Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

der Aecker ohne Brache.
nen, und sind dabey der festen Meinung, wenn
sie ihre Pflanzen auf ein ander Land brächten, be-
sonders wo sie kein Wasser zum Begiessen haben
könten, daß sie gewiß kein Kraut bekommen wür-
den. Allein man kehre sich nicht an solchen irri-
gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem
hinlänglichen Regen stecket, oder wenn man sol-
chen bey anhaltender Dürrung nicht erwarten kan,
dieselben nur so viel begiesset, daß sie bekleiben kön-
nen, so ist es hinlänglich, und man hat hernach kei-
nes weitern Begiessens nöthig. Und wie ich oben
p. 45. und 46. bewiesen habe, so thut es durchaus
nicht gut, immer einerley Früchte alle Jahre nach
einander auf einen Acker zu machen, und man muß,
wenn man das Land gehörig nutzen wil, noth-
wendig mit den Früchten abwechseln. Jch ver-
sichere nochmals, daß das Kraut auf einem
frischen Lande im freyen Felde, auf welchen der-
gleichen sonsten nicht gezeuget worden, viel besser
gedeye, als auf einem solchen Flecke, welches
viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor-
den, ob solches gleich alle Jahr frisch gedünget,
und die Pflanzen fleissig begossen worden. Die
Ursache hiervon kan oben p. 46 nachgesehen
werden. Man siehet also hieraus, daß die Dün-
gung, welche alljährlich auf die gewöhnlichen
Kraut-Länder geschaffet wird, gantz vergeblich auf-
gewendet werde, und daß man solche weit besser
nutzen könte, wenn man mit den Früchten ab-
wechselte.

§. 30.

der Aecker ohne Brache.
nen, und ſind dabey der feſten Meinung, wenn
ſie ihre Pflanzen auf ein ander Land braͤchten, be-
ſonders wo ſie kein Waſſer zum Begieſſen haben
koͤnten, daß ſie gewiß kein Kraut bekommen wuͤr-
den. Allein man kehre ſich nicht an ſolchen irri-
gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem
hinlaͤnglichen Regen ſtecket, oder wenn man ſol-
chen bey anhaltender Duͤrrung nicht erwarten kan,
dieſelben nur ſo viel begieſſet, daß ſie bekleiben koͤn-
nen, ſo iſt es hinlaͤnglich, und man hat hernach kei-
nes weitern Begieſſens noͤthig. Und wie ich oben
p. 45. und 46. bewieſen habe, ſo thut es durchaus
nicht gut, immer einerley Fruͤchte alle Jahre nach
einander auf einen Acker zu machen, und man muß,
wenn man das Land gehoͤrig nutzen wil, noth-
wendig mit den Fruͤchten abwechſeln. Jch ver-
ſichere nochmals, daß das Kraut auf einem
friſchen Lande im freyen Felde, auf welchen der-
gleichen ſonſten nicht gezeuget worden, viel beſſer
gedeye, als auf einem ſolchen Flecke, welches
viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor-
den, ob ſolches gleich alle Jahr friſch geduͤnget,
und die Pflanzen fleiſſig begoſſen worden. Die
Urſache hiervon kan oben p. 46 nachgeſehen
werden. Man ſiehet alſo hieraus, daß die Duͤn-
gung, welche alljaͤhrlich auf die gewoͤhnlichen
Kraut-Laͤnder geſchaffet wird, gantz vergeblich auf-
gewendet werde, und daß man ſolche weit beſſer
nutzen koͤnte, wenn man mit den Fruͤchten ab-
wechſelte.

