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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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4. Cap. Von den Hülsen-Früchten
Wie ich denn der festen Meynung bin, daß auch
die allerbeste und fetteste Fütterung, welche die mei-
sten Salze und Kräfte bey sich führet, wenn man
sie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein
Stück Land streuen, und einpflügen lassen, dennoch
nimmermehr die Wirkung thun würde, als wenn
solche erstlich von dem Viehe verdauet, und durch
die starke fermentation in ihren Leibern aufgelö-
set worden. Und es erfordert allerdinges noch
eine genaue Untersuchung, ob die Verwesung der
Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach
geschiehet, so geschickt ist, dieselben so gut aufzulö-
sen und zur Beförderung der Fruchtbarkeit zuzu-
bereiten, als solches durch die Verdauung und Fäul-
niß in den Leibern der Thiere geschiehet. Doch
wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepflüg-
te Stoppeln, das schwere und lettigte Erdreich in
etwas locker und milde erhalten können, wodurch
auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem
Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil-
chen sich desto besser in den locker gemachten
Grund einsenken könne, es folget aber deswegen
doch nicht, daß das Wicken-Stroh selbst eine gute
Düngung seyn solte.

Jch kan auch nicht einsehen, warum man das
Land brachen, düngen, zur Saat locker arbeiten,
und hernach auf das darauf folgende Früh-Jahr
mit Wicken bestellen solte, da man doch ein solches
wohl zubereitetes Land mit Winter-Früchten be-
stellen könte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu
hoffen wäre als von den Wicken und deren Unter-
pflügen.

Fer-

4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten
Wie ich denn der feſten Meynung bin, daß auch
die allerbeſte und fetteſte Fuͤtterung, welche die mei-
ſten Salze und Kraͤfte bey ſich fuͤhret, wenn man
ſie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein
Stuͤck Land ſtreuen, und einpfluͤgen laſſen, dennoch
nimmermehr die Wirkung thun wuͤrde, als wenn
ſolche erſtlich von dem Viehe verdauet, und durch
die ſtarke fermentation in ihren Leibern aufgeloͤ-
ſet worden. Und es erfordert allerdinges noch
eine genaue Unterſuchung, ob die Verweſung der
Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach
geſchiehet, ſo geſchickt iſt, dieſelben ſo gut aufzuloͤ-
ſen und zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit zuzu-
bereiten, als ſolches durch die Verdauung und Faͤul-
niß in den Leibern der Thiere geſchiehet. Doch
wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepfluͤg-
te Stoppeln, das ſchwere und lettigte Erdreich in
etwas locker und milde erhalten koͤnnen, wodurch
auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem
Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil-
chen ſich deſto beſſer in den locker gemachten
Grund einſenken koͤnne, es folget aber deswegen
doch nicht, daß das Wicken-Stroh ſelbſt eine gute
Duͤngung ſeyn ſolte.

Jch kan auch nicht einſehen, warum man das
Land brachen, duͤngen, zur Saat locker arbeiten,
und hernach auf das darauf folgende Fruͤh-Jahr
mit Wicken beſtellen ſolte, da man doch ein ſolches
wohl zubereitetes Land mit Winter-Fruͤchten be-
ſtellen koͤnte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu
hoffen waͤre als von den Wicken und deren Unter-
pfluͤgen.

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[160/0195] 4. Cap. Von den Huͤlſen-Fruͤchten Wie ich denn der feſten Meynung bin, daß auch die allerbeſte und fetteſte Fuͤtterung, welche die mei- ſten Salze und Kraͤfte bey ſich fuͤhret, wenn man ſie wolte kleine machen, und zur Probe auf ein Stuͤck Land ſtreuen, und einpfluͤgen laſſen, dennoch nimmermehr die Wirkung thun wuͤrde, als wenn ſolche erſtlich von dem Viehe verdauet, und durch die ſtarke fermentation in ihren Leibern aufgeloͤ- ſet worden. Und es erfordert allerdinges noch eine genaue Unterſuchung, ob die Verweſung der Vegetabilien, welche in der Erde nach und nach geſchiehet, ſo geſchickt iſt, dieſelben ſo gut aufzuloͤ- ſen und zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit zuzu- bereiten, als ſolches durch die Verdauung und Faͤul- niß in den Leibern der Thiere geſchiehet. Doch wil ich keinesweges leugnen, daß die untergepfluͤg- te Stoppeln, das ſchwere und lettigte Erdreich in etwas locker und milde erhalten koͤnnen, wodurch auch der Vortheil erhalten wird, daß die in dem Regen und Schnee befindlichen fruchtbaren Theil- chen ſich deſto beſſer in den locker gemachten Grund einſenken koͤnne, es folget aber deswegen doch nicht, daß das Wicken-Stroh ſelbſt eine gute Duͤngung ſeyn ſolte. Jch kan auch nicht einſehen, warum man das Land brachen, duͤngen, zur Saat locker arbeiten, und hernach auf das darauf folgende Fruͤh-Jahr mit Wicken beſtellen ſolte, da man doch ein ſolches wohl zubereitetes Land mit Winter-Fruͤchten be- ſtellen koͤnte, wovon gewiß ungleich mehr Nutzen zu hoffen waͤre als von den Wicken und deren Unter- pfluͤgen. Fer-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/195>, abgerufen am 21.11.2024.