Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.Einführung des Interims. das höchste Ansehen genoß, sich der religiösen Verordnungdes Kaisers allerdings zwar nicht unterwarf, aber doch näher anschloß, als Jemand für möglich gehalten hätte. 1 Sein Beispiel und sein Rath vermochten nun auch An- Triumphirend verkündigte Agricola in der Schloßkirche 1 Schreiben Christofs von Karlwitz Torgau 16 März (Berl.
Arch.), im Anhang: "Mein gn. H. konte leiden daß es ehe bescheen, und heldet embsig darumb an." Expositio Ddd "librum agendo- rum confecerunt ad formulam mandatam, qui perfectus fuit mense Martio" ao 49. Einfuͤhrung des Interims. das höchſte Anſehen genoß, ſich der religiöſen Verordnungdes Kaiſers allerdings zwar nicht unterwarf, aber doch näher anſchloß, als Jemand für möglich gehalten hätte. 1 Sein Beiſpiel und ſein Rath vermochten nun auch An- Triumphirend verkündigte Agricola in der Schloßkirche 1 Schreiben Chriſtofs von Karlwitz Torgau 16 Maͤrz (Berl.
Arch.), im Anhang: „Mein gn. H. konte leiden daß es ehe beſcheen, und heldet embſig darumb an.“ Expositio Ddd „librum agendo- rum confecerunt ad formulam mandatam, qui perfectus fuit mense Martio“ aō 49. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0097" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einfuͤhrung des Interims</hi>.</fw><lb/> das höchſte Anſehen genoß, ſich der religiöſen Verordnung<lb/> des Kaiſers allerdings zwar nicht unterwarf, aber doch näher<lb/> anſchloß, als Jemand für möglich gehalten hätte. <note place="foot" n="1">Schreiben Chriſtofs von Karlwitz Torgau 16 Maͤrz (Berl.<lb/> Arch.), im Anhang: „Mein gn. H. konte leiden daß es ehe beſcheen,<lb/> und heldet embſig darumb an.“ <hi rendition="#aq">Expositio Ddd „librum agendo-<lb/> rum confecerunt ad formulam mandatam, qui perfectus fuit mense<lb/> Martio“ aō</hi> 49.</note></p><lb/> <p>Sein Beiſpiel und ſein Rath vermochten nun auch An-<lb/> dere zu einem ähnlichen Verfahren.</p><lb/> <p>Triumphirend verkündigte Agricola in der Schloßkirche<lb/> zu Berlin die Zugeſtändniſſe der Wittenberger Theologen,<lb/> über welche zu Jüterbock mit den Räthen Joachims <hi rendition="#aq">II</hi> Rück-<lb/> ſprache genommen worden, als eine Beſtätigung des kaiſer-<lb/> lichen Buches, das man ſo viel geſchmäht habe. Hierauf<lb/> fragten die märkiſchen Prediger in Wittenberg an, was es<lb/> mit ihren Beſchlüſſen auf ſich habe: ob wirklich das Wei-<lb/> hen von Waſſer, Salz und Öl, das Heben und Legen des<lb/> Kreuzes, Singen der Vigilien von ihnen hergeſtellt ſey; ob<lb/> man ſich wirklich wieder des von den Biſchöfen geweihten<lb/> Chrisma bediene? Gern, ſagen ſie, wollen wir bei eurer<lb/> Kirche bleiben und alles halten was ihr haltet, als eure<lb/> Schüler. Bugenhagen und Melanchthon antworteten, nie-<lb/> mals ſey es ihnen in Sinn gekommen, das Weihen von<lb/> Waſſer und Öl zu billigen, noch erſchalle die Lehre rein zu<lb/> Wittenberg und über den Inhalt der märkiſchen Kirchenord-<lb/> nung ſey man nicht hinausgegangen. Ihr Landesfürſt möge<lb/> das Interim nach Maaßgabe dieſer Übereinſtimmung einfüh-<lb/> ren. So viel ſey übrigens wahr, daß man eher eine harte<lb/> Knechtſchaft ertragen, als eine Verödung der Kirche zulaſ-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0097]
Einfuͤhrung des Interims.
das höchſte Anſehen genoß, ſich der religiöſen Verordnung
des Kaiſers allerdings zwar nicht unterwarf, aber doch näher
anſchloß, als Jemand für möglich gehalten hätte. 1
Sein Beiſpiel und ſein Rath vermochten nun auch An-
dere zu einem ähnlichen Verfahren.
Triumphirend verkündigte Agricola in der Schloßkirche
zu Berlin die Zugeſtändniſſe der Wittenberger Theologen,
über welche zu Jüterbock mit den Räthen Joachims II Rück-
ſprache genommen worden, als eine Beſtätigung des kaiſer-
lichen Buches, das man ſo viel geſchmäht habe. Hierauf
fragten die märkiſchen Prediger in Wittenberg an, was es
mit ihren Beſchlüſſen auf ſich habe: ob wirklich das Wei-
hen von Waſſer, Salz und Öl, das Heben und Legen des
Kreuzes, Singen der Vigilien von ihnen hergeſtellt ſey; ob
man ſich wirklich wieder des von den Biſchöfen geweihten
Chrisma bediene? Gern, ſagen ſie, wollen wir bei eurer
Kirche bleiben und alles halten was ihr haltet, als eure
Schüler. Bugenhagen und Melanchthon antworteten, nie-
mals ſey es ihnen in Sinn gekommen, das Weihen von
Waſſer und Öl zu billigen, noch erſchalle die Lehre rein zu
Wittenberg und über den Inhalt der märkiſchen Kirchenord-
nung ſey man nicht hinausgegangen. Ihr Landesfürſt möge
das Interim nach Maaßgabe dieſer Übereinſtimmung einfüh-
ren. So viel ſey übrigens wahr, daß man eher eine harte
Knechtſchaft ertragen, als eine Verödung der Kirche zulaſ-
1 Schreiben Chriſtofs von Karlwitz Torgau 16 Maͤrz (Berl.
Arch.), im Anhang: „Mein gn. H. konte leiden daß es ehe beſcheen,
und heldet embſig darumb an.“ Expositio Ddd „librum agendo-
rum confecerunt ad formulam mandatam, qui perfectus fuit mense
Martio“ aō 49.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |