Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

des Samen-Cabinets.
dahin legen kan, wodurch man sich nicht allein
über die artige Structur und Geschöpfe derer
Samen höchlich verwundern wird, sondern man
wird auch durch dieses Mittel die Erkentnis de-
rer Samen sich so deutlich imprimiren, daß man
wohl hundert und mehr Sorten, so unter einan-
der gekommen, auszulesen, zu kennen und zu
nennen fertig werden wird.

Es ist A. 1727 das neueröfnete Materia-
lien- und Naturalien-Magazin in fol. in Leipzig
heraus gekommen, in welchem der Autor p. 2.
von denen Samen nachfolgendes erinnert: Es
kan derjenige, welcher die Samen genau und wohl
kennen und lernen wil, nie gnugsamen Fleis an-
wenden, indem es gewißlich nichts leichtes ist, so
viel und mancherley Arten derer Samen, welche
ohnedies gar oft einander ziemlich ähnlich sehen,
von einander zu unterscheiden. Jch dürfte dero-
halben auch schier sagen, daß die Erkentnis der
Gesäme, bevoraus, wenn sie einen nicht zum öf-
tern durch die Hände gehen, gar bald wiederum
vergessen würde seyn, und wolte jedweden, der der-
gleichen einkaufen muß, diesen aufrichtigen Rath
geben, daß er sich zu rechtschaffenen und aufrichti-
gen Leuten halte, welche stets damit zu thun ha-
ben, und nicht zu solchen, die sie sonst insgemein
zu verkaufen pflegen. Dann, weil diese selbst
keine genaue Kundschaft, noch rechte Wissenschaft
davon haben, verkaufen sie oftmals, was sie selb-
sten nicht einmal kennen, und geben quid pro
quo,
eines für das andere, alte und verlegene

Sa-
A 3

des Samen-Cabinets.
dahin legen kan, wodurch man ſich nicht allein
uͤber die artige Structur und Geſchoͤpfe derer
Samen hoͤchlich verwundern wird, ſondern man
wird auch durch dieſes Mittel die Erkentnis de-
rer Samen ſich ſo deutlich imprimiren, daß man
wohl hundert und mehr Sorten, ſo unter einan-
der gekommen, auszuleſen, zu kennen und zu
nennen fertig werden wird.

Es iſt A. 1727 das neueroͤfnete Materia-
lien- und Naturalien-Magazin in fol. in Leipzig
heraus gekommen, in welchem der Autor p. 2.
von denen Samen nachfolgendes erinnert: Es
kan derjenige, welcher die Samen genau und wohl
kennen und lernen wil, nie gnugſamen Fleis an-
wenden, indem es gewißlich nichts leichtes iſt, ſo
viel und mancherley Arten derer Samen, welche
ohnedies gar oft einander ziemlich aͤhnlich ſehen,
von einander zu unterſcheiden. Jch duͤrfte dero-
halben auch ſchier ſagen, daß die Erkentnis der
Geſaͤme, bevoraus, wenn ſie einen nicht zum oͤf-
tern durch die Haͤnde gehen, gar bald wiederum
vergeſſen wuͤrde ſeyn, und wolte jedweden, der der-
gleichen einkaufen muß, dieſen aufrichtigen Rath
geben, daß er ſich zu rechtſchaffenen und aufrichti-
gen Leuten halte, welche ſtets damit zu thun ha-
ben, und nicht zu ſolchen, die ſie ſonſt insgemein
zu verkaufen pflegen. Dann, weil dieſe ſelbſt
keine genaue Kundſchaft, noch rechte Wiſſenſchaft
davon haben, verkaufen ſie oftmals, was ſie ſelb-
ſten nicht einmal kennen, und geben quid pro
quo,
eines fuͤr das andere, alte und verlegene

