Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

7. Cap. Einige Schreiben

Schuhe weit in das Quadrat gestecket werden:
vorhero aber sind deren Wurzeln oder Spitzen
mit einem Messer ein wenig zu verstutzen, damit
sie in die Dicke und Runde wachsen können.
Wenn nun dieses Beschneiden unterlassen wird,
so suchen sie ihre Nahrung tief in der Erden,
werden lang, gleichsam wie die gelben oder weis-
sen Ruben. Vielleicht sind diese auch auf kein
fettes und wohlgedüngetes sondern mageres Land
gebracht worden, alwo sie nicht genugsame Nah-
rung haben können, und vielleicht ist auch das
Verstutzen nicht geschehen. Ew.-- werden viel-
leicht mit meiner Wenigkeit sich ein Vergnügen
machen wollen, welches gar gerne und willig an-
nehme, wie mir denn dergleichen wiewohl in an-
dern Dingen, e. g. von Spalieren in Funkens
öconomischen Samlungen p. 530 sq. vorgekom-
men und paßiret ist. Aber quaeritur, wie komt
es, daß bey Ew.-- dergleichen Degeneration al-
lein vorgegangen, und bey mir und vielen andern
hier in Erfurt, von welchen dergleichen Cultur
jährlich vorgenommen wird, nicht geschehen?
Ew.-- versichere und contestire, daß jährlich
vor mich allein von dergleichen Samen über ei-
nen halben Centner säen lasse (des Gewürzlichs
und Zwiebeln nicht zu gedenken) und doch derglei-
chen exorbitante Degeneration von vielen Jahren
her niemals gefunden und observirt habe. Ferner
gedenken Ew.-- des Nord- und Südwest-Windes,
bey welchem das Säen vorgenommen worden,
woraus fast schliesse, daß Dieselben vielleicht glau-

ben,

7. Cap. Einige Schreiben

Schuhe weit in das Quadrat geſtecket werden:
vorhero aber ſind deren Wurzeln oder Spitzen
mit einem Meſſer ein wenig zu verſtutzen, damit
ſie in die Dicke und Runde wachſen koͤnnen.
Wenn nun dieſes Beſchneiden unterlaſſen wird,
ſo ſuchen ſie ihre Nahrung tief in der Erden,
werden lang, gleichſam wie die gelben oder weiſ-
ſen Ruben. Vielleicht ſind dieſe auch auf kein
fettes und wohlgeduͤngetes ſondern mageres Land
gebracht worden, alwo ſie nicht genugſame Nah-
rung haben koͤnnen, und vielleicht iſt auch das
Verſtutzen nicht geſchehen. Ew.-- werden viel-
leicht mit meiner Wenigkeit ſich ein Vergnuͤgen
machen wollen, welches gar gerne und willig an-
nehme, wie mir denn dergleichen wiewohl in an-
dern Dingen, e. g. von Spalieren in Funkens
oͤconomiſchen Samlungen p. 530 ſq. vorgekom-
men und paßiret iſt. Aber quæritur, wie komt
es, daß bey Ew.-- dergleichen Degeneration al-
lein vorgegangen, und bey mir und vielen andern
hier in Erfurt, von welchen dergleichen Cultur
jaͤhrlich vorgenommen wird, nicht geſchehen?
Ew.-- verſichere und conteſtire, daß jaͤhrlich
vor mich allein von dergleichen Samen uͤber ei-
nen halben Centner ſaͤen laſſe (des Gewuͤrzlichs
und Zwiebeln nicht zu gedenken) und doch derglei-
chen exorbitante Degeneration von vielen Jahren
her niemals gefunden und obſervirt habe. Ferner
gedenken Ew.-- des Nord- und Suͤdweſt-Windes,
bey welchem das Saͤen vorgenommen worden,
woraus faſt ſchlieſſe, daß Dieſelben vielleicht glau-

