Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.Wandtäfelungen von reicher Ausgestaltung angebracht. Das System Wandtäfelungen von reicher Ausgestaltung angebracht. Das System <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0046" n="40"/> Wandtäfelungen von reicher Ausgestaltung angebracht. Das System<lb/> derselben ist durch zwei Pfeiler, vier Säulen und zwei Nischen jedesmal<lb/> bedingt. Den oberen Abschluss bilden Giebel. Durch Putten, Masken,<lb/> Schilde und naturalistisch erfasste Schankmädchen ist die Täfelung<lb/> reizvoll verschönt. Ein flaches Gewölbe legt sich kreuzartig über<lb/> den Raum, im Scheitel ist ein origineller Bronceschmuck, um eine<lb/> strahlende Sonne bewegen sich Monde in den verschiedenen Phasen.<lb/> Das Gewölbe ist mit zartgetönten weissen Stuckornamenten verziert,<lb/> kapriciös geringelte Ranken streben über die Fläche hin und um¬<lb/> säumen die humorvollen heraldischen Impromptus. Ueberhaupt spielen<lb/> die heraldischen Motive in der Ornamentik des Reichstagshauses eine<lb/> bedeutsame Rolle. Es lag nahe, dass die korrekten Wappen der<lb/> Staaten und Städte an hervorragenden Stellen des Hauses als gemein¬<lb/> verständliche Symbole herangezogen wurden, so gut wie das einzige<lb/> Mittel, für das Zusammenwirken aller Gaue des Vaterlandes an der<lb/> Reichseinheit einen Ausdruck zu finden. Dann aber bot das Wappen¬<lb/> wesen noch die Anregung, neuschöpferisch in der Verwendung von<lb/> heraldischen Gebilden vorzugehen, wodurch diesem auf der Kunst<lb/> basirenden Gebiet eine weite Perspective eröffnet wurde. Im Restau¬<lb/> rationssaal sind die vier Elemente heraldisch dargestellt. Die Erde<lb/> hat den Löwen im Schild, und als Helmzier erscheint ein mit<lb/> Früchten beladener Baum, die Luft wird durch einen Adler gekenn¬<lb/> zeichnet, ein Luftballon als Zier hebt das ganze Wappen in die<lb/> höchsten Regionen, die die Heraldik jemals erstiegen. Ein Fisch<lb/> deutet das Wappen des Wassers, und über dem Helm bäumt sich<lb/> ein strahlenwerfender Delphin mit dem Schwanz aufwärts, das Feuer<lb/> schliesslich hat ein gluthhauchendes, löwenkralliges Drachenthier im<lb/> Schilde, die Helmzier ist ein weihrauchduftender schlanker Dreifuss.<lb/> Ein imposanter Kamin mit steilem, von einer Gallerie gekröntem Dach<lb/> vervollständigt das herrliche Interieur dieses Saales. Die lünetten¬<lb/> artigen Wandflächen über den Fenstern und der Thür werden noch mit<lb/> Frescogemälden geschmückt, ferner sollen die oberen Theile der Fenster<lb/> über den zu den Balkons führenden Thüren Glasmalereien erhalten.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [40/0046]
Wandtäfelungen von reicher Ausgestaltung angebracht. Das System
derselben ist durch zwei Pfeiler, vier Säulen und zwei Nischen jedesmal
bedingt. Den oberen Abschluss bilden Giebel. Durch Putten, Masken,
Schilde und naturalistisch erfasste Schankmädchen ist die Täfelung
reizvoll verschönt. Ein flaches Gewölbe legt sich kreuzartig über
den Raum, im Scheitel ist ein origineller Bronceschmuck, um eine
strahlende Sonne bewegen sich Monde in den verschiedenen Phasen.
Das Gewölbe ist mit zartgetönten weissen Stuckornamenten verziert,
kapriciös geringelte Ranken streben über die Fläche hin und um¬
säumen die humorvollen heraldischen Impromptus. Ueberhaupt spielen
die heraldischen Motive in der Ornamentik des Reichstagshauses eine
bedeutsame Rolle. Es lag nahe, dass die korrekten Wappen der
Staaten und Städte an hervorragenden Stellen des Hauses als gemein¬
verständliche Symbole herangezogen wurden, so gut wie das einzige
Mittel, für das Zusammenwirken aller Gaue des Vaterlandes an der
Reichseinheit einen Ausdruck zu finden. Dann aber bot das Wappen¬
wesen noch die Anregung, neuschöpferisch in der Verwendung von
heraldischen Gebilden vorzugehen, wodurch diesem auf der Kunst
basirenden Gebiet eine weite Perspective eröffnet wurde. Im Restau¬
rationssaal sind die vier Elemente heraldisch dargestellt. Die Erde
hat den Löwen im Schild, und als Helmzier erscheint ein mit
Früchten beladener Baum, die Luft wird durch einen Adler gekenn¬
zeichnet, ein Luftballon als Zier hebt das ganze Wappen in die
höchsten Regionen, die die Heraldik jemals erstiegen. Ein Fisch
deutet das Wappen des Wassers, und über dem Helm bäumt sich
ein strahlenwerfender Delphin mit dem Schwanz aufwärts, das Feuer
schliesslich hat ein gluthhauchendes, löwenkralliges Drachenthier im
Schilde, die Helmzier ist ein weihrauchduftender schlanker Dreifuss.
Ein imposanter Kamin mit steilem, von einer Gallerie gekröntem Dach
vervollständigt das herrliche Interieur dieses Saales. Die lünetten¬
artigen Wandflächen über den Fenstern und der Thür werden noch mit
Frescogemälden geschmückt, ferner sollen die oberen Theile der Fenster
über den zu den Balkons führenden Thüren Glasmalereien erhalten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |