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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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9. Cap. Von der Wartung
Saft und Feuchtigkeit dergestalt ausgedehnet, daß
die Saft-Röhren zerspringen und die Bäume noth-
wendig aufplatzen müssen, gleichwie z. E. ein gläser-
nes, irdenes oder anderes Gefäs mit Wasser durch
den Frost zersprenget wird; doch kan immer ein
Baum mehr Kälte vertragen als der andere. Hier-
von kan in der Kön. Schw. Akademie der Wissen-
schaft Abhandlung im 1. Band, S. 117. auch etwas
nachgelesen werden. Wenn dergleichen Zerspren-
gung geschiehet, so thut es öfters einen Knal, als
wenn ein Gewehr alos geschossen würde. Jch bin
selbst einmal dadurch betrogen und deßwegen tüch-
tig ausgelachet worden. Jch wurde nemlich 1709
als ein junger Studente von meinem Stief-Vater
und Bruder auf die Nacht-Lausche mitgenommen,
da dann diese auf die Fisch-Ottern in einem weit da-
von gelegenen Garten, ich aber auf die Hasen lauren
wolte. Als ich nun etwan eine gute Stunde gesessen
hatte, so hörete ich nach meinem Bedünken ganz na-
he um mich herum viele Schüsse geschehen. Jch sahe
mich allenthalben um; wurde aber weder Rauch
noch Geruch des Pulvers gewahr. Dieses verursach-
te bey mir zwar einigen Grauen; jedoch faßte ich
mir einem Muth, und blieb noch eine halbe Stunde
an meinem Orte sitzen. Da aber das Schiessen
nicht aufhören wolte, so lief ich in aller Eil nach
unserm Garten-Hause, machte Feuer, und heitzte
ein. Nach Verfliessung zweyer Stunden stelte sich
mein Stief-Vater mit meinem Bruder auch ein,
und brachten eine Fisch-Otter mit, welche sie geschos-
sen hatten. Sie wunderten sich darüber, daß sie mich
schon antraffen, und die Stube bereits geheitzet fan-

den

9. Cap. Von der Wartung
Saft und Feuchtigkeit dergeſtalt ausgedehnet, daß
die Saft-Roͤhren zerſpringen und die Baͤume noth-
wendig aufplatzen muͤſſen, gleichwie z. E. ein glaͤſer-
nes, irdenes oder anderes Gefaͤs mit Waſſer durch
den Froſt zerſprenget wird; doch kan immer ein
Baum mehr Kaͤlte vertragen als der andere. Hier-
von kan in der Koͤn. Schw. Akademie der Wiſſen-
ſchaft Abhandlung im 1. Band, S. 117. auch etwas
nachgeleſen werden. Wenn dergleichen Zerſpren-
gung geſchiehet, ſo thut es oͤfters einen Knal, als
wenn ein Gewehr alos geſchoſſen wuͤrde. Jch bin
ſelbſt einmal dadurch betrogen und deßwegen tuͤch-
tig ausgelachet worden. Jch wurde nemlich 1709
als ein junger Studente von meinem Stief-Vater
und Bruder auf die Nacht-Lauſche mitgenommen,
da dann dieſe auf die Fiſch-Ottern in einem weit da-
von gelegenen Garten, ich aber auf die Haſen lauren
wolte. Als ich nun etwan eine gute Stunde geſeſſen
hatte, ſo hoͤrete ich nach meinem Beduͤnken ganz na-
he um mich herum viele Schuͤſſe geſchehen. Jch ſahe
mich allenthalben um; wurde aber weder Rauch
noch Geruch des Pulvers gewahr. Dieſes verurſach-
te bey mir zwar einigen Grauen; jedoch faßte ich
mir einem Muth, und blieb noch eine halbe Stunde
an meinem Orte ſitzen. Da aber das Schieſſen
nicht aufhoͤren wolte, ſo lief ich in aller Eil nach
unſerm Garten-Hauſe, machte Feuer, und heitzte
ein. Nach Verflieſſung zweyer Stunden ſtelte ſich
mein Stief-Vater mit meinem Bruder auch ein,
und brachten eine Fiſch-Otter mit, welche ſie geſchoſ-
ſen hatten. Sie wunderten ſich daruͤber, daß ſie mich
ſchon antraffen, und die Stube bereits geheitzet fan-

den
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[124/0156] 9. Cap. Von der Wartung Saft und Feuchtigkeit dergeſtalt ausgedehnet, daß die Saft-Roͤhren zerſpringen und die Baͤume noth- wendig aufplatzen muͤſſen, gleichwie z. E. ein glaͤſer- nes, irdenes oder anderes Gefaͤs mit Waſſer durch den Froſt zerſprenget wird; doch kan immer ein Baum mehr Kaͤlte vertragen als der andere. Hier- von kan in der Koͤn. Schw. Akademie der Wiſſen- ſchaft Abhandlung im 1. Band, S. 117. auch etwas nachgeleſen werden. Wenn dergleichen Zerſpren- gung geſchiehet, ſo thut es oͤfters einen Knal, als wenn ein Gewehr alos geſchoſſen wuͤrde. Jch bin ſelbſt einmal dadurch betrogen und deßwegen tuͤch- tig ausgelachet worden. Jch wurde nemlich 1709 als ein junger Studente von meinem Stief-Vater und Bruder auf die Nacht-Lauſche mitgenommen, da dann dieſe auf die Fiſch-Ottern in einem weit da- von gelegenen Garten, ich aber auf die Haſen lauren wolte. Als ich nun etwan eine gute Stunde geſeſſen hatte, ſo hoͤrete ich nach meinem Beduͤnken ganz na- he um mich herum viele Schuͤſſe geſchehen. Jch ſahe mich allenthalben um; wurde aber weder Rauch noch Geruch des Pulvers gewahr. Dieſes verurſach- te bey mir zwar einigen Grauen; jedoch faßte ich mir einem Muth, und blieb noch eine halbe Stunde an meinem Orte ſitzen. Da aber das Schieſſen nicht aufhoͤren wolte, ſo lief ich in aller Eil nach unſerm Garten-Hauſe, machte Feuer, und heitzte ein. Nach Verflieſſung zweyer Stunden ſtelte ſich mein Stief-Vater mit meinem Bruder auch ein, und brachten eine Fiſch-Otter mit, welche ſie geſchoſ- ſen hatten. Sie wunderten ſich daruͤber, daß ſie mich ſchon antraffen, und die Stube bereits geheitzet fan- den

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/156>, abgerufen am 21.11.2024.