Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Reichstag zu Augsburg 1555. walt ertheilt hatte "abzuhandeln und zu beschließen: abso-lute: ohne alles Hintersichbringen", den versprochenen Reichs- tag eröffnete, zu Augsburg, am 5ten Februar 1555, schien ihm an dem Religionsfrieden wenig zu liegen; bei weitem größeren Nachdruck legte er in seiner Proposition auf die Erneuerung des Landfriedens und eine durchgreifende Exe- cutionsordnung. Einrichtungen zur Sicherstellung des Be- sitzstandes gegen Unternehmungen wie die letzten, wurden wie von ihm, so von der Majorität der Fürsten, besonders den geistlichen, gefordert. 1 Was der fränkische Bund vollbracht, die Stellung und Verfahrungsweise Herzog Heinrichs hatte deren ganzen Beifall. Auf einem Kreistage zu Frankfurt gegen Ende 1554 Unmöglich aber durften die Protestanten dieß geschehen 1 Brandenburgische Räthe, Jacob Schilling, Christoph von der Straßen, Timotheus Jung und Lambert Distelmeier, letzten Fe- bruar: "Im Fürsten Rhat seind die hendel - - albereith so weith un- derbauett, das sie dahin votiren, das man den Artikel des Landfrie- dens am ersten vor handen nehmen - - sol." Die sächsischen Gesand- ten, 21 Februar: "Die im Fürsten Rath haben sich anfangs fast bloß geben, was sie des merern theil fürhaben, nemlich allein die handhabung des Landfriedens in weltlichen Dingen zu beschließen, denn daran ist der Kön. Mt und den fränkischen Ainungsverwandten al- lein gelegen, und so es durch einen ausschuß dahin gereichte, das sie die andern zu überstimmen hetten, so glauben wir das sie den Frie- den in Religionsachen dießmal nit worden schließen wollen." Ranke D. Gesch. V. 23
Reichstag zu Augsburg 1555. walt ertheilt hatte „abzuhandeln und zu beſchließen: abſo-lute: ohne alles Hinterſichbringen“, den verſprochenen Reichs- tag eröffnete, zu Augsburg, am 5ten Februar 1555, ſchien ihm an dem Religionsfrieden wenig zu liegen; bei weitem größeren Nachdruck legte er in ſeiner Propoſition auf die Erneuerung des Landfriedens und eine durchgreifende Exe- cutionsordnung. Einrichtungen zur Sicherſtellung des Be- ſitzſtandes gegen Unternehmungen wie die letzten, wurden wie von ihm, ſo von der Majorität der Fürſten, beſonders den geiſtlichen, gefordert. 1 Was der fränkiſche Bund vollbracht, die Stellung und Verfahrungsweiſe Herzog Heinrichs hatte deren ganzen Beifall. Auf einem Kreistage zu Frankfurt gegen Ende 1554 Unmöglich aber durften die Proteſtanten dieß geſchehen 1 Brandenburgiſche Raͤthe, Jacob Schilling, Chriſtoph von der Straßen, Timotheus Jung und Lambert Diſtelmeier, letzten Fe- bruar: „Im Fuͤrſten Rhat ſeind die hendel ‒ ‒ albereith ſo weith un- derbauett, das ſie dahin votiren, das man den Artikel des Landfrie- dens am erſten vor handen nehmen ‒ ‒ ſol.“ Die ſaͤchſiſchen Geſand- ten, 21 Februar: „Die im Fuͤrſten Rath haben ſich anfangs faſt bloß geben, was ſie des merern theil fuͤrhaben, nemlich allein die handhabung des Landfriedens in weltlichen Dingen zu beſchließen, denn daran iſt der Koͤn. Mt und den fraͤnkiſchen Ainungsverwandten al- lein gelegen, und ſo es durch einen ausſchuß dahin gereichte, das ſie die andern zu uͤberſtimmen hetten, ſo glauben wir das ſie den Frie- den in Religionſachen dießmal nit worden ſchließen wollen.“ Ranke D. Geſch. V. 23
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Reichstag zu Augsburg 1555.
walt ertheilt hatte „abzuhandeln und zu beſchließen: abſo-
lute: ohne alles Hinterſichbringen“, den verſprochenen Reichs-
tag eröffnete, zu Augsburg, am 5ten Februar 1555, ſchien
ihm an dem Religionsfrieden wenig zu liegen; bei weitem
größeren Nachdruck legte er in ſeiner Propoſition auf die
Erneuerung des Landfriedens und eine durchgreifende Exe-
cutionsordnung. Einrichtungen zur Sicherſtellung des Be-
ſitzſtandes gegen Unternehmungen wie die letzten, wurden wie
von ihm, ſo von der Majorität der Fürſten, beſonders den
geiſtlichen, gefordert. 1 Was der fränkiſche Bund vollbracht,
die Stellung und Verfahrungsweiſe Herzog Heinrichs hatte
deren ganzen Beifall.
Auf einem Kreistage zu Frankfurt gegen Ende 1554
war ein Entwurf in dieſem Sinne vorgelegt worden, der
die Macht in wenigen Händen vereinigt hätte, nach der
Wahl der ſtändiſchen Mehrheit in den Kreiſen: die geiſtli-
chen Fürſten, welche zahlreich erſchienen waren, wünſchten,
daß vor allem andern dieſer Entwurf auf dem Reichstag
vorgenommen und durchgeführt würde.
Unmöglich aber durften die Proteſtanten dieß geſchehen
1 Brandenburgiſche Raͤthe, Jacob Schilling, Chriſtoph von
der Straßen, Timotheus Jung und Lambert Diſtelmeier, letzten Fe-
bruar: „Im Fuͤrſten Rhat ſeind die hendel ‒ ‒ albereith ſo weith un-
derbauett, das ſie dahin votiren, das man den Artikel des Landfrie-
dens am erſten vor handen nehmen ‒ ‒ ſol.“ Die ſaͤchſiſchen Geſand-
ten, 21 Februar: „Die im Fuͤrſten Rath haben ſich anfangs faſt
bloß geben, was ſie des merern theil fuͤrhaben, nemlich allein die
handhabung des Landfriedens in weltlichen Dingen zu beſchließen, denn
daran iſt der Koͤn. Mt und den fraͤnkiſchen Ainungsverwandten al-
lein gelegen, und ſo es durch einen ausſchuß dahin gereichte, das ſie
die andern zu uͤberſtimmen hetten, ſo glauben wir das ſie den Frie-
den in Religionſachen dießmal nit worden ſchließen wollen.“
Ranke D. Geſch. V. 23
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