Sa-
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Samen-Cabinets.</hi></fw><lb/>
dahin legen kan, wodurch man &#x017F;ich nicht allein<lb/>
u&#x0364;ber die artige Structur und Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe derer<lb/>
Samen ho&#x0364;chlich verwundern wird, &#x017F;ondern man<lb/>
wird auch durch die&#x017F;es Mittel die Erkentnis de-<lb/>
rer Samen &#x017F;ich &#x017F;o deutlich imprimiren, daß man<lb/>
wohl hundert und mehr Sorten, &#x017F;o unter einan-<lb/>
der gekommen, auszule&#x017F;en, zu kennen und zu<lb/>
nennen fertig werden wird.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t A. 1727 das neuero&#x0364;fnete Materia-<lb/>
lien- und Naturalien-Magazin in <hi rendition="#aq">fol.</hi> in Leipzig<lb/>
heraus gekommen, in welchem der <hi rendition="#aq">Autor</hi> p. 2.<lb/>
von denen Samen nachfolgendes erinnert: Es<lb/>
kan derjenige, welcher die Samen genau und wohl<lb/>
kennen und lernen wil, nie gnug&#x017F;amen Fleis an-<lb/>
wenden, indem es gewißlich nichts leichtes i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
viel und mancherley Arten derer Samen, welche<lb/>
ohnedies gar oft einander ziemlich a&#x0364;hnlich &#x017F;ehen,<lb/>
von einander zu unter&#x017F;cheiden. Jch du&#x0364;rfte dero-<lb/>
halben auch &#x017F;chier &#x017F;agen, daß die Erkentnis der<lb/>
Ge&#x017F;a&#x0364;me, bevoraus, wenn &#x017F;ie einen nicht zum o&#x0364;f-<lb/>
tern durch die Ha&#x0364;nde gehen, gar bald wiederum<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en wu&#x0364;rde &#x017F;eyn, und wolte jedweden, der der-<lb/>
gleichen einkaufen muß, die&#x017F;en aufrichtigen Rath<lb/>
geben, daß er &#x017F;ich zu recht&#x017F;chaffenen und aufrichti-<lb/>
gen Leuten halte, welche &#x017F;tets damit zu thun ha-<lb/>
ben, und nicht zu &#x017F;olchen, die &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t insgemein<lb/>
zu verkaufen pflegen. Dann, weil die&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
keine genaue Kund&#x017F;chaft, noch rechte Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
davon haben, verkaufen &#x017F;ie oftmals, was &#x017F;ie &#x017F;elb-<lb/>
&#x017F;ten nicht einmal kennen, und geben <hi rendition="#aq">quid pro<lb/>
quo,</hi> eines fu&#x0364;r das andere, alte und verlegene<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Sa-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0026] des Samen-Cabinets. dahin legen kan, wodurch man ſich nicht allein uͤber die artige Structur und Geſchoͤpfe derer Samen hoͤchlich verwundern wird, ſondern man wird auch durch dieſes Mittel die Erkentnis de- rer Samen ſich ſo deutlich imprimiren, daß man wohl hundert und mehr Sorten, ſo unter einan- der gekommen, auszuleſen, zu kennen und zu nennen fertig werden wird. Es iſt A. 1727 das neueroͤfnete Materia- lien- und Naturalien-Magazin in fol. in Leipzig heraus gekommen, in welchem der Autor p. 2. von denen Samen nachfolgendes erinnert: Es kan derjenige, welcher die Samen genau und wohl kennen und lernen wil, nie gnugſamen Fleis an- wenden, indem es gewißlich nichts leichtes iſt, ſo viel und mancherley Arten derer Samen, welche ohnedies gar oft einander ziemlich aͤhnlich ſehen, von einander zu unterſcheiden. Jch duͤrfte dero- halben auch ſchier ſagen, daß die Erkentnis der Geſaͤme, bevoraus, wenn ſie einen nicht zum oͤf- tern durch die Haͤnde gehen, gar bald wiederum vergeſſen wuͤrde ſeyn, und wolte jedweden, der der- gleichen einkaufen muß, dieſen aufrichtigen Rath geben, daß er ſich zu rechtſchaffenen und aufrichti- gen Leuten halte, welche ſtets damit zu thun ha- ben, und nicht zu ſolchen, die ſie ſonſt insgemein zu verkaufen pflegen. Dann, weil dieſe ſelbſt keine genaue Kundſchaft, noch rechte Wiſſenſchaft davon haben, verkaufen ſie oftmals, was ſie ſelb- ſten nicht einmal kennen, und geben quid pro quo, eines fuͤr das andere, alte und verlegene Sa- A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/26
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/26>, abgerufen am 03.12.2024.