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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Neuntes Buch. Erstes Capitel.
sprache mit den entzweiten Ständen, so wie ohne Rücksicht
auf den Papst, unter kaiserlicher Autorität allein, der Ver-
such einer Festsetzung gemacht würde, bei der sich beide Theile
beruhigen könnten.

Wie die Ereignisse vor allem den Erfolg gehabt die
Macht des Kaisers zu heben, so kam es hauptsächlich dar-
auf an, wie dieselbe hiezu benutzt werden würde.

Der Kaiser nahm wirklich die ihm von seinem Bru-
der vorgeschlagenen Theologen an, Julius Pflug und den
Weihbischof Helding. Churfürst Joachim II von Branden-
burg, in dessen Ideen es von jeher lag eine Vermittelung
zu suchen, ließ seinen Hofprediger Johann Agricola an der
Arbeit Theil nehmen. Die drei Männer waren in gewissem
Sinne die Repräsentanten der drei vornehmsten theologischen
Parteien: Agricola, der an Luthers Tisch gesessen, der pro-
testantischen, Helding der altkatholischen, Julius Pflug der
erasmischen. Julius Pflug hatte wohl schon früher die
Grundlage des Entwurfs ausgearbeitet; 1 von Helding findet
sich einiges Handschriftliche, dessen sich Pflug bedient zu ha-
ben scheint; daß der Antheil Agricolas nur gering gewesen
ist, dürfte schon die Ruhmredigkeit beweisen, mit der er da-
von spricht, wie denn auch sonst darüber nichts erhellt.

Das war nun aber hier nicht die Frage, welche Mei-
nungen in dem Gespräche dieser drei Gelehrten die Ober-
hand bekommen, sondern vielmehr in wie fern sie Mittel
und Wege finden würden den kaiserlichen Gedanken zu ver-
wirklichen.


1 Vgl. Formula sacrorum emendandorum a Julio Pflugio
proposita, ed. Gottfr. Müller, Praef. XIII.

Neuntes Buch. Erſtes Capitel.
ſprache mit den entzweiten Ständen, ſo wie ohne Rückſicht
auf den Papſt, unter kaiſerlicher Autorität allein, der Ver-
ſuch einer Feſtſetzung gemacht würde, bei der ſich beide Theile
beruhigen könnten.

Wie die Ereigniſſe vor allem den Erfolg gehabt die
Macht des Kaiſers zu heben, ſo kam es hauptſächlich dar-
auf an, wie dieſelbe hiezu benutzt werden würde.

Der Kaiſer nahm wirklich die ihm von ſeinem Bru-
der vorgeſchlagenen Theologen an, Julius Pflug und den
Weihbiſchof Helding. Churfürſt Joachim II von Branden-
burg, in deſſen Ideen es von jeher lag eine Vermittelung
zu ſuchen, ließ ſeinen Hofprediger Johann Agricola an der
Arbeit Theil nehmen. Die drei Männer waren in gewiſſem
Sinne die Repräſentanten der drei vornehmſten theologiſchen
Parteien: Agricola, der an Luthers Tiſch geſeſſen, der pro-
teſtantiſchen, Helding der altkatholiſchen, Julius Pflug der
erasmiſchen. Julius Pflug hatte wohl ſchon früher die
Grundlage des Entwurfs ausgearbeitet; 1 von Helding findet
ſich einiges Handſchriftliche, deſſen ſich Pflug bedient zu ha-
ben ſcheint; daß der Antheil Agricolas nur gering geweſen
iſt, dürfte ſchon die Ruhmredigkeit beweiſen, mit der er da-
von ſpricht, wie denn auch ſonſt darüber nichts erhellt.

Das war nun aber hier nicht die Frage, welche Mei-
nungen in dem Geſpräche dieſer drei Gelehrten die Ober-
hand bekommen, ſondern vielmehr in wie fern ſie Mittel
und Wege finden würden den kaiſerlichen Gedanken zu ver-
wirklichen.


1 Vgl. Formula sacrorum emendandorum a Julio Pflugio
proposita, ed. Gottfr. Müller, Praef. XIII.
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[40/0052] Neuntes Buch. Erſtes Capitel. ſprache mit den entzweiten Ständen, ſo wie ohne Rückſicht auf den Papſt, unter kaiſerlicher Autorität allein, der Ver- ſuch einer Feſtſetzung gemacht würde, bei der ſich beide Theile beruhigen könnten. Wie die Ereigniſſe vor allem den Erfolg gehabt die Macht des Kaiſers zu heben, ſo kam es hauptſächlich dar- auf an, wie dieſelbe hiezu benutzt werden würde. Der Kaiſer nahm wirklich die ihm von ſeinem Bru- der vorgeſchlagenen Theologen an, Julius Pflug und den Weihbiſchof Helding. Churfürſt Joachim II von Branden- burg, in deſſen Ideen es von jeher lag eine Vermittelung zu ſuchen, ließ ſeinen Hofprediger Johann Agricola an der Arbeit Theil nehmen. Die drei Männer waren in gewiſſem Sinne die Repräſentanten der drei vornehmſten theologiſchen Parteien: Agricola, der an Luthers Tiſch geſeſſen, der pro- teſtantiſchen, Helding der altkatholiſchen, Julius Pflug der erasmiſchen. Julius Pflug hatte wohl ſchon früher die Grundlage des Entwurfs ausgearbeitet; 1 von Helding findet ſich einiges Handſchriftliche, deſſen ſich Pflug bedient zu ha- ben ſcheint; daß der Antheil Agricolas nur gering geweſen iſt, dürfte ſchon die Ruhmredigkeit beweiſen, mit der er da- von ſpricht, wie denn auch ſonſt darüber nichts erhellt. Das war nun aber hier nicht die Frage, welche Mei- nungen in dem Geſpräche dieſer drei Gelehrten die Ober- hand bekommen, ſondern vielmehr in wie fern ſie Mittel und Wege finden würden den kaiſerlichen Gedanken zu ver- wirklichen. 1 Vgl. Formula sacrorum emendandorum a Julio Pflugio proposita, ed. Gottfr. Müller, Praef. XIII.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/52>, abgerufen am 24.11.2024.