Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.woher habt Ihr doch die Fische? -- Von der Wassernixe! -- Jetzt erinnerte sich Martin der Erscheinung draußen und fragte, auf sein Bett losgehend, auf das er schon lange sehnsüchtige Blicke geworfen hatte, denn er war sehr müde, wer denn das gewesen wäre? Hierauf öffnete er das Bett und rief: Ei, ei, Vater! hier hat ja schon Jemand gelegen? Ihr habt wohl nicht wieder geheuert? -- Schuster Ignaz sah ihn pfiffig an und fingerte ihm eins an die Nase! Martin schlüpfte in die Federn -- Teufel! 's ist ja noch warm! Ich will durch dreihundert Mann Spießruthen laufen, wenn nicht vor einer Viertelstunde ein Mädel hier gelegen hat! -- Der Alte lachte: Na, du hast Prax! ja, ein Mädel war's! und was für eins! Na, nimm deinen Kopf zusammen, Martin, daß sie dich nicht verruckt macht, sie ist eine Hex'! -- Er löschte die Lampe aus und schwatzte noch im Bette buntes Zeug durcheinander, leider redete er für die Fliegen, welche sich an der Pfanne einen guten Tag machten, denn der Martin war hinüber. -- Anders erging es diese Nacht Truden; als sie sich auf öder Wiese so mutterseelenallein sah, der Himmel umwölkt, kein Haus nah und ferne, nur Wald, Bach und Wiese, welche der Wind bald heftig tosend, bald leise wehend durchzog, da ward ihr gar sehr bange, sie fühlte sich so recht verstoßen, so recht ein verlorenes Kind; da war sie zufällig in die halbfertigen Gemäuer der Mühle, ihrer Mühle gerathen, aus welchen bei ihrer Annäherung das Nachtgevögel kreischend ausflog; woher habt Ihr doch die Fische? — Von der Wassernixe! — Jetzt erinnerte sich Martin der Erscheinung draußen und fragte, auf sein Bett losgehend, auf das er schon lange sehnsüchtige Blicke geworfen hatte, denn er war sehr müde, wer denn das gewesen wäre? Hierauf öffnete er das Bett und rief: Ei, ei, Vater! hier hat ja schon Jemand gelegen? Ihr habt wohl nicht wieder geheuert? — Schuster Ignaz sah ihn pfiffig an und fingerte ihm eins an die Nase! Martin schlüpfte in die Federn — Teufel! 's ist ja noch warm! Ich will durch dreihundert Mann Spießruthen laufen, wenn nicht vor einer Viertelstunde ein Mädel hier gelegen hat! — Der Alte lachte: Na, du hast Prax! ja, ein Mädel war's! und was für eins! Na, nimm deinen Kopf zusammen, Martin, daß sie dich nicht verruckt macht, sie ist eine Hex'! — Er löschte die Lampe aus und schwatzte noch im Bette buntes Zeug durcheinander, leider redete er für die Fliegen, welche sich an der Pfanne einen guten Tag machten, denn der Martin war hinüber. — Anders erging es diese Nacht Truden; als sie sich auf öder Wiese so mutterseelenallein sah, der Himmel umwölkt, kein Haus nah und ferne, nur Wald, Bach und Wiese, welche der Wind bald heftig tosend, bald leise wehend durchzog, da ward ihr gar sehr bange, sie fühlte sich so recht verstoßen, so recht ein verlorenes Kind; da war sie zufällig in die halbfertigen Gemäuer der Mühle, ihrer Mühle gerathen, aus welchen bei ihrer Annäherung das Nachtgevögel kreischend ausflog; <TEI> <text> <body> <div n="0"> <p><pb facs="#f0030"/> woher habt Ihr doch die Fische? — Von der Wassernixe! — Jetzt erinnerte sich Martin der Erscheinung draußen und fragte, auf sein Bett losgehend, auf das er schon lange sehnsüchtige Blicke geworfen hatte, denn er war sehr müde, wer denn das gewesen wäre? Hierauf öffnete er das Bett und rief: Ei, ei, Vater! hier hat ja schon Jemand gelegen? Ihr habt wohl nicht wieder geheuert? — Schuster Ignaz sah ihn pfiffig an und fingerte ihm eins an die Nase! Martin schlüpfte in die Federn — Teufel! 's ist ja noch warm! Ich will durch dreihundert Mann Spießruthen laufen, wenn nicht vor einer Viertelstunde ein Mädel hier gelegen hat! — Der Alte lachte: Na, du hast Prax! ja, ein Mädel war's! und was für eins! Na, nimm deinen Kopf zusammen, Martin, daß sie dich nicht verruckt macht, sie ist eine Hex'! — Er löschte die Lampe aus und schwatzte noch im Bette buntes Zeug durcheinander, leider redete er für die Fliegen, welche sich an der Pfanne einen guten Tag machten, denn der Martin war hinüber. —</p><lb/> <p>Anders erging es diese Nacht Truden; als sie sich auf öder Wiese so mutterseelenallein sah, der Himmel umwölkt, kein Haus nah und ferne, nur Wald, Bach und Wiese, welche der Wind bald heftig tosend, bald leise wehend durchzog, da ward ihr gar sehr bange, sie fühlte sich so recht verstoßen, so recht ein verlorenes Kind; da war sie zufällig in die halbfertigen Gemäuer der Mühle, ihrer Mühle gerathen, aus welchen bei ihrer Annäherung das Nachtgevögel kreischend ausflog;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0030]
woher habt Ihr doch die Fische? — Von der Wassernixe! — Jetzt erinnerte sich Martin der Erscheinung draußen und fragte, auf sein Bett losgehend, auf das er schon lange sehnsüchtige Blicke geworfen hatte, denn er war sehr müde, wer denn das gewesen wäre? Hierauf öffnete er das Bett und rief: Ei, ei, Vater! hier hat ja schon Jemand gelegen? Ihr habt wohl nicht wieder geheuert? — Schuster Ignaz sah ihn pfiffig an und fingerte ihm eins an die Nase! Martin schlüpfte in die Federn — Teufel! 's ist ja noch warm! Ich will durch dreihundert Mann Spießruthen laufen, wenn nicht vor einer Viertelstunde ein Mädel hier gelegen hat! — Der Alte lachte: Na, du hast Prax! ja, ein Mädel war's! und was für eins! Na, nimm deinen Kopf zusammen, Martin, daß sie dich nicht verruckt macht, sie ist eine Hex'! — Er löschte die Lampe aus und schwatzte noch im Bette buntes Zeug durcheinander, leider redete er für die Fliegen, welche sich an der Pfanne einen guten Tag machten, denn der Martin war hinüber. —
Anders erging es diese Nacht Truden; als sie sich auf öder Wiese so mutterseelenallein sah, der Himmel umwölkt, kein Haus nah und ferne, nur Wald, Bach und Wiese, welche der Wind bald heftig tosend, bald leise wehend durchzog, da ward ihr gar sehr bange, sie fühlte sich so recht verstoßen, so recht ein verlorenes Kind; da war sie zufällig in die halbfertigen Gemäuer der Mühle, ihrer Mühle gerathen, aus welchen bei ihrer Annäherung das Nachtgevögel kreischend ausflog;
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