Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.Obergeschosses ermöglicht ist. Die künstlerische Ausschmückung Obergeschosses ermöglicht ist. Die künstlerische Ausschmückung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="36"/> Obergeschosses ermöglicht ist. Die künstlerische Ausschmückung<lb/> der Wandelhalle ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen. Es fehlen<lb/> noch die freistehenden Skulpturen, das Kaiserstandbild über dem<lb/> Schlussstein des Hauses und die damit in Beziehung gesetzten Bild¬<lb/> werke in den Nischen der Rotunde, ferner die allegorischen Skulp¬<lb/> turen auf den Gallerien, ausserdem werden die Fenster farbig ver¬<lb/> glast und die Wölbungen sollen mit Frescogemälden bedeckt werden.<lb/> Die im Grundriss achteckige Rotunde wird durch vier mächtige, in<lb/> die Flachkuppel eingreifende Rundbogen gegliedert, in der Höhe<lb/> des Obergeschosses treten in diese Oeffnungen Gallerien. An den<lb/> vier Schmalseiten sind rund ausgewölbte und von Säulen flankirte<lb/> Nischen eingelassen. Die Säulen der Halle besitzen einen edlen<lb/> Schwung, das Kompositakapitäl ist straff profilirt, ein herrlicher<lb/> Architrav legt sich wie ein einigendes Band unter die Gewölbeansätze.<lb/> Das System der Seitenflügel der Wandelhalle ist an den Längsseiten<lb/> durch fünf Pfeiler charakterisirt, von denen die drei inneren durch<lb/> Dreiviertelsäulen verstärkt sind. Im Interkolumnium befinden sich<lb/> die Thüren, deren Flügel und Giebel durch Bronceornamente ver¬<lb/> ziert sind. Die an der Westseite fortlaufenden rundbögigen Flächen<lb/> zwischen den Stichkappen der Tonnenwölbung sind über dem Haupt¬<lb/> gesims durch reich skulptirte Städtewappen ausgefüllt, in gleicher Höhe<lb/> zieht sich auf der Ostseite eine Gallerie hin, die von den gewölbten<lb/> Seitenschiffen getragen wird. Wirkungsvoll schliesst die Wandelhalle<lb/> am nördlichen und südlichen Ende ab. Hier heben je zwei frei¬<lb/> stehende Säulen eine kompakte Gallerie empor, aus der Attika schauen<lb/> zwei Medusenmasken in die Weite und auf der Balustrade lagern<lb/> zwei geheimnissvolle, sphinxartige Fabelthiere mit Flügelhelmen. Diese<lb/> wunderbaren Gebilde sind von <hi rendition="#k">Widemann</hi> gefertigt. Die übrigen<lb/> Skulpturen der Wandelhalle hat <hi rendition="#k">O. Lessing</hi> modellirt. Unter den<lb/> Säuleneinstellungen treten aus der glatten, durch Scharrirung belebten<lb/> Wandfläche vier Medaillons hervor mit elegant stilisirten Putten, die<lb/> als Herolde der deutschen Königreiche aufzufassen sind. Naturgemäss<lb/> ist die Rotunde am reichlichsten mit Figurenschmuck bedacht. Ueber<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [36/0042]
Obergeschosses ermöglicht ist. Die künstlerische Ausschmückung
der Wandelhalle ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen. Es fehlen
noch die freistehenden Skulpturen, das Kaiserstandbild über dem
Schlussstein des Hauses und die damit in Beziehung gesetzten Bild¬
werke in den Nischen der Rotunde, ferner die allegorischen Skulp¬
turen auf den Gallerien, ausserdem werden die Fenster farbig ver¬
glast und die Wölbungen sollen mit Frescogemälden bedeckt werden.
Die im Grundriss achteckige Rotunde wird durch vier mächtige, in
die Flachkuppel eingreifende Rundbogen gegliedert, in der Höhe
des Obergeschosses treten in diese Oeffnungen Gallerien. An den
vier Schmalseiten sind rund ausgewölbte und von Säulen flankirte
Nischen eingelassen. Die Säulen der Halle besitzen einen edlen
Schwung, das Kompositakapitäl ist straff profilirt, ein herrlicher
Architrav legt sich wie ein einigendes Band unter die Gewölbeansätze.
Das System der Seitenflügel der Wandelhalle ist an den Längsseiten
durch fünf Pfeiler charakterisirt, von denen die drei inneren durch
Dreiviertelsäulen verstärkt sind. Im Interkolumnium befinden sich
die Thüren, deren Flügel und Giebel durch Bronceornamente ver¬
ziert sind. Die an der Westseite fortlaufenden rundbögigen Flächen
zwischen den Stichkappen der Tonnenwölbung sind über dem Haupt¬
gesims durch reich skulptirte Städtewappen ausgefüllt, in gleicher Höhe
zieht sich auf der Ostseite eine Gallerie hin, die von den gewölbten
Seitenschiffen getragen wird. Wirkungsvoll schliesst die Wandelhalle
am nördlichen und südlichen Ende ab. Hier heben je zwei frei¬
stehende Säulen eine kompakte Gallerie empor, aus der Attika schauen
zwei Medusenmasken in die Weite und auf der Balustrade lagern
zwei geheimnissvolle, sphinxartige Fabelthiere mit Flügelhelmen. Diese
wunderbaren Gebilde sind von Widemann gefertigt. Die übrigen
Skulpturen der Wandelhalle hat O. Lessing modellirt. Unter den
Säuleneinstellungen treten aus der glatten, durch Scharrirung belebten
Wandfläche vier Medaillons hervor mit elegant stilisirten Putten, die
als Herolde der deutschen Königreiche aufzufassen sind. Naturgemäss
ist die Rotunde am reichlichsten mit Figurenschmuck bedacht. Ueber
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