Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Cap. Von Conservation
Derowegen muß man auch die Schränklein nicht
an einen dumpfigen, sondern an einen lüftigen
Ort setzen. Ob nun gleich das Oleum in denen
Samen-Körnern nach und nach sich verlieret und
verzeret, und sie folglich zum Aufgehen untauglich
werden, so bleibet dennoch die äusserliche Stru-
ctur beständig, und komt auch hier hauptsächlich
die Conservation mit darauf an, daß sie ohne
allen Staub und Unreinigkeit mit in die Fächlein
gebracht werden: denn es ist bekant, daß in dem
Staube sich subtile ouula und Würmlein befin-
den, welche wir mit unsern Augen nicht penetri-
ren können, und es giebt die Erfahrung, wenn
theils Samen-Händler ihre Samen unvernünf-
tig in die Kasten bringen, daß sie wegen Man-
gel der Luft in Zeit von einem Jahre durch die
Würmer in Klümper zusammen gezogen und
verderbet werden.

Diejenigen aber handeln klüger, welche sie
in leinene Säcke thun, solche aufhängen, an die
Luft und temperirte Oerter bringen: denn so die-
ses wohl in Obacht genommen wird, können sie
viele Jahre conserviret werden. Wenn hingegen
der Same zu feuchte lieget, so verdumpft er, des-
wegen ist auch nicht zu rathen, daß der neue ausge-
droschene Same alsobald zusammen gethan, son-
dern vorher auf einen lüftigen Boden fein dünne
ausgebreitet werde, damit er fein abtrockene.

Ferner ist auch nicht zu billigen, daß man ihn
durch die Sonnenstrahlen zu sehr bescheinen, und
den Saft und Kraft, oder vielmehr das Oleum

da-

3. Cap. Von Conſervation
Derowegen muß man auch die Schraͤnklein nicht
an einen dumpfigen, ſondern an einen luͤftigen
Ort ſetzen. Ob nun gleich das Oleum in denen
Samen-Koͤrnern nach und nach ſich verlieret und
verzeret, und ſie folglich zum Aufgehen untauglich
werden, ſo bleibet dennoch die aͤuſſerliche Stru-
ctur beſtaͤndig, und komt auch hier hauptſaͤchlich
die Conſervation mit darauf an, daß ſie ohne
allen Staub und Unreinigkeit mit in die Faͤchlein
gebracht werden: denn es iſt bekant, daß in dem
Staube ſich ſubtile ouula und Wuͤrmlein befin-
den, welche wir mit unſern Augen nicht penetri-
ren koͤnnen, und es giebt die Erfahrung, wenn
theils Samen-Haͤndler ihre Samen unvernuͤnf-
tig in die Kaſten bringen, daß ſie wegen Man-
gel der Luft in Zeit von einem Jahre durch die
Wuͤrmer in Kluͤmper zuſammen gezogen und
verderbet werden.

Diejenigen aber handeln kluͤger, welche ſie
in leinene Saͤcke thun, ſolche aufhaͤngen, an die
Luft und temperirte Oerter bringen: denn ſo die-
ſes wohl in Obacht genommen wird, koͤnnen ſie
viele Jahre conſerviret werden. Wenn hingegen
der Same zu feuchte lieget, ſo verdumpft er, des-
wegen iſt auch nicht zu rathen, daß der neue ausge-
droſchene Same alſobald zuſammen gethan, ſon-
dern vorher auf einen luͤftigen Boden fein duͤnne
ausgebreitet werde, damit er fein abtrockene.

Ferner iſt auch nicht zu billigen, daß man ihn
durch die Sonnenſtrahlen zu ſehr beſcheinen, und
den Saft und Kraft, oder vielmehr das Oleum

