Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.Vorrede. lein von dem Blate herunter, so ist die Pflanzerecht gesteckt worden; gehet aber die Pflanze aus der Erde heraus, so ist die Erde mit dem Pflanzer nicht recht angedrückt worden, und die- selbe muß daher, wenn es nicht bald darauf reg- net, verdorren und verderben. Jch habe bey der Verpflanzungs-Zeit, da ich wohl jährlich 1000. Schock von allerhand Kohl-Gewächsen, und noch mehr, stecken lasse, mit den Tagelöhnern und Gesinde öfters viele Mühe gehabt, ehe ich ihnen das rechte Stecken und den Handgrif die Pflanze anzudrücken, wie nicht weniger die ge- hörige Weite, ob ich gleich vorhero Linien ma- chen lassen, in die Köpfe bringen können. Die andere Art, denen Studiosis die nöthigen gemei-
Vorrede. lein von dem Blate herunter, ſo iſt die Pflanzerecht geſteckt worden; gehet aber die Pflanze aus der Erde heraus, ſo iſt die Erde mit dem Pflanzer nicht recht angedruͤckt worden, und die- ſelbe muß daher, wenn es nicht bald darauf reg- net, verdorren und verderben. Jch habe bey der Verpflanzungs-Zeit, da ich wohl jaͤhrlich 1000. Schock von allerhand Kohl-Gewaͤchſen, und noch mehr, ſtecken laſſe, mit den Tageloͤhnern und Geſinde oͤfters viele Muͤhe gehabt, ehe ich ihnen das rechte Stecken und den Handgrif die Pflanze anzudruͤcken, wie nicht weniger die ge- hoͤrige Weite, ob ich gleich vorhero Linien ma- chen laſſen, in die Koͤpfe bringen koͤnnen. Die andere Art, denen Studioſis die noͤthigen gemei-
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Vorrede.
lein von dem Blate herunter, ſo iſt die Pflanze
recht geſteckt worden; gehet aber die Pflanze
aus der Erde heraus, ſo iſt die Erde mit dem
Pflanzer nicht recht angedruͤckt worden, und die-
ſelbe muß daher, wenn es nicht bald darauf reg-
net, verdorren und verderben. Jch habe bey der
Verpflanzungs-Zeit, da ich wohl jaͤhrlich 1000.
Schock von allerhand Kohl-Gewaͤchſen, und
noch mehr, ſtecken laſſe, mit den Tageloͤhnern
und Geſinde oͤfters viele Muͤhe gehabt, ehe ich
ihnen das rechte Stecken und den Handgrif die
Pflanze anzudruͤcken, wie nicht weniger die ge-
hoͤrige Weite, ob ich gleich vorhero Linien ma-
chen laſſen, in die Koͤpfe bringen koͤnnen.
Die andere Art, denen Studioſis die noͤthigen
Handgriffe zu lernen, beſtehet darinnen, daß
man ſie zu gehoͤriger Jahreszeit, wenn dis und
jenes Geſchaͤfte vorgenommen wird, wirklich
auf die Aecker, in die Gaͤrten, in die Wein-
berge und an dergleichen Orte fuͤhret, da ſie von
einem Oeconomo oder Gaͤrtner, welcher aber
kein Windbeutel oder Jgnorante, ſondern ein
erfahrner Man ſeyn muß, mit welchem der
Docens zu dieſem Endzwecke eine Bekantſchaft
unterhalten kan, alles noͤhtige ſehen und ſich
zeigen laſſen, auch ſelbſt probiren koͤnnen. Doch
iſt meine Meinung gar nicht, daß man eine Fer-
tigkeit im Hacken und Graben erlangen ſolle,
wofuͤr ich mich ſelbſt bedanke, und dadurch wird
auch gewiß niemand reich. Jnzwiſchen kan es
doch nicht ſchaden, wenn man auch von dieſer
gemei-
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