Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

derer Samen.
viele Acker-Verständige bejahen und beypflichten
werden, daß, wo keine Düngung und Besserung
in denen Aeckern sich befindet, dieses angegebene
Einweichen alles vergebens ist. Und gesetzt, daß
ein jedes Korn von der Fettigkeit noch so vieles
in sich schlucken können und eingesogen hätte, so
würde die Sonne und die Luft, ehe der Same
kan untergeackert, oder an manchem Orte, wo der-
selbe muß oben auf die Furchen gesäet und un-
tergeeget werden, die darinnen befindlichen Salia
oder Fettigkeit in die Höhe gezogen und ausge-
trocknet haben. Und wenn diese Einquellung
auf einigen grossen Land-Güthern geschehen sol-
te, alwo so viele Malter jährlich müssen ausgesäet
werden, so würde es viele Kosten und in der Haus-
haltung grosse Verhinderungen verursachen.

Wenn nun bey solcher Einquellung oder
Jmprägnation sich zuträget, wie es vielmalen
zu geschehen pflegt, daß in der Bestel-Zeit
schlimme Witterung oder ein beständiger Re-
gen sich ereignet, daß man weder im Frühjahr
noch im Herbste etwas aussäen und bestellen
kan; so würden bey solcher feuchten Witterung
nach dem Einquellen die Körner unterdessen
auswachsen und verderben, welches einen ziem-
lichen Schaden in der Oeconomie zuwege brin-
gen könte. Mit einem Worte, es sind über-
flüßige Bemühungen und Grillen, und bezeu-
gen mit der That, daß ein solcher imprägnirter
Same, wenn er gleich noch so viele Salia in
sich gesogen hätte, ohne Mist und Besserung,

wel-
E 2

derer Samen.
viele Acker-Verſtaͤndige bejahen und beypflichten
werden, daß, wo keine Duͤngung und Beſſerung
in denen Aeckern ſich befindet, dieſes angegebene
Einweichen alles vergebens iſt. Und geſetzt, daß
ein jedes Korn von der Fettigkeit noch ſo vieles
in ſich ſchlucken koͤnnen und eingeſogen haͤtte, ſo
wuͤrde die Sonne und die Luft, ehe der Same
kan untergeackert, oder an manchem Orte, wo der-
ſelbe muß oben auf die Furchen geſaͤet und un-
tergeeget werden, die darinnen befindlichen Salia
oder Fettigkeit in die Hoͤhe gezogen und ausge-
trocknet haben. Und wenn dieſe Einquellung
auf einigen groſſen Land-Guͤthern geſchehen ſol-
te, alwo ſo viele Malter jaͤhrlich muͤſſen ausgeſaͤet
werden, ſo wuͤrde es viele Koſten und in der Haus-
haltung groſſe Verhinderungen verurſachen.

Wenn nun bey ſolcher Einquellung oder
Jmpraͤgnation ſich zutraͤget, wie es vielmalen
zu geſchehen pflegt, daß in der Beſtel-Zeit
ſchlimme Witterung oder ein beſtaͤndiger Re-
gen ſich ereignet, daß man weder im Fruͤhjahr
noch im Herbſte etwas ausſaͤen und beſtellen
kan; ſo wuͤrden bey ſolcher feuchten Witterung
nach dem Einquellen die Koͤrner unterdeſſen
auswachſen und verderben, welches einen ziem-
lichen Schaden in der Oeconomie zuwege brin-
gen koͤnte. Mit einem Worte, es ſind uͤber-
fluͤßige Bemuͤhungen und Grillen, und bezeu-
gen mit der That, daß ein ſolcher impraͤgnirter
Same, wenn er gleich noch ſo viele Salia in
ſich geſogen haͤtte, ohne Miſt und Beſſerung,

