, wohin er jetzt das in
Hof erbeutete Plauensche Geschütz führen ließ, Schweinfurt
und Hohenlandsberg. Bald erfuhren seine Feinde, daß er
wieder da war: er entriß ihnen kleine Festungen, wie Lich-
tenfels; den ganzen Aischgrund hinauf trieb er Beute von
ihnen zusammen.

Hätte nur ein Andrer indeß den Krieg in Niederdeutsch-
land an seiner Stelle geführt.

Da das nicht der Fall war, so geschah was er durch
seinen Zug eben hatte verhindern wollen: der Fürst, der dort
ihn geschlagen, erschien nun doch und zwar mächtiger und
angesehener als je in Franken.

Bald mußte Albrecht fühlen, daß er der Verbindung so
vieler Feinde nicht gewachsen war.

Im Felde erlitt er am 7ten November bei Lichtenfels
eine Niederlage; bei Culmbach gelang es ihm nur eben sich
durch die Feinde durchzuschlagen. Hierauf flüchteten die Ein-

22*
Fehde in Franken.

Wie erſchraken die Plauenſchen Söldner, die ihrer Er-
oberung ſicher, ſich vor den Thoren von Hof gütlich thaten,
ſchmauſten und zechten, als der Markgraf, den ſie weit ent-
fernt wähnten, plötzlich mit der niederdeutſchen Reiterſchaar,
die den eilenden Ritt mit ihm gemacht, erſchien und ſie aus-
einanderſprengte. Seine Wuth gegen dieſen Plauen, „einen
Deutſchböhmen, der ſein von beiden Theilen zuſammenge-
raubtes Fürſtenthum nur immer weiter ausbreiten wolle,“
kannte keine Grenzen; dagegen bewies er den Bürgern, die
ſich ziemlich gut vertheidigt hatten, alle Anerkennung, die ſie
verdienten. Er hoffte es noch dahin zu bringen, daß er
ihnen alle ihre Verluſte erſtatten könne. Er hatte noch
Baireuth, Culmbach, die Plaſſenburg, wohin er jetzt das in
Hof erbeutete Plauenſche Geſchütz führen ließ, Schweinfurt
und Hohenlandsberg. Bald erfuhren ſeine Feinde, daß er
wieder da war: er entriß ihnen kleine Feſtungen, wie Lich-
tenfels; den ganzen Aiſchgrund hinauf trieb er Beute von
ihnen zuſammen.

Hätte nur ein Andrer indeß den Krieg in Niederdeutſch-
land an ſeiner Stelle geführt.

Da das nicht der Fall war, ſo geſchah was er durch
ſeinen Zug eben hatte verhindern wollen: der Fürſt, der dort
ihn geſchlagen, erſchien nun doch und zwar mächtiger und
angeſehener als je in Franken.

Bald mußte Albrecht fühlen, daß er der Verbindung ſo
vieler Feinde nicht gewachſen war.

Im Felde erlitt er am 7ten November bei Lichtenfels
eine Niederlage; bei Culmbach gelang es ihm nur eben ſich
durch die Feinde durchzuſchlagen. Hierauf flüchteten die Ein-

