Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

6. Cap. Vom Oculiren.
Alter derselben daraus erkennet werden, solches ist
wieder eine andere Frage, und sind die Meinun-
gen hierüber unterschiedlich. Herr Ludew.
Phil. Thümmig
A. O. P. und der Königlichen
Preussischen Societät Mitglied, hat in seinen
Versuchen einer Erläuterung der Begebenheiten
der Natur p. 76. seqq. von dem Wachsthum der
Jahre in den Bäumen nachfolgendes angemerket,
welches ich um des Zusammenhangs willen mit an-
führen wil.

"Es ist eine bekante Sache, daß die Bäu-
"me anders in die Dicke wachsen, als Menschen
"und Thiere. Denn wer weis nicht, daß Men-
"schen und Thiere blos deswegen dicker werden,
"weil die kleinen Röhrlein, daraus die fibrae
"musculorum
oder Fäslein der Mäuslein beste-
"hen, mit mehrern Saft erfüllet werden, als sie
"vorhero hatten, hingegen in den Bäumen sich alle
"Jahr eine neue Reihe der fibrarum rinsgherum
"ansetzet. Die Cirkel, welche sich dadurch um
"das Mark oder den Kern herum zu erkennen ge-
"ben, indem man das Holz quer durchschneidet,
"pfleget man deswegen die Jahre zu nennen. Jch
"habe selbst mehr als einmal diese Jahre betrachtet,
"und zu dem Ende Holz von verschiedenem Alter
"von dem Aste eines Baumes durchschnitten, da-
"mit ich den Unterschied der Jahre betrachten kön-
"te, massen diese Betrachtung zu allerhand er-
"baulichen Gedanken Anlas giebt, die ich hier nicht
"erzehlen kan.

"Und auf diesem Grunde beruhet es, wenn

"man
F 5

6. Cap. Vom Oculiren.
Alter derſelben daraus erkennet werden, ſolches iſt
wieder eine andere Frage, und ſind die Meinun-
gen hieruͤber unterſchiedlich. Herr Ludew.
Phil. Thuͤmmig
A. O. P. und der Koͤniglichen
Preuſſiſchen Societaͤt Mitglied, hat in ſeinen
Verſuchen einer Erlaͤuterung der Begebenheiten
der Natur p. 76. ſeqq. von dem Wachsthum der
Jahre in den Baͤumen nachfolgendes angemerket,
welches ich um des Zuſammenhangs willen mit an-
fuͤhren wil.

”Es iſt eine bekante Sache, daß die Baͤu-
„me anders in die Dicke wachſen, als Menſchen
„und Thiere. Denn wer weis nicht, daß Men-
„ſchen und Thiere blos deswegen dicker werden,
„weil die kleinen Roͤhrlein, daraus die fibræ
„musculorum
oder Faͤslein der Maͤuslein beſte-
„hen, mit mehrern Saft erfuͤllet werden, als ſie
„vorhero hatten, hingegen in den Baͤumen ſich alle
„Jahr eine neue Reihe der fibrarum rinsgherum
„anſetzet. Die Cirkel, welche ſich dadurch um
„das Mark oder den Kern herum zu erkennen ge-
„ben, indem man das Holz quer durchſchneidet,
„pfleget man deswegen die Jahre zu nennen. Jch
„habe ſelbſt mehr als einmal dieſe Jahre betrachtet,
„und zu dem Ende Holz von verſchiedenem Alter
„von dem Aſte eines Baumes durchſchnitten, da-
„mit ich den Unterſchied der Jahre betrachten koͤn-
„te, maſſen dieſe Betrachtung zu allerhand er-
„baulichen Gedanken Anlas giebt, die ich hier nicht
„erzehlen kan.

”Und auf dieſem Grunde beruhet es, wenn

„man
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">6. Cap. Vom Oculiren.</hi></fw><lb/>
Alter der&#x017F;elben daraus erkennet werden, &#x017F;olches i&#x017F;t<lb/>
wieder eine andere Frage, und &#x017F;ind die Meinun-<lb/>
gen hieru&#x0364;ber unter&#x017F;chiedlich. Herr <hi rendition="#fr">Ludew.<lb/>
Phil. Thu&#x0364;mmig</hi> <hi rendition="#aq">A. O. P.</hi> und der Ko&#x0364;niglichen<lb/>
Preu&#x017F;&#x017F;i&#x017F;chen Societa&#x0364;t Mitglied, hat in &#x017F;einen<lb/>
Ver&#x017F;uchen einer Erla&#x0364;uterung der Begebenheiten<lb/>
der Natur p. 76. &#x017F;eqq. von dem Wachsthum der<lb/>
Jahre in den Ba&#x0364;umen nachfolgendes angemerket,<lb/>
welches ich um des Zu&#x017F;ammenhangs willen mit an-<lb/>
fu&#x0364;hren wil.</p><lb/>
          <p>&#x201D;Es i&#x017F;t eine bekante Sache, daß die Ba&#x0364;u-<lb/>
&#x201E;me anders in die Dicke wach&#x017F;en, als Men&#x017F;chen<lb/>
&#x201E;und Thiere. Denn wer weis nicht, daß Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen und Thiere blos deswegen dicker werden,<lb/>
&#x201E;weil die kleinen Ro&#x0364;hrlein, daraus die <hi rendition="#aq">fibræ<lb/>
&#x201E;musculorum</hi> oder Fa&#x0364;slein der Ma&#x0364;uslein be&#x017F;te-<lb/>
&#x201E;hen, mit mehrern Saft erfu&#x0364;llet werden, als &#x017F;ie<lb/>
&#x201E;vorhero hatten, hingegen in den Ba&#x0364;umen &#x017F;ich alle<lb/>
&#x201E;Jahr eine neue Reihe der <hi rendition="#aq">fibrarum</hi> rinsgherum<lb/>
&#x201E;an&#x017F;etzet. Die Cirkel, welche &#x017F;ich dadurch um<lb/>
&#x201E;das Mark oder den Kern herum zu erkennen ge-<lb/>
&#x201E;ben, indem man das Holz quer durch&#x017F;chneidet,<lb/>
&#x201E;pfleget man deswegen die Jahre zu nennen. Jch<lb/>
&#x201E;habe &#x017F;elb&#x017F;t mehr als einmal die&#x017F;e Jahre betrachtet,<lb/>
&#x201E;und zu dem Ende Holz von ver&#x017F;chiedenem Alter<lb/>
&#x201E;von dem A&#x017F;te eines Baumes durch&#x017F;chnitten, da-<lb/>
&#x201E;mit ich den Unter&#x017F;chied der Jahre betrachten ko&#x0364;n-<lb/>
&#x201E;te, ma&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Betrachtung zu allerhand er-<lb/>
&#x201E;baulichen Gedanken Anlas giebt, die ich hier nicht<lb/>
&#x201E;erzehlen kan.</p><lb/>
          <p>&#x201D;Und auf die&#x017F;em Grunde beruhet es, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 5</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;man</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0121] 6. Cap. Vom Oculiren. Alter derſelben daraus erkennet werden, ſolches iſt wieder eine andere Frage, und ſind die Meinun- gen hieruͤber unterſchiedlich. Herr Ludew. Phil. Thuͤmmig A. O. P. und der Koͤniglichen Preuſſiſchen Societaͤt Mitglied, hat in ſeinen Verſuchen einer Erlaͤuterung der Begebenheiten der Natur p. 76. ſeqq. von dem Wachsthum der Jahre in den Baͤumen nachfolgendes angemerket, welches ich um des Zuſammenhangs willen mit an- fuͤhren wil. ”Es iſt eine bekante Sache, daß die Baͤu- „me anders in die Dicke wachſen, als Menſchen „und Thiere. Denn wer weis nicht, daß Men- „ſchen und Thiere blos deswegen dicker werden, „weil die kleinen Roͤhrlein, daraus die fibræ „musculorum oder Faͤslein der Maͤuslein beſte- „hen, mit mehrern Saft erfuͤllet werden, als ſie „vorhero hatten, hingegen in den Baͤumen ſich alle „Jahr eine neue Reihe der fibrarum rinsgherum „anſetzet. Die Cirkel, welche ſich dadurch um „das Mark oder den Kern herum zu erkennen ge- „ben, indem man das Holz quer durchſchneidet, „pfleget man deswegen die Jahre zu nennen. Jch „habe ſelbſt mehr als einmal dieſe Jahre betrachtet, „und zu dem Ende Holz von verſchiedenem Alter „von dem Aſte eines Baumes durchſchnitten, da- „mit ich den Unterſchied der Jahre betrachten koͤn- „te, maſſen dieſe Betrachtung zu allerhand er- „baulichen Gedanken Anlas giebt, die ich hier nicht „erzehlen kan. ”Und auf dieſem Grunde beruhet es, wenn „man F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/121
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/121>, abgerufen am 11.12.2024.