wel-
E 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="67"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">derer Samen.</hi></fw><lb/>
viele Acker-Ver&#x017F;ta&#x0364;ndige bejahen und beypflichten<lb/>
werden, daß, wo keine Du&#x0364;ngung und Be&#x017F;&#x017F;erung<lb/>
in denen Aeckern &#x017F;ich befindet, die&#x017F;es angegebene<lb/>
Einweichen alles vergebens i&#x017F;t. Und ge&#x017F;etzt, daß<lb/>
ein jedes Korn von der Fettigkeit noch &#x017F;o vieles<lb/>
in &#x017F;ich &#x017F;chlucken ko&#x0364;nnen und einge&#x017F;ogen ha&#x0364;tte, &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rde die Sonne und die Luft, ehe der Same<lb/>
kan untergeackert, oder an manchem Orte, wo der-<lb/>
&#x017F;elbe muß oben auf die Furchen ge&#x017F;a&#x0364;et und un-<lb/>
tergeeget werden, die darinnen befindlichen <hi rendition="#aq">Salia</hi><lb/>
oder Fettigkeit in die Ho&#x0364;he gezogen und ausge-<lb/>
trocknet haben. Und wenn die&#x017F;e Einquellung<lb/>
auf einigen gro&#x017F;&#x017F;en Land-Gu&#x0364;thern ge&#x017F;chehen &#x017F;ol-<lb/>
te, alwo &#x017F;o viele Malter ja&#x0364;hrlich mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausge&#x017F;a&#x0364;et<lb/>
werden, &#x017F;o wu&#x0364;rde es viele Ko&#x017F;ten und in der Haus-<lb/>
haltung gro&#x017F;&#x017F;e Verhinderungen verur&#x017F;achen.</p><lb/>
        <p>Wenn nun bey &#x017F;olcher Einquellung oder<lb/>
Jmpra&#x0364;gnation &#x017F;ich zutra&#x0364;get, wie es vielmalen<lb/>
zu ge&#x017F;chehen pflegt, daß in der Be&#x017F;tel-Zeit<lb/>
&#x017F;chlimme Witterung oder ein be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Re-<lb/>
gen &#x017F;ich ereignet, daß man weder im Fru&#x0364;hjahr<lb/>
noch im Herb&#x017F;te etwas aus&#x017F;a&#x0364;en und be&#x017F;tellen<lb/>
kan; &#x017F;o wu&#x0364;rden bey &#x017F;olcher feuchten Witterung<lb/>
nach dem Einquellen die Ko&#x0364;rner unterde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
auswach&#x017F;en und verderben, welches einen ziem-<lb/>
lichen Schaden in der Oeconomie zuwege brin-<lb/>
gen ko&#x0364;nte. Mit einem Worte, es &#x017F;ind u&#x0364;ber-<lb/>
flu&#x0364;ßige Bemu&#x0364;hungen und Grillen, und bezeu-<lb/>
gen mit der That, daß ein &#x017F;olcher impra&#x0364;gnirter<lb/>
Same, wenn er gleich noch &#x017F;o viele <hi rendition="#aq">Salia</hi> in<lb/>
&#x017F;ich ge&#x017F;ogen ha&#x0364;tte, ohne Mi&#x017F;t und Be&#x017F;&#x017F;erung,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 2</fw><fw place="bottom" type="catch">wel-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[67/0088] derer Samen. viele Acker-Verſtaͤndige bejahen und beypflichten werden, daß, wo keine Duͤngung und Beſſerung in denen Aeckern ſich befindet, dieſes angegebene Einweichen alles vergebens iſt. Und geſetzt, daß ein jedes Korn von der Fettigkeit noch ſo vieles in ſich ſchlucken koͤnnen und eingeſogen haͤtte, ſo wuͤrde die Sonne und die Luft, ehe der Same kan untergeackert, oder an manchem Orte, wo der- ſelbe muß oben auf die Furchen geſaͤet und un- tergeeget werden, die darinnen befindlichen Salia oder Fettigkeit in die Hoͤhe gezogen und ausge- trocknet haben. Und wenn dieſe Einquellung auf einigen groſſen Land-Guͤthern geſchehen ſol- te, alwo ſo viele Malter jaͤhrlich muͤſſen ausgeſaͤet werden, ſo wuͤrde es viele Koſten und in der Haus- haltung groſſe Verhinderungen verurſachen. Wenn nun bey ſolcher Einquellung oder Jmpraͤgnation ſich zutraͤget, wie es vielmalen zu geſchehen pflegt, daß in der Beſtel-Zeit ſchlimme Witterung oder ein beſtaͤndiger Re- gen ſich ereignet, daß man weder im Fruͤhjahr noch im Herbſte etwas ausſaͤen und beſtellen kan; ſo wuͤrden bey ſolcher feuchten Witterung nach dem Einquellen die Koͤrner unterdeſſen auswachſen und verderben, welches einen ziem- lichen Schaden in der Oeconomie zuwege brin- gen koͤnte. Mit einem Worte, es ſind uͤber- fluͤßige Bemuͤhungen und Grillen, und bezeu- gen mit der That, daß ein ſolcher impraͤgnirter Same, wenn er gleich noch ſo viele Salia in ſich geſogen haͤtte, ohne Miſt und Beſſerung, wel- E 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/88
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/88>, abgerufen am 23.11.2024.