Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Cap. Algemeine Regeln,
pflegen gleich nach Jacobi oder auf das längste
8. bis 14. Tage hernach Winter-Kraut, Winter-
Mörsing und Savoyer Kohl-Samen zu säen; hin-
gegen müssen diejenigen, welche besser nach Mit-
tag oder nach dem Mayn- oder Rhein-Stroh-
me zu liegen, solchen Samen 8. bis 14. Tage auch
wol 3 Wochen langsamer säen, diejenigen aber,
welche gegen Mitternacht nach Hamburg zu woh-
nen, müssen das Säen 8. bis 14. Tage auch wol
3. Wochen eher vornehmen. Eben so verhält sichs
auch mit den andern Regeln; wer einmal in dem
Garten- und Feld-Bau sich in etwas umgesehen,
der kan sich leicht darein finden, solche auf seine
Landes-Art zu appliciren und in Ansehung des Cli-
matis,
des Grundes und Bodens und ande-
rer Umstände die nöthige Aenderungen und Aus-
nahmen zu machen. Hierbey aber wird niemand
in Abrede seyn, daß in der Haushaltungs-Kunst,
absonderlich bey dem Garten- und Acker-Bau,
noch immer zu lernen sey, indem sich beständig
Liebhaber finden, welche was neues erfinden, auch
mancher ungewöhnliche Umstand vorfält, welcher
zu neuen Erfahrungen und Regeln Anlaß giebt.
Und es ist löblich, daß diejenigen, welche etwas
neues erfunden, ihre gemachten Anmerkungen und
Regeln zu Papiere bringen und mittheilen, da-
mit sich andere solche auch zu Nutze machen kön-
nen.

§. 2.
Vom Um-
graben und

Jch habe in meiner Abhandlung von Sa-
men-Werke p. 126. gedacht, daß das Graben und

Um-

1. Cap. Algemeine Regeln,
pflegen gleich nach Jacobi oder auf das laͤngſte
8. bis 14. Tage hernach Winter-Kraut, Winter-
Moͤrſing und Savoyer Kohl-Samen zu ſaͤen; hin-
gegen muͤſſen diejenigen, welche beſſer nach Mit-
tag oder nach dem Mayn- oder Rhein-Stroh-
me zu liegen, ſolchen Samen 8. bis 14. Tage auch
wol 3 Wochen langſamer ſaͤen, diejenigen aber,
welche gegen Mitternacht nach Hamburg zu woh-
nen, muͤſſen das Saͤen 8. bis 14. Tage auch wol
3. Wochen eher vornehmen. Eben ſo verhaͤlt ſichs
auch mit den andern Regeln; wer einmal in dem
Garten- und Feld-Bau ſich in etwas umgeſehen,
der kan ſich leicht darein finden, ſolche auf ſeine
Landes-Art zu appliciren und in Anſehung des Cli-
matis,
des Grundes und Bodens und ande-
rer Umſtaͤnde die noͤthige Aenderungen und Aus-
nahmen zu machen. Hierbey aber wird niemand
in Abrede ſeyn, daß in der Haushaltungs-Kunſt,
abſonderlich bey dem Garten- und Acker-Bau,
noch immer zu lernen ſey, indem ſich beſtaͤndig
Liebhaber finden, welche was neues erfinden, auch
mancher ungewoͤhnliche Umſtand vorfaͤlt, welcher
zu neuen Erfahrungen und Regeln Anlaß giebt.
Und es iſt loͤblich, daß diejenigen, welche etwas
neues erfunden, ihre gemachten Anmerkungen und
Regeln zu Papiere bringen und mittheilen, da-
mit ſich andere ſolche auch zu Nutze machen koͤn-
nen.

