Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

des Samen-Cabinets.
und solche nützliche Untersuchung weiter fortzu-
setzen Gelegenheit bekommen und angereitzet
werden möchten.

Diesem löblichen Angeben Folge zu leisten,
war ich sofort willig und bereit, weßhalben resol-
viret wurde, kleine Gläsergen und zwar in Form
der Zucker-Gläser hiezu anzuschaffen. Als wir nun
diese überkommen hatten; so verursachte es bey
mir eines und anderes Bedenken, die Samen al-
leine einzufassen, indem ich zur selbigen Zeit we-
nig in der Botanic erfahren war, besorgete also,
ich möchte theils Namen unrecht aufschreiben, wo-
durch ich mich anderer Leute judiciis unterwürfig
machen und von denen Kennern einer Jgnoranz
beschuldiget werden könte. Dieses nun von mir
abzuwenden, nahm ich mir die Freyheit, und er-
suchte obbelobten Hn. Geheimen Rath: es möch-
ten Dieselben belieben, die erste Hand bey eigent-
licher Ausschreibung der Namen und bey Einfas-
sung der Samen in die Gläser, mit anzulegen, wo-
zu ich mir gleichfals des obgedachten Hn. Prof.
Kniphofs Beystand ausbat. Also hatte ich von
diesen zweyen berühmten Männern in meinem
Hause die Ehre, daß Dieselben den damaligen
Vorroth mit in die Ordnung brachten.

Nach dieser gethanen Arbeit wurden die
Gläser in die Naturalien-Kammer des Evangel.
Waisenhauses in 6 Reihen über einander gestellet,
welche gar ein artiges Ansehen machten. Diese
blieben in solcher Ordnung einige Jahre nach ein-
ander stehen, worbey ich aber anmerkte, daß man

durch
A 4

des Samen-Cabinets.
und ſolche nuͤtzliche Unterſuchung weiter fortzu-
ſetzen Gelegenheit bekommen und angereitzet
werden moͤchten.

Dieſem loͤblichen Angeben Folge zu leiſten,
war ich ſofort willig und bereit, weßhalben reſol-
viret wurde, kleine Glaͤſergen und zwar in Form
der Zucker-Glaͤſer hiezu anzuſchaffen. Als wir nun
dieſe uͤberkommen hatten; ſo verurſachte es bey
mir eines und anderes Bedenken, die Samen al-
leine einzufaſſen, indem ich zur ſelbigen Zeit we-
nig in der Botanic erfahren war, beſorgete alſo,
ich moͤchte theils Namen unrecht aufſchreiben, wo-
durch ich mich anderer Leute judiciis unterwuͤrfig
machen und von denen Kennern einer Jgnoranz
beſchuldiget werden koͤnte. Dieſes nun von mir
abzuwenden, nahm ich mir die Freyheit, und er-
ſuchte obbelobten Hn. Geheimen Rath: es moͤch-
ten Dieſelben belieben, die erſte Hand bey eigent-
licher Auſſchreibung der Namen und bey Einfaſ-
ſung der Samen in die Glaͤſer, mit anzulegen, wo-
zu ich mir gleichfals des obgedachten Hn. Prof.
Kniphofs Beyſtand ausbat. Alſo hatte ich von
dieſen zweyen beruͤhmten Maͤnnern in meinem
Hauſe die Ehre, daß Dieſelben den damaligen
Vorroth mit in die Ordnung brachten.

Nach dieſer gethanen Arbeit wurden die
Glaͤſer in die Naturalien-Kammer des Evangel.
Waiſenhauſes in 6 Reihen uͤber einander geſtellet,
welche gar ein artiges Anſehen machten. Dieſe
blieben in ſolcher Ordnung einige Jahre nach ein-
ander ſtehen, worbey ich aber anmerkte, daß man

