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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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Samen auf einen Acker säen sol.
Mist, welcher noch nicht völlig verfaulet war, von
einander gebrochen, so habe ich darinnen viele
Samen gefunden, welche zum Theil gekäumet,
theils in dem Miste noch völlig unversehrt waren.
Man darf sich darüber um so viel weniger wun-
dern, indem es ja bekant ist, daß manche Sorten
von Samen, ob sie gleich im Frühjahre in ein
wohl zubereitetes Land gesäet worden, dennoch
3, 4, 5, 6 und wohl mehr Wochen unter der Er-
de liegen, ehe sie zum Aufgehen bequem gemacht
werden, und hervorkommen. Doch ich darf mich
nicht zu weit von meinem Zwecke entfernen. Jch
habe bereits das dünne Säen nur überhaupt an-
gepriesen, daher nun die vornehmste Frage ist:
wie viel denn eigentlich auf einen Acker zu säen sey,
wenn die Früchte wohl gerathen sollen. Es ist das
freylich eine schwere Frage, und kan nicht so
schlechterdings beantwortet werden, indem gar
vielerley dabey zu bedenken ist. Doch hoffe denen
Feld- und Garten-Bau liebenden Lesern einigen
Dienst damit zu erzeigen, wenn ich ihnen gegen-
wärtige Tabelle communicire, worinnen ich mit
grosser Mühe dasjenige Quantum des auf einen
Acker auszustreuenden Samens bestimmet, wel-
ches ich nach langwieriger Erfahrung für das be-
ste befunden, und dessen ich mich lange Jahre mit
vielem Nutzen bedienet. Jch habe mich in solcher
Tabelle nach denen Erfurtischen Aeckern gerichtet,
deren einer 168 Quadrat-Ruthen zu 14 Schuh
gerechnet in sich hält. Solte nun ein auswärtiger
Ackerbau-Verständiger entweder grössere oder

klei-
H 4

Samen auf einen Acker ſaͤen ſol.
Miſt, welcher noch nicht voͤllig verfaulet war, von
einander gebrochen, ſo habe ich darinnen viele
Samen gefunden, welche zum Theil gekaͤumet,
theils in dem Miſte noch voͤllig unverſehrt waren.
Man darf ſich daruͤber um ſo viel weniger wun-
dern, indem es ja bekant iſt, daß manche Sorten
von Samen, ob ſie gleich im Fruͤhjahre in ein
wohl zubereitetes Land geſaͤet worden, dennoch
3, 4, 5, 6 und wohl mehr Wochen unter der Er-
de liegen, ehe ſie zum Aufgehen bequem gemacht
werden, und hervorkommen. Doch ich darf mich
nicht zu weit von meinem Zwecke entfernen. Jch
habe bereits das duͤnne Saͤen nur uͤberhaupt an-
geprieſen, daher nun die vornehmſte Frage iſt:
wie viel denn eigentlich auf einen Acker zu ſaͤen ſey,
wenn die Fruͤchte wohl gerathen ſollen. Es iſt das
freylich eine ſchwere Frage, und kan nicht ſo
ſchlechterdings beantwortet werden, indem gar
vielerley dabey zu bedenken iſt. Doch hoffe denen
Feld- und Garten-Bau liebenden Leſern einigen
Dienſt damit zu erzeigen, wenn ich ihnen gegen-
waͤrtige Tabelle communicire, worinnen ich mit
groſſer Muͤhe dasjenige Quantum des auf einen
Acker auszuſtreuenden Samens beſtimmet, wel-
ches ich nach langwieriger Erfahrung fuͤr das be-
ſte befunden, und deſſen ich mich lange Jahre mit
vielem Nutzen bedienet. Jch habe mich in ſolcher
Tabelle nach denen Erfurtiſchen Aeckern gerichtet,
deren einer 168 Quadrat-Ruthen zu 14 Schuh
gerechnet in ſich haͤlt. Solte nun ein auswaͤrtiger
Ackerbau-Verſtaͤndiger entweder groͤſſere oder

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[119/0140] Samen auf einen Acker ſaͤen ſol. Miſt, welcher noch nicht voͤllig verfaulet war, von einander gebrochen, ſo habe ich darinnen viele Samen gefunden, welche zum Theil gekaͤumet, theils in dem Miſte noch voͤllig unverſehrt waren. Man darf ſich daruͤber um ſo viel weniger wun- dern, indem es ja bekant iſt, daß manche Sorten von Samen, ob ſie gleich im Fruͤhjahre in ein wohl zubereitetes Land geſaͤet worden, dennoch 3, 4, 5, 6 und wohl mehr Wochen unter der Er- de liegen, ehe ſie zum Aufgehen bequem gemacht werden, und hervorkommen. Doch ich darf mich nicht zu weit von meinem Zwecke entfernen. Jch habe bereits das duͤnne Saͤen nur uͤberhaupt an- geprieſen, daher nun die vornehmſte Frage iſt: wie viel denn eigentlich auf einen Acker zu ſaͤen ſey, wenn die Fruͤchte wohl gerathen ſollen. Es iſt das freylich eine ſchwere Frage, und kan nicht ſo ſchlechterdings beantwortet werden, indem gar vielerley dabey zu bedenken iſt. Doch hoffe denen Feld- und Garten-Bau liebenden Leſern einigen Dienſt damit zu erzeigen, wenn ich ihnen gegen- waͤrtige Tabelle communicire, worinnen ich mit groſſer Muͤhe dasjenige Quantum des auf einen Acker auszuſtreuenden Samens beſtimmet, wel- ches ich nach langwieriger Erfahrung fuͤr das be- ſte befunden, und deſſen ich mich lange Jahre mit vielem Nutzen bedienet. Jch habe mich in ſolcher Tabelle nach denen Erfurtiſchen Aeckern gerichtet, deren einer 168 Quadrat-Ruthen zu 14 Schuh gerechnet in ſich haͤlt. Solte nun ein auswaͤrtiger Ackerbau-Verſtaͤndiger entweder groͤſſere oder klei- H 4

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/140>, abgerufen am 25.11.2024.