Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Sorten des Klees.
hier und da aufgegangen, daß man die Stöcke wel-
che allezeit fast einen Schuh über das andere Gras
hervor wachsen, von weiten erkennen kan.

Bey dieser jetzo angeführten Art die Luserne
zu bestellen, würde in der That alle Arbeit verge-
bens gewesen seyn, wenn das Land vorher nicht wä-
re zusammen getreten oder gefüsselt worden, denn
da die Erde locker und hohl würde geblieben seyn,
so würde erstlich die Merzen-Luft aus dem lockern
Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho-
let und weggeführet haben; zum andern würde
der Luserne-Same, weil er sehr kleine und glatt ist,
alzutief in die Erde gefallen seyn, daß er hernach
mit seinen zarten Keimen nicht vermögend gewe-
sen wäre hervor zu wachsen.

Als der Same nach dem Anfange des Mayes
aufgieng, und in seine Blätter erwachsen war, wur-
de er gejätet, und vom Unkraute gereiniget. Nach
zehen Tagen war dieses Jäten abermal vorgenom-
men; Nachhero wuchs er freudig in die Höhe, daß
er in diesem Jahre zweymal konte abgemähet wer-
den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit-
tenmale wäre angegangen, wenn die Zubereitung
des Landes vor Winters geschehen wäre, indem die
Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen
Gewächsen grosse Dienste thut.

Jn den nachfolgenden Jahren hat man das
Jäten nicht nöthig, es wäre denn daß im zweyten
Jahre die Melden sich einschleichen wolten, welche
mit leichter Mühe können heraus gezogen werden.
Lässet man aber solche darinnen stehen, so fällt de-

ren

Sorten des Klees.
hier und da aufgegangen, daß man die Stoͤcke wel-
che allezeit faſt einen Schuh uͤber das andere Gras
hervor wachſen, von weiten erkennen kan.

Bey dieſer jetzo angefuͤhrten Art die Luſerne
zu beſtellen, wuͤrde in der That alle Arbeit verge-
bens geweſen ſeyn, wenn das Land vorher nicht waͤ-
re zuſammen getreten oder gefuͤſſelt worden, denn
da die Erde locker und hohl wuͤrde geblieben ſeyn,
ſo wuͤrde erſtlich die Merzen-Luft aus dem lockern
Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho-
let und weggefuͤhret haben; zum andern wuͤrde
der Luſerne-Same, weil er ſehr kleine und glatt iſt,
alzutief in die Erde gefallen ſeyn, daß er hernach
mit ſeinen zarten Keimen nicht vermoͤgend gewe-
ſen waͤre hervor zu wachſen.

Als der Same nach dem Anfange des Mayes
aufgieng, und in ſeine Blaͤtter erwachſen war, wur-
de er gejaͤtet, und vom Unkraute gereiniget. Nach
zehen Tagen war dieſes Jaͤten abermal vorgenom-
men; Nachhero wuchs er freudig in die Hoͤhe, daß
er in dieſem Jahre zweymal konte abgemaͤhet wer-
den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit-
tenmale waͤre angegangen, wenn die Zubereitung
des Landes vor Winters geſchehen waͤre, indem die
Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen
Gewaͤchſen groſſe Dienſte thut.

Jn den nachfolgenden Jahren hat man das
Jaͤten nicht noͤthig, es waͤre denn daß im zweyten
Jahre die Melden ſich einſchleichen wolten, welche
mit leichter Muͤhe koͤnnen heraus gezogen werden.
Laͤſſet man aber ſolche darinnen ſtehen, ſo faͤllt de-

