Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel. Von einigen
kan, so wil ich dannoch etwas weniges hiervon vor-
aus setzen.

Wie der weise Schöpfer allen Thieren einen
solchen Leib, und solche Gliedmasen gegeben, durch
welche sie, die ihrer Natur gemäsen Bewegungen,
bequem machen, und ihre Speise und Raub suchen,
und fangen können: so muß man oben dieses an den
Maulwürfen bewundern.

Weil die Regenwürmer ihre vornehmste, und
wie ich glaube, ihre einzege ordentliche Nahrung
sind, welche sie durch hin- und herwühlen unter
der Erde aufsuchen, so ist auch der ganze Bau ih-
res Leibes und ihrer Glieder so eingerichtet daß sie
dieses leicht bewerkstelligen können.

Sie haden eine kleine spitzige Schnautze, oder
Rüssel, und sehr zarte und spitzige Zähnlein, mit
welchen sie nicht sonderlich beissen können, und man
kan sie, wenn man ihrer habhaft werden kan, ohne
einzige Furcht, mit den Händen fangen. Wenn
man sich nur ein wenig in Acht nimt, daß man ih-
nen nicht mit den Fingern an die Schnautze kömt,
und nicht gar zu sicher mit ihnen spielet, so können
sie einem mit Beissen nichts anhaben.

Sie verrichten das Wühlen nicht mit Hülfe
der Zähne, wie die Hamster und Mäuse, welche bey
ihrem Wühlen meistentheils die Erde mit den
Zähnen los beissen, und hernach erst mit den Pfo-
ten heraus scharren. Der Augenschein giebt es
auch alsobald, daß die Schuautzen und Zähne der
Maulwürfe zu dieser Arbeit viel zu klein und zart
seyn.

Jhr

Das ſechſte Capitel. Von einigen
kan, ſo wil ich dannoch etwas weniges hiervon vor-
aus ſetzen.

Wie der weiſe Schoͤpfer allen Thieren einen
ſolchen Leib, und ſolche Gliedmaſen gegeben, durch
welche ſie, die ihrer Natur gemaͤſen Bewegungen,
bequem machen, und ihre Speiſe und Raub ſuchen,
und fangen koͤnnen: ſo muß man oben dieſes an den
Maulwuͤrfen bewundern.

Weil die Regenwuͤrmer ihre vornehmſte, und
wie ich glaube, ihre einzege ordentliche Nahrung
ſind, welche ſie durch hin- und herwuͤhlen unter
der Erde aufſuchen, ſo iſt auch der ganze Bau ih-
res Leibes und ihrer Glieder ſo eingerichtet daß ſie
dieſes leicht bewerkſtelligen koͤnnen.

Sie haden eine kleine ſpitzige Schnautze, oder
Ruͤſſel, und ſehr zarte und ſpitzige Zaͤhnlein, mit
welchen ſie nicht ſonderlich beiſſen koͤnnen, und man
kan ſie, wenn man ihrer habhaft werden kan, ohne
einzige Furcht, mit den Haͤnden fangen. Wenn
man ſich nur ein wenig in Acht nimt, daß man ih-
nen nicht mit den Fingern an die Schnautze koͤmt,
und nicht gar zu ſicher mit ihnen ſpielet, ſo koͤnnen
ſie einem mit Beiſſen nichts anhaben.

Sie verrichten das Wuͤhlen nicht mit Huͤlfe
der Zaͤhne, wie die Hamſter und Maͤuſe, welche bey
ihrem Wuͤhlen meiſtentheils die Erde mit den
Zaͤhnen los beiſſen, und hernach erſt mit den Pfo-
ten heraus ſcharren. Der Augenſchein giebt es
auch alſobald, daß die Schuautzen und Zaͤhne der
Maulwuͤrfe zu dieſer Arbeit viel zu klein und zart
ſeyn.

