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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Haltung des Churfürsten Moritz.
müssen, das Versprechen gegeben, sie bei ihrer Religion, wie
sie jetzt sey, zu schützen, eine Zusage die von dem Kaiser
um der Gefahren des Krieges bestätigt worden. Die pro-
testantische Gesinnung war durch die Vereinigung der älte-
sten evangelischen Länder mit seinem bisherigen Territorium
nur um so stärker geworden. Moritz erklärte endlich dem
Kaiser, er für seine Person habe nichts gegen die Formel des
Interim: was seine Landschaft anbetreffe, so wolle er alles
Mögliche thun um sie zur Annahme desselben zu bewegen. 1

Bei dem ersten Versuch aber ward er inne, daß dieß
so geradezu nicht möglich sey. Wenn wir recht unterrichtet
sind, fand er überhaupt bei seiner Rückkehr in das Land
eine schlechte Aufnahme. 2 Bei der ersten Zusammenkunft sei-
ner Stände in Meißen empfieng er, wie berührt, eine ent-
schieden abschlägliche Antwort.

Der Kaiser forderte ihn auf, ungefähr eben so zu ver-
fahren, wie er selbst in den oberen Landen und Städten
verfahren war, vor allen Dingen Melanchthon zu entfernen,
von dem ein Gutachten wider das Interim im Druck er-
schienen war. Die Stände dagegen hielten ihm sein Verspre-
chen entgegen: sie schienen bereits ihre Augen auf seinen
Bruder August zu werfen.

Von entgegengesetzten Ansprüchen und Pflichten gedrängt
faßte Churfürst Moritz den Gedanken, wenn es ihm nicht

1 Dem Markgr. Hans läßt Kön. Ferdinand Dienst. nach Trin.
sagen: "J. Königl. Mt wolle J. f. Gn. unangezeigt nicht lassen, daß
Herzogk Moritz das Interim vor sein person angenommen, sich auch
dabeneben erboten, höchsten und muglichen Fleiß anzuwenden seine
Landschaft dahin zu bereden, daß sie solches auch annehmen solte."
2 Marillac 19 Sept. Vgl. späteres Schreiben bei Ribier II, 218.

Haltung des Churfuͤrſten Moritz.
müſſen, das Verſprechen gegeben, ſie bei ihrer Religion, wie
ſie jetzt ſey, zu ſchützen, eine Zuſage die von dem Kaiſer
um der Gefahren des Krieges beſtätigt worden. Die pro-
teſtantiſche Geſinnung war durch die Vereinigung der älte-
ſten evangeliſchen Länder mit ſeinem bisherigen Territorium
nur um ſo ſtärker geworden. Moritz erklärte endlich dem
Kaiſer, er für ſeine Perſon habe nichts gegen die Formel des
Interim: was ſeine Landſchaft anbetreffe, ſo wolle er alles
Mögliche thun um ſie zur Annahme deſſelben zu bewegen. 1

Bei dem erſten Verſuch aber ward er inne, daß dieß
ſo geradezu nicht möglich ſey. Wenn wir recht unterrichtet
ſind, fand er überhaupt bei ſeiner Rückkehr in das Land
eine ſchlechte Aufnahme. 2 Bei der erſten Zuſammenkunft ſei-
ner Stände in Meißen empfieng er, wie berührt, eine ent-
ſchieden abſchlägliche Antwort.

Der Kaiſer forderte ihn auf, ungefähr eben ſo zu ver-
fahren, wie er ſelbſt in den oberen Landen und Städten
verfahren war, vor allen Dingen Melanchthon zu entfernen,
von dem ein Gutachten wider das Interim im Druck er-
ſchienen war. Die Stände dagegen hielten ihm ſein Verſpre-
chen entgegen: ſie ſchienen bereits ihre Augen auf ſeinen
Bruder Auguſt zu werfen.

Von entgegengeſetzten Anſprüchen und Pflichten gedrängt
faßte Churfürſt Moritz den Gedanken, wenn es ihm nicht

1 Dem Markgr. Hans laͤßt Koͤn. Ferdinand Dienſt. nach Trin.
ſagen: „J. Koͤnigl. Mt wolle J. f. Gn. unangezeigt nicht laſſen, daß
Herzogk Moritz das Interim vor ſein perſon angenommen, ſich auch
dabeneben erboten, hoͤchſten und muglichen Fleiß anzuwenden ſeine
Landſchaft dahin zu bereden, daß ſie ſolches auch annehmen ſolte.“
2 Marillac 19 Sept. Vgl. ſpaͤteres Schreiben bei Ribier II, 218.
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[73/0085] Haltung des Churfuͤrſten Moritz. müſſen, das Verſprechen gegeben, ſie bei ihrer Religion, wie ſie jetzt ſey, zu ſchützen, eine Zuſage die von dem Kaiſer um der Gefahren des Krieges beſtätigt worden. Die pro- teſtantiſche Geſinnung war durch die Vereinigung der älte- ſten evangeliſchen Länder mit ſeinem bisherigen Territorium nur um ſo ſtärker geworden. Moritz erklärte endlich dem Kaiſer, er für ſeine Perſon habe nichts gegen die Formel des Interim: was ſeine Landſchaft anbetreffe, ſo wolle er alles Mögliche thun um ſie zur Annahme deſſelben zu bewegen. 1 Bei dem erſten Verſuch aber ward er inne, daß dieß ſo geradezu nicht möglich ſey. Wenn wir recht unterrichtet ſind, fand er überhaupt bei ſeiner Rückkehr in das Land eine ſchlechte Aufnahme. 2 Bei der erſten Zuſammenkunft ſei- ner Stände in Meißen empfieng er, wie berührt, eine ent- ſchieden abſchlägliche Antwort. Der Kaiſer forderte ihn auf, ungefähr eben ſo zu ver- fahren, wie er ſelbſt in den oberen Landen und Städten verfahren war, vor allen Dingen Melanchthon zu entfernen, von dem ein Gutachten wider das Interim im Druck er- ſchienen war. Die Stände dagegen hielten ihm ſein Verſpre- chen entgegen: ſie ſchienen bereits ihre Augen auf ſeinen Bruder Auguſt zu werfen. Von entgegengeſetzten Anſprüchen und Pflichten gedrängt faßte Churfürſt Moritz den Gedanken, wenn es ihm nicht 1 Dem Markgr. Hans laͤßt Koͤn. Ferdinand Dienſt. nach Trin. ſagen: „J. Koͤnigl. Mt wolle J. f. Gn. unangezeigt nicht laſſen, daß Herzogk Moritz das Interim vor ſein perſon angenommen, ſich auch dabeneben erboten, hoͤchſten und muglichen Fleiß anzuwenden ſeine Landſchaft dahin zu bereden, daß ſie ſolches auch annehmen ſolte.“ 2 Marillac 19 Sept. Vgl. ſpaͤteres Schreiben bei Ribier II, 218.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/85>, abgerufen am 24.11.2024.