Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

hinter sich und sah Sommer Hansen ganz in der Nahe, ein Stück hinter ihm her keuchte Trude, er griff rasch entschlossen nach dem Gewehr, Sommer hatte seine Bewegung scharf fixirt; als jener sich niederbeugte, drückte er seine Pistole ab, es knallte, und Martin lag in seinem Blute; mit einem entsetzlichen Jammergeschrei sank Trude zusammen; Sommer leuchtete dem Gefallenen mit der Laterne in das brechende Auge, nahm dann das Gewehr vom Boden, drückte es in die Luft ab und legte es neben Martin's Leiche; eben trat der Mond hinter dem Berge hervor, das Gewehr glitzerte in seinem Lichte; Sommer löschte die Laterne aus, nahm Martin's Werkzeuge auf und grub weiter, bald lag der Schatz wieder zu Tage; Sommer schlug eine grelle Lache auf und füllte die Grube ruhig mit dem Erdreich wieder aus. Hierauf nahm er den Sack mit dem Gelde auf die Schulter, er wuchtete schwer, nahm seine Haue, den Spaten und die Laterne in beide Hände und ging an Truden vorbei in sein Gehöfte, wo ihn der Kettenhund heulend empfing. -- Früh fand man Truden wahnsinnig lachend neben Martin's Leiche kauern, man fragte sie aus, sie gab tolle Antworten; als man auf die ausgefüllte Grube stieß und sie darnach fragte, sagte sie: Da haben wir heut Nacht beisammen gelegen, der Wolf kam und grub uns aus! --

Bald eilte der nüchtern gewordene Schuster Ignaz herbei und brach in ein Jammergeheul aus, als er seinen blutigen Sohn neben dem tollen Mädchen liegen sah --

hinter sich und sah Sommer Hansen ganz in der Nahe, ein Stück hinter ihm her keuchte Trude, er griff rasch entschlossen nach dem Gewehr, Sommer hatte seine Bewegung scharf fixirt; als jener sich niederbeugte, drückte er seine Pistole ab, es knallte, und Martin lag in seinem Blute; mit einem entsetzlichen Jammergeschrei sank Trude zusammen; Sommer leuchtete dem Gefallenen mit der Laterne in das brechende Auge, nahm dann das Gewehr vom Boden, drückte es in die Luft ab und legte es neben Martin's Leiche; eben trat der Mond hinter dem Berge hervor, das Gewehr glitzerte in seinem Lichte; Sommer löschte die Laterne aus, nahm Martin's Werkzeuge auf und grub weiter, bald lag der Schatz wieder zu Tage; Sommer schlug eine grelle Lache auf und füllte die Grube ruhig mit dem Erdreich wieder aus. Hierauf nahm er den Sack mit dem Gelde auf die Schulter, er wuchtete schwer, nahm seine Haue, den Spaten und die Laterne in beide Hände und ging an Truden vorbei in sein Gehöfte, wo ihn der Kettenhund heulend empfing. — Früh fand man Truden wahnsinnig lachend neben Martin's Leiche kauern, man fragte sie aus, sie gab tolle Antworten; als man auf die ausgefüllte Grube stieß und sie darnach fragte, sagte sie: Da haben wir heut Nacht beisammen gelegen, der Wolf kam und grub uns aus! —

Bald eilte der nüchtern gewordene Schuster Ignaz herbei und brach in ein Jammergeheul aus, als er seinen blutigen Sohn neben dem tollen Mädchen liegen sah —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="0">
        <p><pb facs="#f0049"/>
hinter      sich und sah Sommer Hansen ganz in der Nahe, ein Stück hinter ihm her keuchte Trude, er griff      rasch entschlossen nach dem Gewehr, Sommer hatte seine Bewegung scharf fixirt; als jener sich      niederbeugte, drückte er seine Pistole ab, es knallte, und Martin lag in seinem Blute; mit      einem entsetzlichen Jammergeschrei sank Trude zusammen; Sommer leuchtete dem Gefallenen mit der      Laterne in das brechende Auge, nahm dann das Gewehr vom Boden, drückte es in die Luft ab und      legte es neben Martin's Leiche; eben trat der Mond hinter dem Berge hervor, das Gewehr      glitzerte in seinem Lichte; Sommer löschte die Laterne aus, nahm Martin's Werkzeuge auf und      grub weiter, bald lag der Schatz wieder zu Tage; Sommer schlug eine grelle Lache auf und füllte      die Grube ruhig mit dem Erdreich wieder aus. Hierauf nahm er den Sack mit dem Gelde auf die      Schulter, er wuchtete schwer, nahm seine Haue, den Spaten und die Laterne in beide Hände und      ging an Truden vorbei in sein Gehöfte, wo ihn der Kettenhund heulend empfing. &#x2014; Früh fand man      Truden wahnsinnig lachend neben Martin's Leiche kauern, man fragte sie aus, sie gab tolle      Antworten; als man auf die ausgefüllte Grube stieß und sie darnach fragte, sagte sie: Da haben      wir heut Nacht beisammen gelegen, der Wolf kam und grub uns aus! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Bald eilte der nüchtern gewordene Schuster Ignaz herbei und brach in ein Jammergeheul aus,        als er seinen blutigen Sohn neben dem tollen Mädchen liegen sah &#x2014;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0049] hinter sich und sah Sommer Hansen ganz in der Nahe, ein Stück hinter ihm her keuchte Trude, er griff rasch entschlossen nach dem Gewehr, Sommer hatte seine Bewegung scharf fixirt; als jener sich niederbeugte, drückte er seine Pistole ab, es knallte, und Martin lag in seinem Blute; mit einem entsetzlichen Jammergeschrei sank Trude zusammen; Sommer leuchtete dem Gefallenen mit der Laterne in das brechende Auge, nahm dann das Gewehr vom Boden, drückte es in die Luft ab und legte es neben Martin's Leiche; eben trat der Mond hinter dem Berge hervor, das Gewehr glitzerte in seinem Lichte; Sommer löschte die Laterne aus, nahm Martin's Werkzeuge auf und grub weiter, bald lag der Schatz wieder zu Tage; Sommer schlug eine grelle Lache auf und füllte die Grube ruhig mit dem Erdreich wieder aus. Hierauf nahm er den Sack mit dem Gelde auf die Schulter, er wuchtete schwer, nahm seine Haue, den Spaten und die Laterne in beide Hände und ging an Truden vorbei in sein Gehöfte, wo ihn der Kettenhund heulend empfing. — Früh fand man Truden wahnsinnig lachend neben Martin's Leiche kauern, man fragte sie aus, sie gab tolle Antworten; als man auf die ausgefüllte Grube stieß und sie darnach fragte, sagte sie: Da haben wir heut Nacht beisammen gelegen, der Wolf kam und grub uns aus! — Bald eilte der nüchtern gewordene Schuster Ignaz herbei und brach in ein Jammergeheul aus, als er seinen blutigen Sohn neben dem tollen Mädchen liegen sah —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T10:03:58Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T10:03:58Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/49
Zitationshilfe: Reich, Moses Josef: Mammon im Gebirge. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–45. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reich_mammon_1910/49>, abgerufen am 21.11.2024.