Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

Kohl-Gewächsen.
ses Ungemach, derer in den Strunken befindli-
chen Würmer, entstehet nicht alle Jahre, und
habe ich in dem 1751sten Jahre hiervon fast gar
nichts gespüret.

Es ist auch denenjenigen, welche jährlich
Winter-Kraut erziehen, allzuwohl bekant, daß,
wenn sich die Pflanzen im Frühjahre in ihre Häu-
pter schliessen wollen, an den mehresten Kraut-
und Würsings-Pflanzen über einem jeden Blate
ein Herz, ohne das in der Mitten stehende, zu fin-
den, welche in 3, 4, oder 5 Tagen bey temperirter
Witterung 3 und mehr Zol lang hervor wachsen.
Diese an der Seite oder an dem Strunke stehen-
de Räuber oder Nebenherzen müssen alsobald mit
einem Messer abgeschnitten, oder mit der Hand
seitwärts abgedrucket werden, damit aus den
Stauden keine vielköpfige Häupter und monstra
werden können.

Aus Curiosität habe ich einigemal eine schöne
frische Pflanze ausgesuchet, und das in der Mit-
ten stehende Herz herausgeschnitten, die übrigen an
dem Strunke und seitwärts stehenden aber alle dar-
an gelassen und gefunden, daß sie ordentlich in ihre
Häupter gewachsen; sie wurden aber nicht gröser
als ein mittelmäsiger Apfel. An manchem Strun-
ke bekam ich 12 bis 18 ja an einem 22 solcher kleinen
Kraut-Köpfe, welche sehr veste gewachsen, und
recht artig anzusehen waren, worüber sich viele ge-
wundert haben.

Dergleichen Winter-Pflanzen muß man nicht
mit den Schälken vermengen, oder in die Classe

dersel-
G 2

Kohl-Gewaͤchſen.
ſes Ungemach, derer in den Strunken befindli-
chen Wuͤrmer, entſtehet nicht alle Jahre, und
habe ich in dem 1751ſten Jahre hiervon faſt gar
nichts geſpuͤret.

Es iſt auch denenjenigen, welche jaͤhrlich
Winter-Kraut erziehen, allzuwohl bekant, daß,
wenn ſich die Pflanzen im Fruͤhjahre in ihre Haͤu-
pter ſchlieſſen wollen, an den mehreſten Kraut-
und Wuͤrſings-Pflanzen uͤber einem jeden Blate
ein Herz, ohne das in der Mitten ſtehende, zu fin-
den, welche in 3, 4, oder 5 Tagen bey temperirter
Witterung 3 und mehr Zol lang hervor wachſen.
Dieſe an der Seite oder an dem Strunke ſtehen-
de Raͤuber oder Nebenherzen muͤſſen alſobald mit
einem Meſſer abgeſchnitten, oder mit der Hand
ſeitwaͤrts abgedrucket werden, damit aus den
Stauden keine vielkoͤpfige Haͤupter und monſtra
werden koͤnnen.

Aus Curioſitaͤt habe ich einigemal eine ſchoͤne
friſche Pflanze ausgeſuchet, und das in der Mit-
ten ſtehende Herz herausgeſchnitten, die uͤbrigen an
dem Strunke und ſeitwaͤrts ſtehenden aber alle dar-
an gelaſſen und gefunden, daß ſie ordentlich in ihre
Haͤupter gewachſen; ſie wurden aber nicht groͤſer
als ein mittelmaͤſiger Apfel. An manchem Strun-
ke bekam ich 12 bis 18 ja an einem 22 ſolcher kleinen
Kraut-Koͤpfe, welche ſehr veſte gewachſen, und
recht artig anzuſehen waren, woruͤber ſich viele ge-
wundert haben.

Dergleichen Winter-Pflanzen muß man nicht
mit den Schaͤlken vermengen, oder in die Claſſe

