Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

an eigegrabenem Kohle.
"abgefallene gelbe Kohl-Blätter in einem al-
"ten Lumpen bände und solche auf Catharinen-
"Tag eine halbe Elle tief verscharrete, auf Gre-
"gorii aber wieder heraus nähme, indem man so-
"dann, nachdem viel Blätter hinein geleget wor-
"den, einen ziemlichen Vorrath an Samen fin-
"den werde; So habe ich solches etliche Jahre,
"nebst andern guten Freunden in Niedersachsen,
"denen ich solches communiciret, mit völligem
"Succeß durch ordentliche Weiß-Kraut-Blätter,
"indem in Niedersachsen das weisse Kraut auch
"Kohl genennet wird, solcher Gestalt versuchet,
"daß ich guten Samen davon bekommen, wel-
"cher, nachdem er auf ein Mist-Beet gesäet wor-
"den, sämtlich aufgelaufen." Darauf machet er
den Schluß seiner Erzehlung folgender inassen:
"Vielleicht könte dieses Anlaß geben, bey mehrern
"Garten-Gewächsen dergleichen Erfahrung an-
"zustellen, sonderlich mit dem Blumen-Kohl oder
"Caulofiore, davon der Same bekanter massen
"in Deutschland nicht reif wird, sondern aus
"Jtalien, und der beste aus Cypern gebracht wer-
"den muß.

Dieses solte nun wohl manchen, der von
solchen Dingen keine Erfahrung hat, irre machen
können, besonders wenn er gelesen, was neuerlich
ein gew isser zu Homburg von der Höhe in einem
in die Frankfurter gelehrten Zeitungen A. 1746.
No. 28. eingerückten Schreiben von dieser Sa-
che für Lermens gemachet. Es berichtet nemlich
derselbe, daß er mit einem guten Freunde den Ver-

such

an eigegrabenem Kohle.
„abgefallene gelbe Kohl-Blaͤtter in einem al-
„ten Lumpen baͤnde und ſolche auf Catharinen-
„Tag eine halbe Elle tief verſcharrete, auf Gre-
„gorii aber wieder heraus naͤhme, indem man ſo-
„dann, nachdem viel Blaͤtter hinein geleget wor-
„den, einen ziemlichen Vorrath an Samen fin-
„den werde; So habe ich ſolches etliche Jahre,
„nebſt andern guten Freunden in Niederſachſen,
„denen ich ſolches communiciret, mit voͤlligem
„Succeß durch ordentliche Weiß-Kraut-Blaͤtter,
„indem in Niederſachſen das weiſſe Kraut auch
„Kohl genennet wird, ſolcher Geſtalt verſuchet,
„daß ich guten Samen davon bekommen, wel-
„cher, nachdem er auf ein Miſt-Beet geſaͤet wor-
„den, ſaͤmtlich aufgelaufen.” Darauf machet er
den Schluß ſeiner Erzehlung folgender inaſſen:
„Vielleicht koͤnte dieſes Anlaß geben, bey mehrern
„Garten-Gewaͤchſen dergleichen Erfahrung an-
„zuſtellen, ſonderlich mit dem Blumen-Kohl oder
Caulofiore, davon der Same bekanter maſſen
„in Deutſchland nicht reif wird, ſondern aus
„Jtalien, und der beſte aus Cypern gebracht wer-
„den muß.

Dieſes ſolte nun wohl manchen, der von
ſolchen Dingen keine Erfahrung hat, irre machen
koͤnnen, beſonders wenn er geleſen, was neuerlich
ein gew iſſer zu Homburg von der Hoͤhe in einem
in die Frankfurter gelehrten Zeitungen A. 1746.
No. 28. eingeruͤckten Schreiben von dieſer Sa-
che fuͤr Lermens gemachet. Es berichtet nemlich
derſelbe, daß er mit einem guten Freunde den Ver-

