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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Einige Schreiben
daß die Pflanzen vom zweyten Tage nicht so gut
gewesen als vom ersten Tage & vice versa, wo-
ran aber die Erdflöhe oder andere Gewürme, so
zu Zeiten auf einem Lande mehr Schaden thun,
als auf dem andern, dennoch nicht Schuld gewe-
sen, indem in demjenigen Garten, alwo es ange-
merket, dergleichen Gewürme sich nicht befinden.
Wem aber dergleichen Unterscheid zuschreiben sol,
da der Same einerley und der Erdboden von ei-
nerley Güte ist, nur daß der Same nicht auf ein-
mal ausgestreut worden, darüber suspendire mein
judicium. Das Mißrathen der Hülsen-Früchte
betreffend, halte ich, daß es nicht sowol von der
Sonnen-Hitze in der Blüten-Zeit, weilen sie die
Hitze und eine ziemliche grosse Dürre vertragen
können, wenn nur je und dann ein guter Nacht-
Thau sie benetzet, als vielmehr von den schädli-
chen Mehl-Thauen herrühre, als wovon das
Laub weiß und die Blüte zusammen gezogen wird,
die darauf schwarz wird, als wenn sie versänget
wäre. Vielfältig verderben sie auch an hiesigen
Orten die kleine schwarzen Raupen. Bey Erzie-
hung der Nelken- oder Graßblumen-Samen
hat man sonst dahier davor gehalten, daß die
weißgefülte die Mutter aller Blumen sey von
dieser Art. Allein ich habe befunden, daß man
aus Samen von allerley Farben gefülter Blu-
men, die allerköstlichsten von allerley Farben
ziehen kan, deren Same mit drey Blättern auf-
gehet. Die Nachricht von den dasigen Dreyen-
Brunnen ist mir angenehm zu lesen gewesen.

Vor

7. Cap. Einige Schreiben
daß die Pflanzen vom zweyten Tage nicht ſo gut
geweſen als vom erſten Tage & vice verſa, wo-
ran aber die Erdfloͤhe oder andere Gewuͤrme, ſo
zu Zeiten auf einem Lande mehr Schaden thun,
als auf dem andern, dennoch nicht Schuld gewe-
ſen, indem in demjenigen Garten, alwo es ange-
merket, dergleichen Gewuͤrme ſich nicht befinden.
Wem aber dergleichen Unterſcheid zuſchreiben ſol,
da der Same einerley und der Erdboden von ei-
nerley Guͤte iſt, nur daß der Same nicht auf ein-
mal ausgeſtreut worden, daruͤber ſuspendire mein
judicium. Das Mißrathen der Huͤlſen-Fruͤchte
betreffend, halte ich, daß es nicht ſowol von der
Sonnen-Hitze in der Bluͤten-Zeit, weilen ſie die
Hitze und eine ziemliche groſſe Duͤrre vertragen
koͤnnen, wenn nur je und dann ein guter Nacht-
Thau ſie benetzet, als vielmehr von den ſchaͤdli-
chen Mehl-Thauen herruͤhre, als wovon das
Laub weiß und die Bluͤte zuſammen gezogen wird,
die darauf ſchwarz wird, als wenn ſie verſaͤnget
waͤre. Vielfaͤltig verderben ſie auch an hieſigen
Orten die kleine ſchwarzen Raupen. Bey Erzie-
hung der Nelken- oder Graßblumen-Samen
hat man ſonſt dahier davor gehalten, daß die
weißgefuͤlte die Mutter aller Blumen ſey von
dieſer Art. Allein ich habe befunden, daß man
aus Samen von allerley Farben gefuͤlter Blu-
men, die allerkoͤſtlichſten von allerley Farben
ziehen kan, deren Same mit drey Blaͤttern auf-
gehet. Die Nachricht von den daſigen Dreyen-
Brunnen iſt mir angenehm zu leſen geweſen.

Vor
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[56/0077] 7. Cap. Einige Schreiben daß die Pflanzen vom zweyten Tage nicht ſo gut geweſen als vom erſten Tage & vice verſa, wo- ran aber die Erdfloͤhe oder andere Gewuͤrme, ſo zu Zeiten auf einem Lande mehr Schaden thun, als auf dem andern, dennoch nicht Schuld gewe- ſen, indem in demjenigen Garten, alwo es ange- merket, dergleichen Gewuͤrme ſich nicht befinden. Wem aber dergleichen Unterſcheid zuſchreiben ſol, da der Same einerley und der Erdboden von ei- nerley Guͤte iſt, nur daß der Same nicht auf ein- mal ausgeſtreut worden, daruͤber ſuspendire mein judicium. Das Mißrathen der Huͤlſen-Fruͤchte betreffend, halte ich, daß es nicht ſowol von der Sonnen-Hitze in der Bluͤten-Zeit, weilen ſie die Hitze und eine ziemliche groſſe Duͤrre vertragen koͤnnen, wenn nur je und dann ein guter Nacht- Thau ſie benetzet, als vielmehr von den ſchaͤdli- chen Mehl-Thauen herruͤhre, als wovon das Laub weiß und die Bluͤte zuſammen gezogen wird, die darauf ſchwarz wird, als wenn ſie verſaͤnget waͤre. Vielfaͤltig verderben ſie auch an hieſigen Orten die kleine ſchwarzen Raupen. Bey Erzie- hung der Nelken- oder Graßblumen-Samen hat man ſonſt dahier davor gehalten, daß die weißgefuͤlte die Mutter aller Blumen ſey von dieſer Art. Allein ich habe befunden, daß man aus Samen von allerley Farben gefuͤlter Blu- men, die allerkoͤſtlichſten von allerley Farben ziehen kan, deren Same mit drey Blaͤttern auf- gehet. Die Nachricht von den daſigen Dreyen- Brunnen iſt mir angenehm zu leſen geweſen. Vor

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/77>, abgerufen am 23.11.2024.