Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Burgundischer Vertrag. derlanden hatte man ebenfalls von jeher sowohl gegen dasEine wie gegen das Andre remonstrirt; im Jahr 1542 war die Sache am Reichstag in aller Ausführlichkeit ver- handelt worden Auch jetzt, obwohl im Besitz einer Reichs- gewalt wie sie seit Jahrhunderten keiner seiner Vorfahren gehabt, setzte sich der Kaiser dagegen. Er bemerkte, die Er- richtung des burgundischen Kreises sey niemals zur Wirk- samkeit gelangt: über Menschen Gedenken sey daselbst von keinem Proceß des Kammergerichts die Rede gewesen: das- selbe aber sey von Geldern und Utrecht zu sagen: nach dem Bericht der Stände von Geldern seyen die Reichsan- schläge von ihnen niemals gefordert, geschweige denn gelei- stet worden; die Landschaft des Stifts Utrecht habe sich ge- weigert die Auslagen wiederzuerstatten, welche Königin Maria bei der letzten Türkensteuer für sie gemacht habe. Ich möchte nicht behaupten, daß dieß nun auch die Das Interesse der niederländischen Regierung war, et- In einer Instruction der Königin Maria heißt es, zur Burgundiſcher Vertrag. derlanden hatte man ebenfalls von jeher ſowohl gegen dasEine wie gegen das Andre remonſtrirt; im Jahr 1542 war die Sache am Reichstag in aller Ausführlichkeit ver- handelt worden Auch jetzt, obwohl im Beſitz einer Reichs- gewalt wie ſie ſeit Jahrhunderten keiner ſeiner Vorfahren gehabt, ſetzte ſich der Kaiſer dagegen. Er bemerkte, die Er- richtung des burgundiſchen Kreiſes ſey niemals zur Wirk- ſamkeit gelangt: über Menſchen Gedenken ſey daſelbſt von keinem Proceß des Kammergerichts die Rede geweſen: daſ- ſelbe aber ſey von Geldern und Utrecht zu ſagen: nach dem Bericht der Stände von Geldern ſeyen die Reichsan- ſchläge von ihnen niemals gefordert, geſchweige denn gelei- ſtet worden; die Landſchaft des Stifts Utrecht habe ſich ge- weigert die Auslagen wiederzuerſtatten, welche Königin Maria bei der letzten Türkenſteuer für ſie gemacht habe. Ich möchte nicht behaupten, daß dieß nun auch die Das Intereſſe der niederländiſchen Regierung war, et- In einer Inſtruction der Königin Maria heißt es, zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0037" n="25"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Burgundiſcher Vertrag</hi>.</fw><lb/> derlanden hatte man ebenfalls von jeher ſowohl gegen das<lb/> Eine wie gegen das Andre remonſtrirt; im Jahr 1542<lb/> war die Sache am Reichstag in aller Ausführlichkeit ver-<lb/> handelt worden Auch jetzt, obwohl im Beſitz einer Reichs-<lb/> gewalt wie ſie ſeit Jahrhunderten keiner ſeiner Vorfahren<lb/> gehabt, ſetzte ſich der Kaiſer dagegen. Er bemerkte, die Er-<lb/> richtung des burgundiſchen Kreiſes ſey niemals zur Wirk-<lb/> ſamkeit gelangt: über Menſchen Gedenken ſey daſelbſt von<lb/> keinem Proceß des Kammergerichts die Rede geweſen: daſ-<lb/> ſelbe aber ſey von Geldern und Utrecht zu ſagen: nach<lb/> dem Bericht der Stände von Geldern ſeyen die Reichsan-<lb/> ſchläge von ihnen niemals gefordert, geſchweige denn gelei-<lb/> ſtet worden; die Landſchaft des Stifts Utrecht habe ſich ge-<lb/> weigert die Auslagen wiederzuerſtatten, welche Königin Maria<lb/> bei der letzten Türkenſteuer für ſie gemacht habe.</p><lb/> <p>Ich möchte nicht behaupten, daß dieß nun auch die<lb/> Überzeugung des Kaiſers und ſeiner Räthe geweſen ſey: der-<lb/> jenige kaiſerliche Rath wenigſtens, der dieſe Sache in Augs-<lb/> burg bearbeitete, Viglius van Zuichem, ſagte ſpäter den Hol-<lb/> ländern, als ſie Miene machten eine zu Gunſten des Rei-<lb/> ches geforderte Anlage zu verweigern, nach altem Recht wür-<lb/> den ſie verpflichtet ſeyn zehnmal ſoviel beizutragen.</p><lb/> <p>Das Intereſſe der niederländiſchen Regierung war, et-<lb/> was für ſich zu ſeyn, die Einwirkungen des Reiches ſo we-<lb/> nig wie möglich zu empfinden und doch den Schutz deſſel-<lb/> ben zu genießen.</p><lb/> <p>In einer Inſtruction der Königin Maria heißt es, zur<lb/> Sicherheit der Niederlande ſey es wünſchenswerth, ein Of-<lb/> fenſiv- und Defenſiv-Bündniß derſelben mit dem Reich zu<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [25/0037]
Burgundiſcher Vertrag.
derlanden hatte man ebenfalls von jeher ſowohl gegen das
Eine wie gegen das Andre remonſtrirt; im Jahr 1542
war die Sache am Reichstag in aller Ausführlichkeit ver-
handelt worden Auch jetzt, obwohl im Beſitz einer Reichs-
gewalt wie ſie ſeit Jahrhunderten keiner ſeiner Vorfahren
gehabt, ſetzte ſich der Kaiſer dagegen. Er bemerkte, die Er-
richtung des burgundiſchen Kreiſes ſey niemals zur Wirk-
ſamkeit gelangt: über Menſchen Gedenken ſey daſelbſt von
keinem Proceß des Kammergerichts die Rede geweſen: daſ-
ſelbe aber ſey von Geldern und Utrecht zu ſagen: nach
dem Bericht der Stände von Geldern ſeyen die Reichsan-
ſchläge von ihnen niemals gefordert, geſchweige denn gelei-
ſtet worden; die Landſchaft des Stifts Utrecht habe ſich ge-
weigert die Auslagen wiederzuerſtatten, welche Königin Maria
bei der letzten Türkenſteuer für ſie gemacht habe.
Ich möchte nicht behaupten, daß dieß nun auch die
Überzeugung des Kaiſers und ſeiner Räthe geweſen ſey: der-
jenige kaiſerliche Rath wenigſtens, der dieſe Sache in Augs-
burg bearbeitete, Viglius van Zuichem, ſagte ſpäter den Hol-
ländern, als ſie Miene machten eine zu Gunſten des Rei-
ches geforderte Anlage zu verweigern, nach altem Recht wür-
den ſie verpflichtet ſeyn zehnmal ſoviel beizutragen.
Das Intereſſe der niederländiſchen Regierung war, et-
was für ſich zu ſeyn, die Einwirkungen des Reiches ſo we-
nig wie möglich zu empfinden und doch den Schutz deſſel-
ben zu genießen.
In einer Inſtruction der Königin Maria heißt es, zur
Sicherheit der Niederlande ſey es wünſchenswerth, ein Of-
fenſiv- und Defenſiv-Bündniß derſelben mit dem Reich zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |