Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

7. Cap. Von Anlegung eines etc.
"Wurzeln können Augen, und die Aesie Würzel-
"chen treiben. Und eben dieses ist es, was sich
"aus den Erfindungen des Herrn Wolsens so
"wohl erklären lässet. Es hat derselbe in der
"Entdeckung der wohren Ursache von der wunder-
"bahren Vermehrung des Getreydes, darinnen
"er zugleich den Wachsthum der Bäume und
"Pflanzen überhaupt erläutert. Cap. 2. §. 20 sqq.
"Cap. 6. §. 1. gewiesen, daß in allen Pflan-
"zen, wo ein Blat stehet, ein Au[g] vorhanden,
"das ausschlagen und Wurzeln treiben kan, und
"daß diese Augen in kleinen im Marke zu finden.
"Er hat auch in der Erläuterung Cap. 1. §. 6.
"gewiesen, daß unten in den Wurzeln gleichfals
"Augen verborgen liegen, welche unter der Erden
"nicht auswachsen, sondern nur die Wurzeln aus-
"treiben, gleichwie sie in den Aesten in der Luft nur
"ausschlagen, aber keine Wurzeln treiben. Wer
"hiervon mehrere Nachricht zu wissen verlanget,
"kan in besagten Herrn Thümmigs Versuchen
"selbst nachsehen." Was ader den Nutzen von
diesem Versuche betrift, so dienet die verkehrte
Pflanzung nicht nur dazu, daß eine angenehme
Seltenheit dadurch zuwege gebracht wird, sondern
man wird auch von dem Umlauf des Saftes mehr
überzeuget, und bekomt Gelegenheit, mit seinen
Gedaucken weiter zu gehen.

Das

7. Cap. Von Anlegung eines ꝛc.
„Wurzeln koͤnnen Augen, und die Aeſie Wuͤrzel-
„chen treiben. Und eben dieſes iſt es, was ſich
„aus den Erfindungen des Herrn Wolſens ſo
„wohl erklaͤren laͤſſet. Es hat derſelbe in der
„Entdeckung der wohren Urſache von der wunder-
„bahren Vermehrung des Getreydes, darinnen
„er zugleich den Wachsthum der Baͤume und
„Pflanzen uͤberhaupt erlaͤutert. Cap. 2. §. 20 ſqq.
„Cap. 6. §. 1. gewieſen, daß in allen Pflan-
„zen, wo ein Blat ſtehet, ein Au[g] vorhanden,
„das ausſchlagen und Wurzeln treiben kan, und
„daß dieſe Augen in kleinen im Marke zu finden.
„Er hat auch in der Erlaͤuterung Cap. 1. §. 6.
„gewieſen, daß unten in den Wurzeln gleichfals
„Augen verborgen liegen, welche unter der Erden
„nicht auswachſen, ſondern nur die Wurzeln aus-
„treiben, gleichwie ſie in den Aeſten in der Luft nur
„ausſchlagen, aber keine Wurzeln treiben. Wer
„hiervon mehrere Nachricht zu wiſſen verlanget,
„kan in beſagten Herrn Thuͤmmigs Verſuchen
„ſelbſt nachſehen.” Was ader den Nutzen von
dieſem Verſuche betrift, ſo dienet die verkehrte
Pflanzung nicht nur dazu, daß eine angenehme
Seltenheit dadurch zuwege gebracht wird, ſondern
man wird auch von dem Umlauf des Saftes mehr
uͤberzeuget, und bekomt Gelegenheit, mit ſeinen
Gedaucken weiter zu gehen.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0142" n="110"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">7. Cap. Von Anlegung eines &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
&#x201E;Wurzeln ko&#x0364;nnen Augen, und die Ae&#x017F;ie Wu&#x0364;rzel-<lb/>
&#x201E;chen treiben. Und eben die&#x017F;es i&#x017F;t es, was &#x017F;ich<lb/>
&#x201E;aus den Erfindungen des Herrn Wol&#x017F;ens &#x017F;o<lb/>
&#x201E;wohl erkla&#x0364;ren la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Es hat der&#x017F;elbe in der<lb/>
&#x201E;Entdeckung der wohren Ur&#x017F;ache von der wunder-<lb/>
&#x201E;bahren Vermehrung des Getreydes, darinnen<lb/>
&#x201E;er zugleich den Wachsthum der Ba&#x0364;ume und<lb/>
&#x201E;Pflanzen u&#x0364;berhaupt erla&#x0364;utert. Cap. 2. §. 20 &#x017F;qq.<lb/>
&#x201E;Cap. 6. §. 1. gewie&#x017F;en, daß in allen Pflan-<lb/>
&#x201E;zen, wo ein Blat &#x017F;tehet, ein Au<supplied>g</supplied> vorhanden,<lb/>
&#x201E;das aus&#x017F;chlagen und Wurzeln treiben kan, und<lb/>
&#x201E;daß die&#x017F;e Augen in kleinen im Marke zu finden.<lb/>
&#x201E;Er hat auch in der Erla&#x0364;uterung Cap. 1. §. 6.<lb/>
&#x201E;gewie&#x017F;en, daß unten in den Wurzeln gleichfals<lb/>
&#x201E;Augen verborgen liegen, welche unter der Erden<lb/>
&#x201E;nicht auswach&#x017F;en, &#x017F;ondern nur die Wurzeln aus-<lb/>
&#x201E;treiben, gleichwie &#x017F;ie in den Ae&#x017F;ten in der Luft nur<lb/>
&#x201E;aus&#x017F;chlagen, aber keine Wurzeln treiben. Wer<lb/>
&#x201E;hiervon mehrere Nachricht zu wi&#x017F;&#x017F;en verlanget,<lb/>
&#x201E;kan in be&#x017F;agten Herrn Thu&#x0364;mmigs Ver&#x017F;uchen<lb/>
&#x201E;&#x017F;elb&#x017F;t nach&#x017F;ehen.&#x201D; Was ader den Nutzen von<lb/>
die&#x017F;em Ver&#x017F;uche betrift, &#x017F;o dienet die verkehrte<lb/>
Pflanzung nicht nur dazu, daß eine angenehme<lb/>
Seltenheit dadurch zuwege gebracht wird, &#x017F;ondern<lb/>
man wird auch von dem Umlauf des Saftes mehr<lb/>
u&#x0364;berzeuget, und bekomt Gelegenheit, mit &#x017F;einen<lb/>
Gedaucken weiter zu gehen.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0142] 7. Cap. Von Anlegung eines ꝛc. „Wurzeln koͤnnen Augen, und die Aeſie Wuͤrzel- „chen treiben. Und eben dieſes iſt es, was ſich „aus den Erfindungen des Herrn Wolſens ſo „wohl erklaͤren laͤſſet. Es hat derſelbe in der „Entdeckung der wohren Urſache von der wunder- „bahren Vermehrung des Getreydes, darinnen „er zugleich den Wachsthum der Baͤume und „Pflanzen uͤberhaupt erlaͤutert. Cap. 2. §. 20 ſqq. „Cap. 6. §. 1. gewieſen, daß in allen Pflan- „zen, wo ein Blat ſtehet, ein Aug vorhanden, „das ausſchlagen und Wurzeln treiben kan, und „daß dieſe Augen in kleinen im Marke zu finden. „Er hat auch in der Erlaͤuterung Cap. 1. §. 6. „gewieſen, daß unten in den Wurzeln gleichfals „Augen verborgen liegen, welche unter der Erden „nicht auswachſen, ſondern nur die Wurzeln aus- „treiben, gleichwie ſie in den Aeſten in der Luft nur „ausſchlagen, aber keine Wurzeln treiben. Wer „hiervon mehrere Nachricht zu wiſſen verlanget, „kan in beſagten Herrn Thuͤmmigs Verſuchen „ſelbſt nachſehen.” Was ader den Nutzen von dieſem Verſuche betrift, ſo dienet die verkehrte Pflanzung nicht nur dazu, daß eine angenehme Seltenheit dadurch zuwege gebracht wird, ſondern man wird auch von dem Umlauf des Saftes mehr uͤberzeuget, und bekomt Gelegenheit, mit ſeinen Gedaucken weiter zu gehen. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/142
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/142>, abgerufen am 04.12.2024.