22*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0351" n="339"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fehde in Franken</hi>.</fw><lb/>
          <p>Wie er&#x017F;chraken die Plauen&#x017F;chen Söldner, die ihrer Er-<lb/>
oberung &#x017F;icher, &#x017F;ich vor den Thoren von Hof gütlich thaten,<lb/>
&#x017F;chmau&#x017F;ten und zechten, als der Markgraf, den &#x017F;ie weit ent-<lb/>
fernt wähnten, plötzlich mit der niederdeut&#x017F;chen Reiter&#x017F;chaar,<lb/>
die den eilenden Ritt mit ihm gemacht, er&#x017F;chien und &#x017F;ie aus-<lb/>
einander&#x017F;prengte. Seine Wuth gegen die&#x017F;en Plauen, &#x201E;einen<lb/>
Deut&#x017F;chböhmen, der &#x017F;ein von beiden Theilen zu&#x017F;ammenge-<lb/>
raubtes Für&#x017F;tenthum nur immer weiter ausbreiten wolle,&#x201C;<lb/>
kannte keine Grenzen; dagegen bewies er den Bürgern, die<lb/>
&#x017F;ich ziemlich gut vertheidigt hatten, alle Anerkennung, die &#x017F;ie<lb/>
verdienten. Er hoffte es noch dahin zu bringen, daß er<lb/>
ihnen alle ihre Verlu&#x017F;te er&#x017F;tatten könne. Er hatte noch<lb/>
Baireuth, Culmbach, die Pla&#x017F;&#x017F;enburg, wohin er jetzt das in<lb/>
Hof erbeutete Plauen&#x017F;che Ge&#x017F;chütz führen ließ, Schweinfurt<lb/>
und Hohenlandsberg. Bald erfuhren &#x017F;eine Feinde, daß er<lb/>
wieder da war: er entriß ihnen kleine Fe&#x017F;tungen, wie Lich-<lb/>
tenfels; den ganzen Ai&#x017F;chgrund hinauf trieb er Beute von<lb/>
ihnen zu&#x017F;ammen.</p><lb/>
          <p>Hätte nur ein Andrer indeß den Krieg in Niederdeut&#x017F;ch-<lb/>
land an &#x017F;einer Stelle geführt.</p><lb/>
          <p>Da das nicht der Fall war, &#x017F;o ge&#x017F;chah was er durch<lb/>
&#x017F;einen Zug eben hatte verhindern wollen: der Für&#x017F;t, der dort<lb/>
ihn ge&#x017F;chlagen, er&#x017F;chien nun doch und zwar mächtiger und<lb/>
ange&#x017F;ehener als je in Franken.</p><lb/>
          <p>Bald mußte Albrecht fühlen, daß er der Verbindung &#x017F;o<lb/>
vieler Feinde nicht gewach&#x017F;en war.</p><lb/>
          <p>Im Felde erlitt er am 7ten November bei Lichtenfels<lb/>
eine Niederlage; bei Culmbach gelang es ihm nur eben &#x017F;ich<lb/>
durch die Feinde durchzu&#x017F;chlagen. Hierauf flüchteten die Ein-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">22*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[339/0351] Fehde in Franken. Wie erſchraken die Plauenſchen Söldner, die ihrer Er- oberung ſicher, ſich vor den Thoren von Hof gütlich thaten, ſchmauſten und zechten, als der Markgraf, den ſie weit ent- fernt wähnten, plötzlich mit der niederdeutſchen Reiterſchaar, die den eilenden Ritt mit ihm gemacht, erſchien und ſie aus- einanderſprengte. Seine Wuth gegen dieſen Plauen, „einen Deutſchböhmen, der ſein von beiden Theilen zuſammenge- raubtes Fürſtenthum nur immer weiter ausbreiten wolle,“ kannte keine Grenzen; dagegen bewies er den Bürgern, die ſich ziemlich gut vertheidigt hatten, alle Anerkennung, die ſie verdienten. Er hoffte es noch dahin zu bringen, daß er ihnen alle ihre Verluſte erſtatten könne. Er hatte noch Baireuth, Culmbach, die Plaſſenburg, wohin er jetzt das in Hof erbeutete Plauenſche Geſchütz führen ließ, Schweinfurt und Hohenlandsberg. Bald erfuhren ſeine Feinde, daß er wieder da war: er entriß ihnen kleine Feſtungen, wie Lich- tenfels; den ganzen Aiſchgrund hinauf trieb er Beute von ihnen zuſammen. Hätte nur ein Andrer indeß den Krieg in Niederdeutſch- land an ſeiner Stelle geführt. Da das nicht der Fall war, ſo geſchah was er durch ſeinen Zug eben hatte verhindern wollen: der Fürſt, der dort ihn geſchlagen, erſchien nun doch und zwar mächtiger und angeſehener als je in Franken. Bald mußte Albrecht fühlen, daß er der Verbindung ſo vieler Feinde nicht gewachſen war. Im Felde erlitt er am 7ten November bei Lichtenfels eine Niederlage; bei Culmbach gelang es ihm nur eben ſich durch die Feinde durchzuſchlagen. Hierauf flüchteten die Ein- 22*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/351
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/351>, abgerufen am 22.11.2024.