ren
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0222" n="187"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sorten des Klees.</hi></fw><lb/>
hier und da aufgegangen, daß man die Sto&#x0364;cke wel-<lb/>
che allezeit fa&#x017F;t einen Schuh u&#x0364;ber das andere Gras<lb/>
hervor wach&#x017F;en, von weiten erkennen kan.</p><lb/>
          <p>Bey die&#x017F;er jetzo angefu&#x0364;hrten Art die Lu&#x017F;erne<lb/>
zu be&#x017F;tellen, wu&#x0364;rde in der That alle Arbeit verge-<lb/>
bens gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, wenn das Land vorher nicht wa&#x0364;-<lb/>
re zu&#x017F;ammen getreten oder gefu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elt worden, denn<lb/>
da die Erde locker und hohl wu&#x0364;rde geblieben &#x017F;eyn,<lb/>
&#x017F;o wu&#x0364;rde er&#x017F;tlich die Merzen-Luft aus dem lockern<lb/>
Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho-<lb/>
let und weggefu&#x0364;hret haben; zum andern wu&#x0364;rde<lb/>
der Lu&#x017F;erne-Same, weil er &#x017F;ehr kleine und glatt i&#x017F;t,<lb/>
alzutief in die Erde gefallen &#x017F;eyn, daß er hernach<lb/>
mit &#x017F;einen zarten Keimen nicht vermo&#x0364;gend gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;re hervor zu wach&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Als der Same nach dem Anfange des Mayes<lb/>
aufgieng, und in &#x017F;eine Bla&#x0364;tter erwach&#x017F;en war, wur-<lb/>
de er geja&#x0364;tet, und vom Unkraute gereiniget. Nach<lb/>
zehen Tagen war die&#x017F;es Ja&#x0364;ten abermal vorgenom-<lb/>
men; Nachhero wuchs er freudig in die Ho&#x0364;he, daß<lb/>
er in die&#x017F;em Jahre zweymal konte abgema&#x0364;het wer-<lb/>
den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit-<lb/>
tenmale wa&#x0364;re angegangen, wenn die Zubereitung<lb/>
des Landes vor Winters ge&#x017F;chehen wa&#x0364;re, indem die<lb/>
Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;en gro&#x017F;&#x017F;e Dien&#x017F;te thut.</p><lb/>
          <p>Jn den nachfolgenden Jahren hat man das<lb/>
Ja&#x0364;ten nicht no&#x0364;thig, es wa&#x0364;re denn daß im zweyten<lb/>
Jahre die Melden &#x017F;ich ein&#x017F;chleichen wolten, welche<lb/>
mit leichter Mu&#x0364;he ko&#x0364;nnen heraus gezogen werden.<lb/>
La&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man aber &#x017F;olche darinnen &#x017F;tehen, &#x017F;o fa&#x0364;llt de-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0222] Sorten des Klees. hier und da aufgegangen, daß man die Stoͤcke wel- che allezeit faſt einen Schuh uͤber das andere Gras hervor wachſen, von weiten erkennen kan. Bey dieſer jetzo angefuͤhrten Art die Luſerne zu beſtellen, wuͤrde in der That alle Arbeit verge- bens geweſen ſeyn, wenn das Land vorher nicht waͤ- re zuſammen getreten oder gefuͤſſelt worden, denn da die Erde locker und hohl wuͤrde geblieben ſeyn, ſo wuͤrde erſtlich die Merzen-Luft aus dem lockern Grunde und Boden die Feuchtigkeit heraus geho- let und weggefuͤhret haben; zum andern wuͤrde der Luſerne-Same, weil er ſehr kleine und glatt iſt, alzutief in die Erde gefallen ſeyn, daß er hernach mit ſeinen zarten Keimen nicht vermoͤgend gewe- ſen waͤre hervor zu wachſen. Als der Same nach dem Anfange des Mayes aufgieng, und in ſeine Blaͤtter erwachſen war, wur- de er gejaͤtet, und vom Unkraute gereiniget. Nach zehen Tagen war dieſes Jaͤten abermal vorgenom- men; Nachhero wuchs er freudig in die Hoͤhe, daß er in dieſem Jahre zweymal konte abgemaͤhet wer- den. Und ich glaube gewiß, daß es auch zum drit- tenmale waͤre angegangen, wenn die Zubereitung des Landes vor Winters geſchehen waͤre, indem die Winter-Kraft, oder Winter-Feuchtigkeit, bey allen Gewaͤchſen groſſe Dienſte thut. Jn den nachfolgenden Jahren hat man das Jaͤten nicht noͤthig, es waͤre denn daß im zweyten Jahre die Melden ſich einſchleichen wolten, welche mit leichter Muͤhe koͤnnen heraus gezogen werden. Laͤſſet man aber ſolche darinnen ſtehen, ſo faͤllt de- ren

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/222
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/222>, abgerufen am 19.05.2024.