derſel-
G 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="99"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kohl-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
&#x017F;es Ungemach, derer in den Strunken befindli-<lb/>
chen Wu&#x0364;rmer, ent&#x017F;tehet nicht alle Jahre, und<lb/>
habe ich in dem 1751&#x017F;ten Jahre hiervon fa&#x017F;t gar<lb/>
nichts ge&#x017F;pu&#x0364;ret.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t auch denenjenigen, welche ja&#x0364;hrlich<lb/>
Winter-Kraut erziehen, allzuwohl bekant, daß,<lb/>
wenn &#x017F;ich die Pflanzen im Fru&#x0364;hjahre in ihre Ha&#x0364;u-<lb/>
pter &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en wollen, an den mehre&#x017F;ten Kraut-<lb/>
und Wu&#x0364;r&#x017F;ings-Pflanzen u&#x0364;ber einem jeden Blate<lb/>
ein Herz, ohne das in der Mitten &#x017F;tehende, zu fin-<lb/>
den, welche in 3, 4, oder 5 Tagen bey temperirter<lb/>
Witterung 3 und mehr Zol lang hervor wach&#x017F;en.<lb/>
Die&#x017F;e an der Seite oder an dem Strunke &#x017F;tehen-<lb/>
de Ra&#x0364;uber oder Nebenherzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en al&#x017F;obald mit<lb/>
einem Me&#x017F;&#x017F;er abge&#x017F;chnitten, oder mit der Hand<lb/>
&#x017F;eitwa&#x0364;rts abgedrucket werden, damit aus den<lb/>
Stauden keine vielko&#x0364;pfige Ha&#x0364;upter und <hi rendition="#aq">mon&#x017F;tra</hi><lb/>
werden ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Aus Curio&#x017F;ita&#x0364;t habe ich einigemal eine &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
fri&#x017F;che Pflanze ausge&#x017F;uchet, und das in der Mit-<lb/>
ten &#x017F;tehende Herz herausge&#x017F;chnitten, die u&#x0364;brigen an<lb/>
dem Strunke und &#x017F;eitwa&#x0364;rts &#x017F;tehenden aber alle dar-<lb/>
an gela&#x017F;&#x017F;en und gefunden, daß &#x017F;ie ordentlich in ihre<lb/>
Ha&#x0364;upter gewach&#x017F;en; &#x017F;ie wurden aber nicht gro&#x0364;&#x017F;er<lb/>
als ein mittelma&#x0364;&#x017F;iger Apfel. An manchem Strun-<lb/>
ke bekam ich 12 bis 18 ja an einem 22 &#x017F;olcher kleinen<lb/>
Kraut-Ko&#x0364;pfe, welche &#x017F;ehr ve&#x017F;te gewach&#x017F;en, und<lb/>
recht artig anzu&#x017F;ehen waren, woru&#x0364;ber &#x017F;ich viele ge-<lb/>
wundert haben.</p><lb/>
          <p>Dergleichen Winter-Pflanzen muß man nicht<lb/>
mit den Scha&#x0364;lken vermengen, oder in die Cla&#x017F;&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G 2</fw><fw place="bottom" type="catch">der&#x017F;el-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[99/0105] Kohl-Gewaͤchſen. ſes Ungemach, derer in den Strunken befindli- chen Wuͤrmer, entſtehet nicht alle Jahre, und habe ich in dem 1751ſten Jahre hiervon faſt gar nichts geſpuͤret. Es iſt auch denenjenigen, welche jaͤhrlich Winter-Kraut erziehen, allzuwohl bekant, daß, wenn ſich die Pflanzen im Fruͤhjahre in ihre Haͤu- pter ſchlieſſen wollen, an den mehreſten Kraut- und Wuͤrſings-Pflanzen uͤber einem jeden Blate ein Herz, ohne das in der Mitten ſtehende, zu fin- den, welche in 3, 4, oder 5 Tagen bey temperirter Witterung 3 und mehr Zol lang hervor wachſen. Dieſe an der Seite oder an dem Strunke ſtehen- de Raͤuber oder Nebenherzen muͤſſen alſobald mit einem Meſſer abgeſchnitten, oder mit der Hand ſeitwaͤrts abgedrucket werden, damit aus den Stauden keine vielkoͤpfige Haͤupter und monſtra werden koͤnnen. Aus Curioſitaͤt habe ich einigemal eine ſchoͤne friſche Pflanze ausgeſuchet, und das in der Mit- ten ſtehende Herz herausgeſchnitten, die uͤbrigen an dem Strunke und ſeitwaͤrts ſtehenden aber alle dar- an gelaſſen und gefunden, daß ſie ordentlich in ihre Haͤupter gewachſen; ſie wurden aber nicht groͤſer als ein mittelmaͤſiger Apfel. An manchem Strun- ke bekam ich 12 bis 18 ja an einem 22 ſolcher kleinen Kraut-Koͤpfe, welche ſehr veſte gewachſen, und recht artig anzuſehen waren, woruͤber ſich viele ge- wundert haben. Dergleichen Winter-Pflanzen muß man nicht mit den Schaͤlken vermengen, oder in die Claſſe derſel- G 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/105
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/105>, abgerufen am 26.05.2024.