durch
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Samen-Cabinets.</hi></fw><lb/>
und &#x017F;olche nu&#x0364;tzliche Unter&#x017F;uchung weiter fortzu-<lb/>
&#x017F;etzen Gelegenheit bekommen und angereitzet<lb/>
werden mo&#x0364;chten.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;em lo&#x0364;blichen Angeben Folge zu lei&#x017F;ten,<lb/>
war ich &#x017F;ofort willig und bereit, weßhalben re&#x017F;ol-<lb/>
viret wurde, kleine Gla&#x0364;&#x017F;ergen und zwar in Form<lb/>
der Zucker-Gla&#x0364;&#x017F;er hiezu anzu&#x017F;chaffen. Als wir nun<lb/>
die&#x017F;e u&#x0364;berkommen hatten; &#x017F;o verur&#x017F;achte es bey<lb/>
mir eines und anderes Bedenken, die Samen al-<lb/>
leine einzufa&#x017F;&#x017F;en, indem ich zur &#x017F;elbigen Zeit we-<lb/>
nig in der Botanic erfahren war, be&#x017F;orgete al&#x017F;o,<lb/>
ich mo&#x0364;chte theils Namen unrecht auf&#x017F;chreiben, wo-<lb/>
durch ich mich anderer Leute <hi rendition="#aq">judiciis</hi> unterwu&#x0364;rfig<lb/>
machen und von denen Kennern einer Jgnoranz<lb/>
be&#x017F;chuldiget werden ko&#x0364;nte. Die&#x017F;es nun von mir<lb/>
abzuwenden, nahm ich mir die Freyheit, und er-<lb/>
&#x017F;uchte obbelobten Hn. Geheimen Rath: es mo&#x0364;ch-<lb/>
ten Die&#x017F;elben belieben, die er&#x017F;te Hand bey eigent-<lb/>
licher Au&#x017F;&#x017F;chreibung der Namen und bey Einfa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ung der Samen in die Gla&#x0364;&#x017F;er, mit anzulegen, wo-<lb/>
zu ich mir gleichfals des obgedachten Hn. Prof.<lb/><hi rendition="#fr">Kniphofs</hi> Bey&#x017F;tand ausbat. Al&#x017F;o hatte ich von<lb/>
die&#x017F;en zweyen beru&#x0364;hmten Ma&#x0364;nnern in meinem<lb/>
Hau&#x017F;e die Ehre, daß Die&#x017F;elben den damaligen<lb/>
Vorroth mit in die Ordnung brachten.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er gethanen Arbeit wurden die<lb/>
Gla&#x0364;&#x017F;er in die Naturalien-Kammer des Evangel.<lb/>
Wai&#x017F;enhau&#x017F;es in 6 Reihen u&#x0364;ber einander ge&#x017F;tellet,<lb/>
welche gar ein artiges An&#x017F;ehen machten. Die&#x017F;e<lb/>
blieben in &#x017F;olcher Ordnung einige Jahre nach ein-<lb/>
ander &#x017F;tehen, worbey ich aber anmerkte, daß man<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 4</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0028] des Samen-Cabinets. und ſolche nuͤtzliche Unterſuchung weiter fortzu- ſetzen Gelegenheit bekommen und angereitzet werden moͤchten. Dieſem loͤblichen Angeben Folge zu leiſten, war ich ſofort willig und bereit, weßhalben reſol- viret wurde, kleine Glaͤſergen und zwar in Form der Zucker-Glaͤſer hiezu anzuſchaffen. Als wir nun dieſe uͤberkommen hatten; ſo verurſachte es bey mir eines und anderes Bedenken, die Samen al- leine einzufaſſen, indem ich zur ſelbigen Zeit we- nig in der Botanic erfahren war, beſorgete alſo, ich moͤchte theils Namen unrecht aufſchreiben, wo- durch ich mich anderer Leute judiciis unterwuͤrfig machen und von denen Kennern einer Jgnoranz beſchuldiget werden koͤnte. Dieſes nun von mir abzuwenden, nahm ich mir die Freyheit, und er- ſuchte obbelobten Hn. Geheimen Rath: es moͤch- ten Dieſelben belieben, die erſte Hand bey eigent- licher Auſſchreibung der Namen und bey Einfaſ- ſung der Samen in die Glaͤſer, mit anzulegen, wo- zu ich mir gleichfals des obgedachten Hn. Prof. Kniphofs Beyſtand ausbat. Alſo hatte ich von dieſen zweyen beruͤhmten Maͤnnern in meinem Hauſe die Ehre, daß Dieſelben den damaligen Vorroth mit in die Ordnung brachten. Nach dieſer gethanen Arbeit wurden die Glaͤſer in die Naturalien-Kammer des Evangel. Waiſenhauſes in 6 Reihen uͤber einander geſtellet, welche gar ein artiges Anſehen machten. Dieſe blieben in ſolcher Ordnung einige Jahre nach ein- ander ſtehen, worbey ich aber anmerkte, daß man durch A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/28
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/28>, abgerufen am 23.11.2024.