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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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Kohl-Gewächsen.
terung bald ausgebrütet werden. So bald nun
die kleinen Maden zur Macht gekommen, so fressen
sie sich durch die Schale bis in den Mark, und befin-
den sich also, wenn die Pflanzen gestecket werden,
albereit darinnen. Sie bleiben den Winter über
in dem Struncke lebendig, und bey angehenden
Frühlings-Tagen fangen sie hernach an unter den
Herzen zu nagen.

Zweifelt Jemand hieran, und meynet, daß
es nicht möglich sey, daß eine so zarte Creatur das
Leben den Winter über erhalten könne, der be-
denke nur, daß ja die Gespinst-Raupen, nachdem
sie im Herbste kaum ausgebrütet worden, eben-
fals in den kältesten Wintern an den Bäumen in
ihren Nestern und zwar ohne einige Nahrung le-
bendig bleiben. Man reisse mitten im Winter,
wenn eben die Sonne warm geschienen, ein solches
Raupen-Nest von einander, oder man lege es
nur etliche Minuten in eine warme Stube, so
wird man finden, daß die jungen Räuplein alle
leben. Da nun diese in der heftigsten Kälte ihr
Leben ohne Nahrung erhalten können: warum
solte es denn nicht bey den gedachten Würmern an-
gehen, da sie ja in den Pflanzen nicht nur einen
sichern Aufenthalt, sondern auch hinlängliche Nah-
rung haben. Wenn man auch die Pflanzen zur
Herbst-Zeit, wenn sie ausgeraufet und fortgeste-
cket werden, recht genau betrachtet, so wird man
bey einigen ein gelbes oder rostiges Flecklein an
dem Struncke finden, alwo sich diese Maden hin-
ein gebohret haben. Bricht man alsdenn eine

solche
G 3

Kohl-Gewaͤchſen.
terung bald ausgebruͤtet werden. So bald nun
die kleinen Maden zur Macht gekommen, ſo freſſen
ſie ſich durch die Schale bis in den Mark, und befin-
den ſich alſo, wenn die Pflanzen geſtecket werden,
albereit darinnen. Sie bleiben den Winter uͤber
in dem Struncke lebendig, und bey angehenden
Fruͤhlings-Tagen fangen ſie hernach an unter den
Herzen zu nagen.

Zweifelt Jemand hieran, und meynet, daß
es nicht moͤglich ſey, daß eine ſo zarte Creatur das
Leben den Winter uͤber erhalten koͤnne, der be-
denke nur, daß ja die Geſpinſt-Raupen, nachdem
ſie im Herbſte kaum ausgebruͤtet worden, eben-
fals in den kaͤlteſten Wintern an den Baͤumen in
ihren Neſtern und zwar ohne einige Nahrung le-
bendig bleiben. Man reiſſe mitten im Winter,
wenn eben die Sonne warm geſchienen, ein ſolches
Raupen-Neſt von einander, oder man lege es
nur etliche Minuten in eine warme Stube, ſo
wird man finden, daß die jungen Raͤuplein alle
leben. Da nun dieſe in der heftigſten Kaͤlte ihr
Leben ohne Nahrung erhalten koͤnnen: warum
ſolte es denn nicht bey den gedachten Wuͤrmern an-
gehen, da ſie ja in den Pflanzen nicht nur einen
ſichern Aufenthalt, ſondern auch hinlaͤngliche Nah-
rung haben. Wenn man auch die Pflanzen zur
Herbſt-Zeit, wenn ſie ausgeraufet und fortgeſte-
cket werden, recht genau betrachtet, ſo wird man
bey einigen ein gelbes oder roſtiges Flecklein an
dem Struncke finden, alwo ſich dieſe Maden hin-
ein gebohret haben. Bricht man alsdenn eine

ſolche
G 3
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[101/0107] Kohl-Gewaͤchſen. terung bald ausgebruͤtet werden. So bald nun die kleinen Maden zur Macht gekommen, ſo freſſen ſie ſich durch die Schale bis in den Mark, und befin- den ſich alſo, wenn die Pflanzen geſtecket werden, albereit darinnen. Sie bleiben den Winter uͤber in dem Struncke lebendig, und bey angehenden Fruͤhlings-Tagen fangen ſie hernach an unter den Herzen zu nagen. Zweifelt Jemand hieran, und meynet, daß es nicht moͤglich ſey, daß eine ſo zarte Creatur das Leben den Winter uͤber erhalten koͤnne, der be- denke nur, daß ja die Geſpinſt-Raupen, nachdem ſie im Herbſte kaum ausgebruͤtet worden, eben- fals in den kaͤlteſten Wintern an den Baͤumen in ihren Neſtern und zwar ohne einige Nahrung le- bendig bleiben. Man reiſſe mitten im Winter, wenn eben die Sonne warm geſchienen, ein ſolches Raupen-Neſt von einander, oder man lege es nur etliche Minuten in eine warme Stube, ſo wird man finden, daß die jungen Raͤuplein alle leben. Da nun dieſe in der heftigſten Kaͤlte ihr Leben ohne Nahrung erhalten koͤnnen: warum ſolte es denn nicht bey den gedachten Wuͤrmern an- gehen, da ſie ja in den Pflanzen nicht nur einen ſichern Aufenthalt, ſondern auch hinlaͤngliche Nah- rung haben. Wenn man auch die Pflanzen zur Herbſt-Zeit, wenn ſie ausgeraufet und fortgeſte- cket werden, recht genau betrachtet, ſo wird man bey einigen ein gelbes oder roſtiges Flecklein an dem Struncke finden, alwo ſich dieſe Maden hin- ein gebohret haben. Bricht man alsdenn eine ſolche G 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/107>, abgerufen am 21.11.2024.