da-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0037" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">3. Cap. Von Con&#x017F;ervation</hi></fw><lb/>
Derowegen muß man auch die Schra&#x0364;nklein nicht<lb/>
an einen dumpfigen, &#x017F;ondern an einen lu&#x0364;ftigen<lb/>
Ort &#x017F;etzen. Ob nun gleich das <hi rendition="#aq">Oleum</hi> in denen<lb/>
Samen-Ko&#x0364;rnern nach und nach &#x017F;ich verlieret und<lb/>
verzeret, und &#x017F;ie folglich zum Aufgehen untauglich<lb/>
werden, &#x017F;o bleibet dennoch die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Stru-<lb/>
ctur be&#x017F;ta&#x0364;ndig, und komt auch hier haupt&#x017F;a&#x0364;chlich<lb/>
die Con&#x017F;ervation mit darauf an, daß &#x017F;ie ohne<lb/>
allen Staub und Unreinigkeit mit in die Fa&#x0364;chlein<lb/>
gebracht werden: denn es i&#x017F;t bekant, daß in dem<lb/>
Staube &#x017F;ich &#x017F;ubtile <hi rendition="#aq">ouula</hi> und Wu&#x0364;rmlein befin-<lb/>
den, welche wir mit un&#x017F;ern Augen nicht penetri-<lb/>
ren ko&#x0364;nnen, und es giebt die Erfahrung, wenn<lb/>
theils Samen-Ha&#x0364;ndler ihre Samen unvernu&#x0364;nf-<lb/>
tig in die Ka&#x017F;ten bringen, daß &#x017F;ie wegen Man-<lb/>
gel der Luft in Zeit von einem Jahre durch die<lb/>
Wu&#x0364;rmer in Klu&#x0364;mper zu&#x017F;ammen gezogen und<lb/>
verderbet werden.</p><lb/>
        <p>Diejenigen aber handeln klu&#x0364;ger, welche &#x017F;ie<lb/>
in leinene Sa&#x0364;cke thun, &#x017F;olche aufha&#x0364;ngen, an die<lb/>
Luft und temperirte Oerter bringen: denn &#x017F;o die-<lb/>
&#x017F;es wohl in Obacht genommen wird, ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/>
viele Jahre con&#x017F;erviret werden. Wenn hingegen<lb/>
der Same zu feuchte lieget, &#x017F;o verdumpft er, des-<lb/>
wegen i&#x017F;t auch nicht zu rathen, daß der neue ausge-<lb/>
dro&#x017F;chene Same al&#x017F;obald zu&#x017F;ammen gethan, &#x017F;on-<lb/>
dern vorher auf einen lu&#x0364;ftigen Boden fein du&#x0364;nne<lb/>
ausgebreitet werde, damit er fein abtrockene.</p><lb/>
        <p>Ferner i&#x017F;t auch nicht zu billigen, daß man ihn<lb/>
durch die Sonnen&#x017F;trahlen zu &#x017F;ehr be&#x017F;cheinen, und<lb/>
den Saft und Kraft, oder vielmehr das <hi rendition="#aq">Oleum</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">da-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0037] 3. Cap. Von Conſervation Derowegen muß man auch die Schraͤnklein nicht an einen dumpfigen, ſondern an einen luͤftigen Ort ſetzen. Ob nun gleich das Oleum in denen Samen-Koͤrnern nach und nach ſich verlieret und verzeret, und ſie folglich zum Aufgehen untauglich werden, ſo bleibet dennoch die aͤuſſerliche Stru- ctur beſtaͤndig, und komt auch hier hauptſaͤchlich die Conſervation mit darauf an, daß ſie ohne allen Staub und Unreinigkeit mit in die Faͤchlein gebracht werden: denn es iſt bekant, daß in dem Staube ſich ſubtile ouula und Wuͤrmlein befin- den, welche wir mit unſern Augen nicht penetri- ren koͤnnen, und es giebt die Erfahrung, wenn theils Samen-Haͤndler ihre Samen unvernuͤnf- tig in die Kaſten bringen, daß ſie wegen Man- gel der Luft in Zeit von einem Jahre durch die Wuͤrmer in Kluͤmper zuſammen gezogen und verderbet werden. Diejenigen aber handeln kluͤger, welche ſie in leinene Saͤcke thun, ſolche aufhaͤngen, an die Luft und temperirte Oerter bringen: denn ſo die- ſes wohl in Obacht genommen wird, koͤnnen ſie viele Jahre conſerviret werden. Wenn hingegen der Same zu feuchte lieget, ſo verdumpft er, des- wegen iſt auch nicht zu rathen, daß der neue ausge- droſchene Same alſobald zuſammen gethan, ſon- dern vorher auf einen luͤftigen Boden fein duͤnne ausgebreitet werde, damit er fein abtrockene. Ferner iſt auch nicht zu billigen, daß man ihn durch die Sonnenſtrahlen zu ſehr beſcheinen, und den Saft und Kraft, oder vielmehr das Oleum da-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/37
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/37>, abgerufen am 03.12.2024.