ben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="38"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Einige Schreiben</hi></fw><lb/>
Schuhe weit in das Quadrat ge&#x017F;tecket werden:<lb/>
vorhero aber &#x017F;ind deren Wurzeln oder Spitzen<lb/>
mit einem Me&#x017F;&#x017F;er ein wenig zu ver&#x017F;tutzen, damit<lb/>
&#x017F;ie in die Dicke und Runde wach&#x017F;en ko&#x0364;nnen.<lb/>
Wenn nun die&#x017F;es Be&#x017F;chneiden unterla&#x017F;&#x017F;en wird,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;uchen &#x017F;ie ihre Nahrung tief in der Erden,<lb/>
werden lang, gleich&#x017F;am wie die gelben oder wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ruben. Vielleicht &#x017F;ind die&#x017F;e auch auf kein<lb/>
fettes und wohlgedu&#x0364;ngetes &#x017F;ondern mageres Land<lb/>
gebracht worden, alwo &#x017F;ie nicht genug&#x017F;ame Nah-<lb/>
rung haben ko&#x0364;nnen, und vielleicht i&#x017F;t auch das<lb/>
Ver&#x017F;tutzen nicht ge&#x017F;chehen. Ew.-- werden viel-<lb/>
leicht mit meiner Wenigkeit &#x017F;ich ein Vergnu&#x0364;gen<lb/>
machen wollen, welches gar gerne und willig an-<lb/>
nehme, wie mir denn dergleichen wiewohl in an-<lb/>
dern Dingen, <hi rendition="#aq">e. g.</hi> von Spalieren in Funkens<lb/>
o&#x0364;conomi&#x017F;chen Samlungen p. 530 <hi rendition="#aq">&#x017F;q.</hi> vorgekom-<lb/>
men und paßiret i&#x017F;t. Aber <hi rendition="#aq">quæritur,</hi> wie komt<lb/>
es, daß bey Ew.-- dergleichen Degeneration al-<lb/>
lein vorgegangen, und bey mir und vielen andern<lb/>
hier in Erfurt, von welchen dergleichen Cultur<lb/>
ja&#x0364;hrlich vorgenommen wird, nicht ge&#x017F;chehen?<lb/>
Ew.-- ver&#x017F;ichere und conte&#x017F;tire, daß ja&#x0364;hrlich<lb/>
vor mich allein von dergleichen Samen u&#x0364;ber ei-<lb/>
nen halben Centner &#x017F;a&#x0364;en la&#x017F;&#x017F;e (des Gewu&#x0364;rzlichs<lb/>
und Zwiebeln nicht zu gedenken) und doch derglei-<lb/>
chen exorbitante Degeneration von vielen Jahren<lb/>
her niemals gefunden und ob&#x017F;ervirt habe. Ferner<lb/>
gedenken Ew.-- des Nord- und Su&#x0364;dwe&#x017F;t-Windes,<lb/>
bey welchem das Sa&#x0364;en vorgenommen worden,<lb/>
woraus fa&#x017F;t &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e, daß Die&#x017F;elben vielleicht glau-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[38/0059] 7. Cap. Einige Schreiben Schuhe weit in das Quadrat geſtecket werden: vorhero aber ſind deren Wurzeln oder Spitzen mit einem Meſſer ein wenig zu verſtutzen, damit ſie in die Dicke und Runde wachſen koͤnnen. Wenn nun dieſes Beſchneiden unterlaſſen wird, ſo ſuchen ſie ihre Nahrung tief in der Erden, werden lang, gleichſam wie die gelben oder weiſ- ſen Ruben. Vielleicht ſind dieſe auch auf kein fettes und wohlgeduͤngetes ſondern mageres Land gebracht worden, alwo ſie nicht genugſame Nah- rung haben koͤnnen, und vielleicht iſt auch das Verſtutzen nicht geſchehen. Ew.-- werden viel- leicht mit meiner Wenigkeit ſich ein Vergnuͤgen machen wollen, welches gar gerne und willig an- nehme, wie mir denn dergleichen wiewohl in an- dern Dingen, e. g. von Spalieren in Funkens oͤconomiſchen Samlungen p. 530 ſq. vorgekom- men und paßiret iſt. Aber quæritur, wie komt es, daß bey Ew.-- dergleichen Degeneration al- lein vorgegangen, und bey mir und vielen andern hier in Erfurt, von welchen dergleichen Cultur jaͤhrlich vorgenommen wird, nicht geſchehen? Ew.-- verſichere und conteſtire, daß jaͤhrlich vor mich allein von dergleichen Samen uͤber ei- nen halben Centner ſaͤen laſſe (des Gewuͤrzlichs und Zwiebeln nicht zu gedenken) und doch derglei- chen exorbitante Degeneration von vielen Jahren her niemals gefunden und obſervirt habe. Ferner gedenken Ew.-- des Nord- und Suͤdweſt-Windes, bey welchem das Saͤen vorgenommen worden, woraus faſt ſchlieſſe, daß Dieſelben vielleicht glau- ben,

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/59
Zitationshilfe:	Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/59>, abgerufen am 27.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.