Jhr
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0180" n="166"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel. Von einigen</hi></fw><lb/>
kan, &#x017F;o wil ich dannoch etwas weniges hiervon vor-<lb/>
aus &#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Wie der wei&#x017F;e Scho&#x0364;pfer allen Thieren einen<lb/>
&#x017F;olchen Leib, und &#x017F;olche Gliedma&#x017F;en gegeben, durch<lb/>
welche &#x017F;ie, die ihrer Natur gema&#x0364;&#x017F;en Bewegungen,<lb/>
bequem machen, und ihre Spei&#x017F;e und Raub &#x017F;uchen,<lb/>
und fangen ko&#x0364;nnen: &#x017F;o muß man oben die&#x017F;es an den<lb/>
Maulwu&#x0364;rfen bewundern.</p><lb/>
          <p>Weil die Regenwu&#x0364;rmer ihre vornehm&#x017F;te, und<lb/>
wie ich glaube, ihre einzege ordentliche Nahrung<lb/>
&#x017F;ind, welche &#x017F;ie durch hin- und herwu&#x0364;hlen unter<lb/>
der Erde auf&#x017F;uchen, &#x017F;o i&#x017F;t auch der ganze Bau ih-<lb/>
res Leibes und ihrer Glieder &#x017F;o eingerichtet daß &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;es leicht bewerk&#x017F;telligen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Sie haden eine kleine &#x017F;pitzige Schnautze, oder<lb/>
Ru&#x0364;&#x017F;&#x017F;el, und &#x017F;ehr zarte und &#x017F;pitzige Za&#x0364;hnlein, mit<lb/>
welchen &#x017F;ie nicht &#x017F;onderlich bei&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen, und man<lb/>
kan &#x017F;ie, wenn man ihrer habhaft werden kan, ohne<lb/>
einzige Furcht, mit den Ha&#x0364;nden fangen. Wenn<lb/>
man &#x017F;ich nur ein wenig in Acht nimt, daß man ih-<lb/>
nen nicht mit den Fingern an die Schnautze ko&#x0364;mt,<lb/>
und nicht gar zu &#x017F;icher mit ihnen &#x017F;pielet, &#x017F;o ko&#x0364;nnen<lb/>
&#x017F;ie einem mit Bei&#x017F;&#x017F;en nichts anhaben.</p><lb/>
          <p>Sie verrichten das Wu&#x0364;hlen nicht mit Hu&#x0364;lfe<lb/>
der Za&#x0364;hne, wie die Ham&#x017F;ter und Ma&#x0364;u&#x017F;e, welche bey<lb/>
ihrem Wu&#x0364;hlen mei&#x017F;tentheils die Erde mit den<lb/>
Za&#x0364;hnen los bei&#x017F;&#x017F;en, und hernach er&#x017F;t mit den Pfo-<lb/>
ten heraus &#x017F;charren. Der Augen&#x017F;chein giebt es<lb/>
auch al&#x017F;obald, daß die Schuautzen und Za&#x0364;hne der<lb/>
Maulwu&#x0364;rfe zu die&#x017F;er Arbeit viel zu klein und zart<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jhr</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[166/0180] Das ſechſte Capitel. Von einigen kan, ſo wil ich dannoch etwas weniges hiervon vor- aus ſetzen. Wie der weiſe Schoͤpfer allen Thieren einen ſolchen Leib, und ſolche Gliedmaſen gegeben, durch welche ſie, die ihrer Natur gemaͤſen Bewegungen, bequem machen, und ihre Speiſe und Raub ſuchen, und fangen koͤnnen: ſo muß man oben dieſes an den Maulwuͤrfen bewundern. Weil die Regenwuͤrmer ihre vornehmſte, und wie ich glaube, ihre einzege ordentliche Nahrung ſind, welche ſie durch hin- und herwuͤhlen unter der Erde aufſuchen, ſo iſt auch der ganze Bau ih- res Leibes und ihrer Glieder ſo eingerichtet daß ſie dieſes leicht bewerkſtelligen koͤnnen. Sie haden eine kleine ſpitzige Schnautze, oder Ruͤſſel, und ſehr zarte und ſpitzige Zaͤhnlein, mit welchen ſie nicht ſonderlich beiſſen koͤnnen, und man kan ſie, wenn man ihrer habhaft werden kan, ohne einzige Furcht, mit den Haͤnden fangen. Wenn man ſich nur ein wenig in Acht nimt, daß man ih- nen nicht mit den Fingern an die Schnautze koͤmt, und nicht gar zu ſicher mit ihnen ſpielet, ſo koͤnnen ſie einem mit Beiſſen nichts anhaben. Sie verrichten das Wuͤhlen nicht mit Huͤlfe der Zaͤhne, wie die Hamſter und Maͤuſe, welche bey ihrem Wuͤhlen meiſtentheils die Erde mit den Zaͤhnen los beiſſen, und hernach erſt mit den Pfo- ten heraus ſcharren. Der Augenſchein giebt es auch alſobald, daß die Schuautzen und Zaͤhne der Maulwuͤrfe zu dieſer Arbeit viel zu klein und zart ſeyn. Jhr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/180
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/180>, abgerufen am 21.11.2024.