ſuch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0180" n="159"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">an eigegrabenem Kohle.</hi></fw><lb/>
&#x201E;abgefallene gelbe Kohl-Bla&#x0364;tter in einem al-<lb/>
&#x201E;ten Lumpen ba&#x0364;nde und &#x017F;olche auf Catharinen-<lb/>
&#x201E;Tag eine halbe Elle tief ver&#x017F;charrete, auf Gre-<lb/>
&#x201E;gorii aber wieder heraus na&#x0364;hme, indem man &#x017F;o-<lb/>
&#x201E;dann, nachdem viel Bla&#x0364;tter hinein geleget wor-<lb/>
&#x201E;den, einen ziemlichen Vorrath an Samen fin-<lb/>
&#x201E;den werde; So habe ich &#x017F;olches etliche Jahre,<lb/>
&#x201E;neb&#x017F;t andern guten Freunden in Nieder&#x017F;ach&#x017F;en,<lb/>
&#x201E;denen ich &#x017F;olches communiciret, mit vo&#x0364;lligem<lb/>
&#x201E;Succeß durch ordentliche Weiß-Kraut-Bla&#x0364;tter,<lb/>
&#x201E;indem in Nieder&#x017F;ach&#x017F;en das wei&#x017F;&#x017F;e Kraut auch<lb/>
&#x201E;Kohl genennet wird, &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ver&#x017F;uchet,<lb/>
&#x201E;daß ich guten Samen davon bekommen, wel-<lb/>
&#x201E;cher, nachdem er auf ein Mi&#x017F;t-Beet ge&#x017F;a&#x0364;et wor-<lb/>
&#x201E;den, &#x017F;a&#x0364;mtlich aufgelaufen.&#x201D; Darauf machet er<lb/>
den Schluß &#x017F;einer Erzehlung folgender ina&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
&#x201E;Vielleicht ko&#x0364;nte die&#x017F;es Anlaß geben, bey mehrern<lb/>
&#x201E;Garten-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en dergleichen Erfahrung an-<lb/>
&#x201E;zu&#x017F;tellen, &#x017F;onderlich mit dem Blumen-Kohl oder<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#aq">Caulofiore,</hi> davon der Same bekanter ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x201E;in Deut&#x017F;chland nicht reif wird, &#x017F;ondern aus<lb/>
&#x201E;Jtalien, und der be&#x017F;te aus Cypern gebracht wer-<lb/>
&#x201E;den muß.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es &#x017F;olte nun wohl manchen, der von<lb/>
&#x017F;olchen Dingen keine Erfahrung hat, irre machen<lb/>
ko&#x0364;nnen, be&#x017F;onders wenn er gele&#x017F;en, was neuerlich<lb/>
ein gew i&#x017F;&#x017F;er zu Homburg von der Ho&#x0364;he in einem<lb/>
in die Frankfurter gelehrten Zeitungen A. 1746.<lb/>
No. 28. eingeru&#x0364;ckten Schreiben von die&#x017F;er Sa-<lb/>
che fu&#x0364;r Lermens gemachet. Es berichtet nemlich<lb/>
der&#x017F;elbe, daß er mit einem guten Freunde den Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;uch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0180] an eigegrabenem Kohle. „abgefallene gelbe Kohl-Blaͤtter in einem al- „ten Lumpen baͤnde und ſolche auf Catharinen- „Tag eine halbe Elle tief verſcharrete, auf Gre- „gorii aber wieder heraus naͤhme, indem man ſo- „dann, nachdem viel Blaͤtter hinein geleget wor- „den, einen ziemlichen Vorrath an Samen fin- „den werde; So habe ich ſolches etliche Jahre, „nebſt andern guten Freunden in Niederſachſen, „denen ich ſolches communiciret, mit voͤlligem „Succeß durch ordentliche Weiß-Kraut-Blaͤtter, „indem in Niederſachſen das weiſſe Kraut auch „Kohl genennet wird, ſolcher Geſtalt verſuchet, „daß ich guten Samen davon bekommen, wel- „cher, nachdem er auf ein Miſt-Beet geſaͤet wor- „den, ſaͤmtlich aufgelaufen.” Darauf machet er den Schluß ſeiner Erzehlung folgender inaſſen: „Vielleicht koͤnte dieſes Anlaß geben, bey mehrern „Garten-Gewaͤchſen dergleichen Erfahrung an- „zuſtellen, ſonderlich mit dem Blumen-Kohl oder „Caulofiore, davon der Same bekanter maſſen „in Deutſchland nicht reif wird, ſondern aus „Jtalien, und der beſte aus Cypern gebracht wer- „den muß. Dieſes ſolte nun wohl manchen, der von ſolchen Dingen keine Erfahrung hat, irre machen koͤnnen, beſonders wenn er geleſen, was neuerlich ein gew iſſer zu Homburg von der Hoͤhe in einem in die Frankfurter gelehrten Zeitungen A. 1746. No. 28. eingeruͤckten Schreiben von dieſer Sa- che fuͤr Lermens gemachet. Es berichtet nemlich derſelbe, daß er mit einem guten Freunde den Ver- ſuch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/180
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/180>, abgerufen am 21.11.2024.