§. 30.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0110" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Aecker ohne Brache.</hi></fw><lb/>
nen, und &#x017F;ind dabey der fe&#x017F;ten Meinung, wenn<lb/>
&#x017F;ie ihre Pflanzen auf ein ander Land bra&#x0364;chten, be-<lb/>
&#x017F;onders wo &#x017F;ie kein Wa&#x017F;&#x017F;er zum Begie&#x017F;&#x017F;en haben<lb/>
ko&#x0364;nten, daß &#x017F;ie gewiß kein Kraut bekommen wu&#x0364;r-<lb/>
den. Allein man kehre &#x017F;ich nicht an &#x017F;olchen irri-<lb/>
gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem<lb/>
hinla&#x0364;nglichen Regen &#x017F;tecket, oder wenn man &#x017F;ol-<lb/>
chen bey anhaltender Du&#x0364;rrung nicht erwarten kan,<lb/>
die&#x017F;elben nur &#x017F;o viel begie&#x017F;&#x017F;et, daß &#x017F;ie bekleiben ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;o i&#x017F;t es hinla&#x0364;nglich, und man hat hernach kei-<lb/>
nes weitern Begie&#x017F;&#x017F;ens no&#x0364;thig. Und wie ich oben<lb/>
p. 45. und 46. bewie&#x017F;en habe, &#x017F;o thut es durchaus<lb/>
nicht gut, immer einerley Fru&#x0364;chte alle Jahre nach<lb/>
einander auf einen Acker zu machen, und man muß,<lb/>
wenn man das Land geho&#x0364;rig nutzen wil, noth-<lb/>
wendig mit den Fru&#x0364;chten abwech&#x017F;eln. Jch ver-<lb/>
&#x017F;ichere nochmals, daß das Kraut auf einem<lb/>
fri&#x017F;chen Lande im freyen Felde, auf welchen der-<lb/>
gleichen &#x017F;on&#x017F;ten nicht gezeuget worden, viel be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
gedeye, als auf einem &#x017F;olchen Flecke, welches<lb/>
viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor-<lb/>
den, ob &#x017F;olches gleich alle Jahr fri&#x017F;ch gedu&#x0364;nget,<lb/>
und die Pflanzen flei&#x017F;&#x017F;ig bego&#x017F;&#x017F;en worden. Die<lb/>
Ur&#x017F;ache hiervon kan oben p. 46 nachge&#x017F;ehen<lb/>
werden. Man &#x017F;iehet al&#x017F;o hieraus, daß die Du&#x0364;n-<lb/>
gung, welche allja&#x0364;hrlich auf die gewo&#x0364;hnlichen<lb/>
Kraut-La&#x0364;nder ge&#x017F;chaffet wird, gantz vergeblich auf-<lb/>
gewendet werde, und daß man &#x017F;olche weit be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
nutzen ko&#x0364;nte, wenn man mit den Fru&#x0364;chten ab-<lb/>
wech&#x017F;elte.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 30.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0110] der Aecker ohne Brache. nen, und ſind dabey der feſten Meinung, wenn ſie ihre Pflanzen auf ein ander Land braͤchten, be- ſonders wo ſie kein Waſſer zum Begieſſen haben koͤnten, daß ſie gewiß kein Kraut bekommen wuͤr- den. Allein man kehre ſich nicht an ſolchen irri- gen Wahn. Wenn man die Pflanzen nach einem hinlaͤnglichen Regen ſtecket, oder wenn man ſol- chen bey anhaltender Duͤrrung nicht erwarten kan, dieſelben nur ſo viel begieſſet, daß ſie bekleiben koͤn- nen, ſo iſt es hinlaͤnglich, und man hat hernach kei- nes weitern Begieſſens noͤthig. Und wie ich oben p. 45. und 46. bewieſen habe, ſo thut es durchaus nicht gut, immer einerley Fruͤchte alle Jahre nach einander auf einen Acker zu machen, und man muß, wenn man das Land gehoͤrig nutzen wil, noth- wendig mit den Fruͤchten abwechſeln. Jch ver- ſichere nochmals, daß das Kraut auf einem friſchen Lande im freyen Felde, auf welchen der- gleichen ſonſten nicht gezeuget worden, viel beſſer gedeye, als auf einem ſolchen Flecke, welches viele Jahre nach einander hierzu gebrauchet wor- den, ob ſolches gleich alle Jahr friſch geduͤnget, und die Pflanzen fleiſſig begoſſen worden. Die Urſache hiervon kan oben p. 46 nachgeſehen werden. Man ſiehet alſo hieraus, daß die Duͤn- gung, welche alljaͤhrlich auf die gewoͤhnlichen Kraut-Laͤnder geſchaffet wird, gantz vergeblich auf- gewendet werde, und daß man ſolche weit beſſer nutzen koͤnte, wenn man mit den Fruͤchten ab- wechſelte. §. 30.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/110
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/110>, abgerufen am 19.05.2024.