Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.ne, nach dreien Tagen nur auf die Nase meiner §. 13. In der Wirklichkeit sind die meisten See- ne, nach dreien Tagen nur auf die Naſe meiner §. 13. In der Wirklichkeit ſind die meiſten See- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0128" n="123"/> ne, nach dreien Tagen nur auf die Naſe meiner<lb/> Freunde. Doch muſs ſie eine gewiſſe Normal-<lb/> Zeit aushalten. In aſtheniſchen Nervenkrank-<lb/> heiten ermüdet ſie im Vortrage, beim Zuhören<lb/> und überhaupt im Verfolgen eines Gegenſtandes<lb/> des Denkens. Sie muſs zu oft wechſeln, zu oft<lb/> Ruhepunkte haben und nach ihrer Anſtrengung<lb/> bleibt ein Gefühl von Schwäche zurück. Man-<lb/> gel an Ausdauer und Bedürfniſs des Wechſels<lb/> verurſacht <hi rendition="#g">Flatterhaftigkeit</hi>. Die Seele<lb/> hüpft vor ſchneller Ermüdung von einem Gegen-<lb/> ſtand auf den andern, ohne einen feſthalten zu<lb/> können. In ſchwachen und ſtumpfen Köpfen iſt<lb/> dieſer Fehler habituell. Daher ſcheint die Narrheit<lb/> durchgehends mit einem hohen Grad von Flat-<lb/> terhaftigkeit verbunden zu ſeyn.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>§. 13.</head><lb/> <p>In der Wirklichkeit ſind die meiſten See-<lb/> lenkrankheiten <hi rendition="#g">Zuſammenſetzungen</hi>. Sie<lb/> entſtehn als unbedeutende Gröſsen, wachſen aber<lb/> im Fortwälzen, wie Schneelavinen, zu Maſſen<lb/> an, die den ganzen Mikrokosmus bouleverſiren.<lb/> Wir finden ſie in Gruppen und Züge, die die<lb/> Natur aus mehreren Arten in einem Individuum<lb/> zuſammenhäuft. Dieſe Gruppen beſtehn theils<lb/> aus lauter Seelenkrankheiten, theils aus Krank-<lb/> heiten von verſchiedner Natur. Ihr Cauſalver-<lb/> hältniſs iſt mannichfaltig.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0128]
ne, nach dreien Tagen nur auf die Naſe meiner
Freunde. Doch muſs ſie eine gewiſſe Normal-
Zeit aushalten. In aſtheniſchen Nervenkrank-
heiten ermüdet ſie im Vortrage, beim Zuhören
und überhaupt im Verfolgen eines Gegenſtandes
des Denkens. Sie muſs zu oft wechſeln, zu oft
Ruhepunkte haben und nach ihrer Anſtrengung
bleibt ein Gefühl von Schwäche zurück. Man-
gel an Ausdauer und Bedürfniſs des Wechſels
verurſacht Flatterhaftigkeit. Die Seele
hüpft vor ſchneller Ermüdung von einem Gegen-
ſtand auf den andern, ohne einen feſthalten zu
können. In ſchwachen und ſtumpfen Köpfen iſt
dieſer Fehler habituell. Daher ſcheint die Narrheit
durchgehends mit einem hohen Grad von Flat-
terhaftigkeit verbunden zu ſeyn.
§. 13.
In der Wirklichkeit ſind die meiſten See-
lenkrankheiten Zuſammenſetzungen. Sie
entſtehn als unbedeutende Gröſsen, wachſen aber
im Fortwälzen, wie Schneelavinen, zu Maſſen
an, die den ganzen Mikrokosmus bouleverſiren.
Wir finden ſie in Gruppen und Züge, die die
Natur aus mehreren Arten in einem Individuum
zuſammenhäuft. Dieſe Gruppen beſtehn theils
aus lauter Seelenkrankheiten, theils aus Krank-
heiten von verſchiedner Natur. Ihr Cauſalver-
hältniſs iſt mannichfaltig.
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