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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

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Vorrede.
sie sollen doch abgeben, so werden sie verdrüßlich,
die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der
Fürst hundert Unterthanen, die in seinem Lande
reichlich hätten leben können? Verlieret er hier-
durch nicht alle Einkünfte, die an ihm durch die
Nahrung, durch die Kleidungen und durch die
Wohnungen dieser Menschen würden gefallen
seyn? Heißt dieß das herrschaftliche Jnteresse
besorgen?

Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein-Es wird ei-
nigen Ein-
würfen be-
gegnet.

mal, diese Menschen gehen nicht sogleich aus dem
Lande. Das ist wahr, was helffen aber einem
Staate Unterthanen, die sich nicht ernähren kön-
nen? Fürs andere, sie können sich mit andern
Dingen beschäftigen, die einträglicher sind. Auch
dieß ist wahr. Allein können nicht andere diese
Arbeit treiben, wenn sich jene mit der ersten be-
schäftigen? Befördert nicht dieß den Flor des
Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh-
rung der herrschaftlichen Gefälle?

Ans diesem ersten Lehr-Satze folget der ande-Die andere
Lehre.

re, der nicht weniger irrig ist. Nemlich, sobald
einer im Lande etwas neues anfänget, so muß
man ihm auch eine neue Auflage machen.

Auch dieß ist gesehlt. Fängt einer etwas neues
an, der macht einen Versuch. Warum wil man
ihm Hindernisse setzen, da man ihm solte behülflich
seyn. Man warte bis er seine Sache zum Stan-
de gebracht hat. Alsdenn ist es Zeit zu urtheilen,
ob er eine Abgabe tragen könne oder nicht. Jn

bey-
c

Vorrede.
ſie ſollen doch abgeben, ſo werden ſie verdruͤßlich,
die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der
Fuͤrſt hundert Unterthanen, die in ſeinem Lande
reichlich haͤtten leben koͤnnen? Verlieret er hier-
durch nicht alle Einkuͤnfte, die an ihm durch die
Nahrung, durch die Kleidungen und durch die
Wohnungen dieſer Menſchen wuͤrden gefallen
ſeyn? Heißt dieß das herrſchaftliche Jntereſſe
beſorgen?

Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein-Es wird ei-
nigen Ein-
wuͤrfen be-
gegnet.

mal, dieſe Menſchen gehen nicht ſogleich aus dem
Lande. Das iſt wahr, was helffen aber einem
Staate Unterthanen, die ſich nicht ernaͤhren koͤn-
nen? Fuͤrs andere, ſie koͤnnen ſich mit andern
Dingen beſchaͤftigen, die eintraͤglicher ſind. Auch
dieß iſt wahr. Allein koͤnnen nicht andere dieſe
Arbeit treiben, wenn ſich jene mit der erſten be-
ſchaͤftigen? Befoͤrdert nicht dieß den Flor des
Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh-
rung der herrſchaftlichen Gefaͤlle?

Ans dieſem erſten Lehr-Satze folget der ande-Die andere
Lehre.

re, der nicht weniger irrig iſt. Nemlich, ſobald
einer im Lande etwas neues anfaͤnget, ſo muß
man ihm auch eine neue Auflage machen.

Auch dieß iſt geſehlt. Faͤngt einer etwas neues
an, der macht einen Verſuch. Warum wil man
ihm Hinderniſſe ſetzẽ, da man ihm ſolte behuͤlflich
ſeyn. Man warte bis er ſeine Sache zum Stan-
de gebracht hat. Alsdenn iſt es Zeit zu urtheilen,
ob er eine Abgabe tragen koͤnne oder nicht. Jn

bey-
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[0032] Vorrede. ſie ſollen doch abgeben, ſo werden ſie verdruͤßlich, die Arbeit bleibet liegen. Verlieret nun nicht der Fuͤrſt hundert Unterthanen, die in ſeinem Lande reichlich haͤtten leben koͤnnen? Verlieret er hier- durch nicht alle Einkuͤnfte, die an ihm durch die Nahrung, durch die Kleidungen und durch die Wohnungen dieſer Menſchen wuͤrden gefallen ſeyn? Heißt dieß das herrſchaftliche Jntereſſe beſorgen? Man kan hierbey zweyerley einwenden: Ein- mal, dieſe Menſchen gehen nicht ſogleich aus dem Lande. Das iſt wahr, was helffen aber einem Staate Unterthanen, die ſich nicht ernaͤhren koͤn- nen? Fuͤrs andere, ſie koͤnnen ſich mit andern Dingen beſchaͤftigen, die eintraͤglicher ſind. Auch dieß iſt wahr. Allein koͤnnen nicht andere dieſe Arbeit treiben, wenn ſich jene mit der erſten be- ſchaͤftigen? Befoͤrdert nicht dieß den Flor des Staats, und folglich eine dauerhafte Vermeh- rung der herrſchaftlichen Gefaͤlle? Es wird ei- nigen Ein- wuͤrfen be- gegnet. Ans dieſem erſten Lehr-Satze folget der ande- re, der nicht weniger irrig iſt. Nemlich, ſobald einer im Lande etwas neues anfaͤnget, ſo muß man ihm auch eine neue Auflage machen. Auch dieß iſt geſehlt. Faͤngt einer etwas neues an, der macht einen Verſuch. Warum wil man ihm Hinderniſſe ſetzẽ, da man ihm ſolte behuͤlflich ſeyn. Man warte bis er ſeine Sache zum Stan- de gebracht hat. Alsdenn iſt es Zeit zu urtheilen, ob er eine Abgabe tragen koͤnne oder nicht. Jn bey- Die andere Lehre. c

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/32>, abgerufen am 21.11.2024.