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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Wurzel-Gewächsen.
in Gefahr zu erfrieren, sondern es schiessen auch
hernach im Sommer sehr viele Möhren in Sa-
men, welche man Stock-Möhren oder auch Böcke
zu nennen pfleget. Es würde dahero derjenige
wie J. Aug. Grotjan in seiner Winter-Belustigung
p. 157. gemeldet, hier gewiß ausgelachet und von al-
len verständigen und erfahrnen Hauswirthen für ei-
nen Phantasten gehalten werden, welcher die Möh-
ren in den Winter-Monaten, als dem December,
Januar, Februar, und zu Anfang des Merzens säen
wolte. Denn der Möhren-Same ist bey weiten
so hart nicht, als sich mancher einbildet, man
mag von den Samen-Körnern an sich oder von
den aufgeschossenen Keimen desselben reden. Denn
was das Korn betrift, so ist es von keiner sonder-
lichen Festigkeit, und haben hierinnen Spargel
Spinat und viele andere Garten-Samen einen
Vorzug. Was aber die Keimen anlangt, so kön-
nen solche die Fröste, ich wil nicht sagen, die streng-
ste Winter-Kälte eben so wenig als viele andere
Samen vertragen. Denn obgleich der Same,
so lange er nicht aufgegangen ist, den Winter über
in der Erden gut bleibet, welches andere viel wei-
chere Samen auch thun; so ist es doch gewiß,
wenn er bey bequemer Witterung frühzeitig kei-
met und im Aufgehen begriffen ist, zu solcher Zeit
aber, wie vielmals geschiehet, starke Fröste sich
ereignen, daß nicht nur viele in Keimen stehende
Körner verderben, sondern auch die hervorkom-
menden Gäblein, wo nicht alle, doch gröstentheils
erfrieren, welches ich von vielen Jahren her an-
gemerket.

Die-

7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen.
in Gefahr zu erfrieren, ſondern es ſchieſſen auch
hernach im Sommer ſehr viele Moͤhren in Sa-
men, welche man Stock-Moͤhren oder auch Boͤcke
zu nennen pfleget. Es wuͤrde dahero derjenige
wie J. Aug. Grotjan in ſeiner Winter-Beluſtigung
p. 157. gemeldet, hier gewiß ausgelachet und von al-
len verſtaͤndigen und erfahrnen Hauswirthen fuͤr ei-
nen Phantaſten gehalten werden, welcher die Moͤh-
ren in den Winter-Monaten, als dem December,
Januar, Februar, und zu Anfang des Merzens ſaͤen
wolte. Denn der Moͤhren-Same iſt bey weiten
ſo hart nicht, als ſich mancher einbildet, man
mag von den Samen-Koͤrnern an ſich oder von
den aufgeſchoſſenen Keimen deſſelben reden. Denn
was das Korn betrift, ſo iſt es von keiner ſonder-
lichen Feſtigkeit, und haben hierinnen Spargel
Spinat und viele andere Garten-Samen einen
Vorzug. Was aber die Keimen anlangt, ſo koͤn-
nen ſolche die Froͤſte, ich wil nicht ſagen, die ſtreng-
ſte Winter-Kaͤlte eben ſo wenig als viele andere
Samen vertragen. Denn obgleich der Same,
ſo lange er nicht aufgegangen iſt, den Winter uͤber
in der Erden gut bleibet, welches andere viel wei-
chere Samen auch thun; ſo iſt es doch gewiß,
wenn er bey bequemer Witterung fruͤhzeitig kei-
met und im Aufgehen begriffen iſt, zu ſolcher Zeit
aber, wie vielmals geſchiehet, ſtarke Froͤſte ſich
ereignen, daß nicht nur viele in Keimen ſtehende
Koͤrner verderben, ſondern auch die hervorkom-
menden Gaͤblein, wo nicht alle, doch groͤſtentheils
erfrieren, welches ich von vielen Jahren her an-
gemerket.

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[154/0160] 7. Cap. Von Wurzel-Gewaͤchſen. in Gefahr zu erfrieren, ſondern es ſchieſſen auch hernach im Sommer ſehr viele Moͤhren in Sa- men, welche man Stock-Moͤhren oder auch Boͤcke zu nennen pfleget. Es wuͤrde dahero derjenige wie J. Aug. Grotjan in ſeiner Winter-Beluſtigung p. 157. gemeldet, hier gewiß ausgelachet und von al- len verſtaͤndigen und erfahrnen Hauswirthen fuͤr ei- nen Phantaſten gehalten werden, welcher die Moͤh- ren in den Winter-Monaten, als dem December, Januar, Februar, und zu Anfang des Merzens ſaͤen wolte. Denn der Moͤhren-Same iſt bey weiten ſo hart nicht, als ſich mancher einbildet, man mag von den Samen-Koͤrnern an ſich oder von den aufgeſchoſſenen Keimen deſſelben reden. Denn was das Korn betrift, ſo iſt es von keiner ſonder- lichen Feſtigkeit, und haben hierinnen Spargel Spinat und viele andere Garten-Samen einen Vorzug. Was aber die Keimen anlangt, ſo koͤn- nen ſolche die Froͤſte, ich wil nicht ſagen, die ſtreng- ſte Winter-Kaͤlte eben ſo wenig als viele andere Samen vertragen. Denn obgleich der Same, ſo lange er nicht aufgegangen iſt, den Winter uͤber in der Erden gut bleibet, welches andere viel wei- chere Samen auch thun; ſo iſt es doch gewiß, wenn er bey bequemer Witterung fruͤhzeitig kei- met und im Aufgehen begriffen iſt, zu ſolcher Zeit aber, wie vielmals geſchiehet, ſtarke Froͤſte ſich ereignen, daß nicht nur viele in Keimen ſtehende Koͤrner verderben, ſondern auch die hervorkom- menden Gaͤblein, wo nicht alle, doch groͤſtentheils erfrieren, welches ich von vielen Jahren her an- gemerket. Die-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/160>, abgerufen am 23.11.2024.