§. 2.
Vom Um-
graben und

Jch habe in meiner Abhandlung von Sa-
men-Werke p. 126. gedacht, daß das Graben und

Um-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0010" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Algemeine Regeln,</hi></fw><lb/>
pflegen gleich nach Jacobi oder auf das la&#x0364;ng&#x017F;te<lb/>
8. bis 14. Tage hernach Winter-Kraut, Winter-<lb/>
Mo&#x0364;r&#x017F;ing und Savoyer Kohl-Samen zu &#x017F;a&#x0364;en; hin-<lb/>
gegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en diejenigen, welche be&#x017F;&#x017F;er nach Mit-<lb/>
tag oder nach dem Mayn- oder Rhein-Stroh-<lb/>
me zu liegen, &#x017F;olchen Samen 8. bis 14. Tage auch<lb/>
wol 3 Wochen lang&#x017F;amer &#x017F;a&#x0364;en, diejenigen aber,<lb/>
welche gegen Mitternacht nach Hamburg zu woh-<lb/>
nen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en das Sa&#x0364;en 8. bis 14. Tage auch wol<lb/>
3. Wochen eher vornehmen. Eben &#x017F;o verha&#x0364;lt &#x017F;ichs<lb/>
auch mit den andern Regeln; wer einmal in dem<lb/>
Garten- und Feld-Bau &#x017F;ich in etwas umge&#x017F;ehen,<lb/>
der kan &#x017F;ich leicht darein finden, &#x017F;olche auf &#x017F;eine<lb/>
Landes-Art zu appliciren und in An&#x017F;ehung des <hi rendition="#aq">Cli-<lb/>
matis,</hi> des Grundes und Bodens und ande-<lb/>
rer Um&#x017F;ta&#x0364;nde die no&#x0364;thige Aenderungen und Aus-<lb/>
nahmen zu machen. Hierbey aber wird niemand<lb/>
in Abrede &#x017F;eyn, daß in der Haushaltungs-Kun&#x017F;t,<lb/>
ab&#x017F;onderlich bey dem Garten- und Acker-Bau,<lb/>
noch immer zu lernen &#x017F;ey, indem &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
Liebhaber finden, welche was neues erfinden, auch<lb/>
mancher ungewo&#x0364;hnliche Um&#x017F;tand vorfa&#x0364;lt, welcher<lb/>
zu neuen Erfahrungen und Regeln Anlaß giebt.<lb/>
Und es i&#x017F;t lo&#x0364;blich, daß diejenigen, welche etwas<lb/>
neues erfunden, ihre gemachten Anmerkungen und<lb/>
Regeln zu Papiere bringen und mittheilen, da-<lb/>
mit &#x017F;ich andere &#x017F;olche auch zu Nutze machen ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <note place="left">Vom Um-<lb/>
graben und</note>
          <p>Jch habe in meiner Abhandlung von Sa-<lb/>
men-Werke p. 126. gedacht, daß das Graben und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Um-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[4/0010] 1. Cap. Algemeine Regeln, pflegen gleich nach Jacobi oder auf das laͤngſte 8. bis 14. Tage hernach Winter-Kraut, Winter- Moͤrſing und Savoyer Kohl-Samen zu ſaͤen; hin- gegen muͤſſen diejenigen, welche beſſer nach Mit- tag oder nach dem Mayn- oder Rhein-Stroh- me zu liegen, ſolchen Samen 8. bis 14. Tage auch wol 3 Wochen langſamer ſaͤen, diejenigen aber, welche gegen Mitternacht nach Hamburg zu woh- nen, muͤſſen das Saͤen 8. bis 14. Tage auch wol 3. Wochen eher vornehmen. Eben ſo verhaͤlt ſichs auch mit den andern Regeln; wer einmal in dem Garten- und Feld-Bau ſich in etwas umgeſehen, der kan ſich leicht darein finden, ſolche auf ſeine Landes-Art zu appliciren und in Anſehung des Cli- matis, des Grundes und Bodens und ande- rer Umſtaͤnde die noͤthige Aenderungen und Aus- nahmen zu machen. Hierbey aber wird niemand in Abrede ſeyn, daß in der Haushaltungs-Kunſt, abſonderlich bey dem Garten- und Acker-Bau, noch immer zu lernen ſey, indem ſich beſtaͤndig Liebhaber finden, welche was neues erfinden, auch mancher ungewoͤhnliche Umſtand vorfaͤlt, welcher zu neuen Erfahrungen und Regeln Anlaß giebt. Und es iſt loͤblich, daß diejenigen, welche etwas neues erfunden, ihre gemachten Anmerkungen und Regeln zu Papiere bringen und mittheilen, da- mit ſich andere ſolche auch zu Nutze machen koͤn- nen. §. 2. Jch habe in meiner Abhandlung von Sa- men-Werke p. 126. gedacht, daß das Graben und Um-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/10
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/10>, abgerufen am 21.11.2024.